Constantin Schreiber und Firas Alshater Die Flüchtlingsreporter

Düsseldorf · Der eine ist in Berlin geboren, der andere nach Berlin geflüchtet. Trotzdem haben TV-Moderator Constantin Schreiber und Flüchtling Firas Alshater viel gemeinsam: Beide sprechen Arabisch und Deutsch, beide kämpfen für die Akzeptanz von Flüchtlingen. Wir haben die Flüchtlingsreporter zusammengeführt.

"Ich bin fix und fertig", sagt Firas Alshater und setzt ein breites Grinsen auf. Der Mann mit dem markanten Bart ist über Nacht zum Internet-Star geworden. Der syrische Flüchtling veröffentlichte auf Youtube ein humorvolles Video, in dem er sich schmunzelnd mit "den Deutschen" auseinandersetzt. Fast 200.000 Mal wurde es mittlerweile schon angeklickt.

"Ende 2014 habe ich versucht, dieses Video zu machen", sagt Alshater. "Damals habe ich viel über 'Pegida' gehört und hatte schon Angst, dass ich meine Sachen packen und zurück nach Syrien muss." Der Flüchtling wollte ein Zeichen setzen.

Er stellte sich mit verbundenen Augen auf den Berliner Alexanderplatz und breitete seine Arme aus. Nach und nach kamen die Leute auf ihn zu und schenkten dem syrischen Flüchtling eine Umarmung. "Ich wollte mit dieser Aktion Vertrauen aufbauen."

"Ich finde es großartig, was Firas da macht", lobt Constantin Schreiber. Der TV-Moderator sorgt mit seinem Online-Format "Marhaba — Ankommen in Deutschland" selbst seit Monaten für Schlagzeilen.

Schreiber spricht fließend Arabisch, lebte viele Jahre im Nahen Osten und will Flüchtlingen die Teilhabe am gesellschaftlichen Diskurs ermöglichen, einen Dialog möglich machen. "Man sieht ja an den Abrufzahlen, dass es sowohl bei Deutschen als auch bei arabischen Zuwanderern Interesse gibt", sagt der Journalist.

Das kann auch Firas Alshater bestätigen. "Ich habe viele Freunde, die Videos von Constantin teilen. Für viele Syrer, die neu nach Deutschland kommen, ist das eine große Hilfe." Beide wollen die Völker füreinander sensibilisieren und die Gesellschaft neu definieren — gemeinsam.

Während Constantin Schreiber in seinem Format auf Seriösität setzt, versucht es Firas Alshater mit verschmitztem Humor und Ironie. "Der Humor ist ein anderer Weg, die Realität zu zeigen. Mit meinem Witz kann ich dich zum Lachen bringen — egal wer du bist, wo du herkommst und ob du für oder gegen Flüchtlinge bist. Du wirst lachen, alle lachen", sagt Alshater.

Humor als gemeinsamer Nenner. Ein Ansatz, der offenbar ganz gut zieht. Firas Alshater bekam Zuschriften von Menschen, die offen gegen Ausländer sind, ihn aber sehr unterhaltsam finden. Das unterstreicht die Absurdität der Debatte. Negative Ereignisse werden pauschalisiert, Positivbeispiele als Ausnahmen hingestellt. Diese Widersprüche will der syrische Filmemacher mit seiner lockeren, unkomplizierten Art weiter aufdecken.

"Mein erstes Video war: Wer sind diese Deutschen? Es kommen aber noch mehr Videos, die zeigen sollen, wer eigentlich diese Flüchtlinge sind", sagt Alshater. "Aber wenn ich so ein Video mache, rede ich natürlich nicht über 24 Millionen Syrer oder 400 Millionen Araber. Ich nutze die Pauschalisierung, um den Witz zu unterstreichen."

Eigentlich wollte Firas Alshater Schauspieler werden. Als Assad-Kritiker und Gegner der Islamisierung war er in Syrien aber nicht mehr sicher und entschied sich dafür, in Deutschland einen Asylantrag zu stellen. Er will sein Studium forsetzen und hat nebenbei offenbar seine Berufung als "Flüchtlings-Youtuber" gefunden.

Constantin Schreiber und er haben das RP ONLINE-Interview übrigens direkt dazu genutzt, um ein gemeinsames Projekt zu planen: Schon in der kommenden Woche wollen die Flüchtlings-Reporter in Berlin zusammen eine Marhaba-Folge drehen.

(gol)
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