Rheinländer begrüßen Start-up-Pläne der Ampel Unternehmensgründung in 24 Stunden

Düsseldorf · Mehr Möglichkeiten für die Mitarbeiterbeteiligung – und die Hoffnung auf weniger Bürokratie: Die Start-up-Szene im Rheinland sieht im Koalitionsvertrag vielversprechende Ansätze.

 Viele Gründer klagen über Bürokratie.

Viele Gründer klagen über Bürokratie.

Foto: dpa/Patrick Pleul

Die Start-up-Szene hofft auf mehr Unterstützung für ihre Ziele durch die Bundespolitik. Und sieht sich durch den Ende November verabschiedeten Koalitionsvertrag sowie die ersten Wochen der Ampel-Minister bestärkt: „Man hat das Gefühl, dass die neue Regierung wirklich etwas verändern möchte“, sagt Timo Marks, Seriengründer und Landessprecher NRW des Bundesverbands Deutsche Startups.

SPD, Grüne und FDP streben laut Vertrag eine umfassende „Start-up-Strategie“ an, heißt es in dem Dokument. Die Gründer an Rhein und Ruhr haben die 178 Seiten dabei vor allem auf zwei große Themenfelder hin abgesucht. Erstens geht es um die sogenannte Mitarbeiterbeteiligung. Die ermöglicht es Unternehmen, ihrer Belegschaft in frühen Phasen Anteile zukommen zu lassen. Im Erfolgsfall gewinnen diese Beteiligungen schnell und deutlich an Wert. Start-ups, die zu Beginn häufig geringe Gehälter zahlen, wollen so begehrte Fachkräfte zu sich locken. Bislang wurde das Instrument aber aus Start-up-Sicht durch geringe Freibeträge und eine unvorteilhafte steuerliche Behandlung ausgebremst.

Eine entsprechende Gesetzesinitiative auf Bundesebene, die parteiübergreifend auch aus NRW unterstützt wurde, scheiterte jedoch noch im Sommer 2021 – unter dem damaligen Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD). Die neue Ampel-Koalition strebt jetzt einen neuen Anlauf an und will den Steuerfreibetrag erhöhen. Die Gründerszene würde den Betrag gerne von heute 1440 Euro auf mindestens 5000 Euro anheben. So konkret wird der Koalitionsvertrag nicht.

Doch Scholz-Nachfolger Christian Lindner (FDP) hat bereits Mitte Dezember das Projekt auf seine Agenda gerückt. Nach einem Gespräch mit seiner spanischen Amtskollegin Nadia Calviño kündigte er an: „Auch in Deutschland werde ich die Mitarbeiterkapitalbeteiligung im Vergleich zum Status quo deutlich verbessern.“ In der Start-up-Szene kommt dieses Signal gut an: „Es war sehr positiv zu sehen, dass er sich direkt zu dem Thema geäußert hat“, sagt Landessprecher Marks, „internationale Top-Talente durch Mitarbeiterbeteiligungen anzuziehen, ist für Start-ups erfolgskritisch.“

One-Stop-Shops statt Behördenmarathon

Die zweite große Baustelle für Gründer bleibt die Bürokratie. Im Branchenreport Deutscher Startup-Monitor aus dem vergangenen Herbst war die „Vereinfachung von Verwaltungsdienstleistungen“ die wichtigste Forderung an die Politik. Insbesondere wochen- oder monatelange Wartezeiten bei der Unternehmensanmeldung bremsen Start-ups und Investoren aus. Viele notwendige Formulare lassen sich noch nicht digital ausfüllen. In NRW soll das „Wirtschaft-Service-Portal“ des Landes zukünftig dabei helfen, auf Behördengänge und Briefe verzichten zu können. Die Möglichkeit der digitalen Gewerbeanmeldung gehört jetzt schon zu den meistgenutzten Dienstleistungen.

Die Pläne der Ampel-Koalition lässt die Gründerszene auf einen weiteren Bürokratieabbau hoffen: Angestrebt werden laut Koalitionsvertrag sogenannte „One-Stop-Shops“, also staatliche Anlaufstellen, die sich um alle Belange von angehenden Gründern kümmern – im Gegensatz zu einem heutigen Marathonlauf von Notaren über Amtsgerichten bis hin zu Kammern. „Ziel ist es, Unternehmensgründungen innerhalb von 24 Stunden zu ermöglichen“, so die ehrgeizige Vorgabe.

Auch an zahlreichen anderen Stellen im Koalitionsvertrag werden Start-ups in Scheinwerferlicht gestellt: Die jungen Digitalfirmen sollen sich etwa einfacher an öffentlichen Ausschreibungsprozessen beteiligen können oder für innovative Materialien leichter Zulassungen erhalten. Auch sollen sie künftig besser an öffentlichen Daten kommen, etwa aus dem Verkehrs- oder Energiebereich. Die können dabei helfen, neue Geschäftsmodelle zu entwickeln. Viel Potenzial für die Gründerwelt: „Ziel muss sein, den Technologiestandort Deutschland mit attraktiven Rahmenbedingungen für Start-ups zu stärken und wettbewerbsfähiger zu machen“, sagt Marks.

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