Erklär mir mal... Essen posten

Düsseldorf (RPO). Warum Menschen ihre heimischen Koch-Erzeugnisse bei Facebook ausstellen.

Wir haben uns an dieser Stelle schon über einige verurteilungswürdige Facebook-Macken ausgelassen. Pärchenfotos zum Beispiel. In letzter Zeit aber werden wir von einem Phänomen heimgesucht, das wie ein Virus um sich greift und alles andere an Überflüssigkeit weit übertrifft: Essen. Genauer gesagt, dass offensichtlich von einem unbändigen Stolz über die eigene Küchen-Leistung motivierte Posten von Pizzen, Lasagnen, Salaten oder Fleischbergen.

Nichts ahnend wandert man über die Startseite und erschrickt plötzlich furchtbar, weil man etwas zunächst undefinierbares vor sich sieht, das man erst auf den zweiten Blick als Nahrung erkennt. Darüber stehen begeisterte Selbstlob-Kommentare wie: "Selbst gemacht!" oder "Meine persönliche Kreation!". Diese Leute machen also das, was wir alle dann und wann machen — kochen — und finden danach, dass ihre 300 Facebook-Freunde, von denen sie zirka 230 noch nie begegnet sind, das Werk bestaunen müssen.

Es ist aber keine selbstgebaute Rakete, die zum Mond fliegen kann, es ist auch keine Kristallkugel, die Bundesliga-Ergebnisse voraussagen kann, es ist einfach nur Essen. Noch nicht mal sonderlich schönes Essen. Essen eben. Was treibt diese Menschen an? Welche verzerrte Selbstwahrnehmung lässt sie glauben, dass 300 andere Internet-User wissen wollen, was sie gleich in sich hineinstopfen werden? Und vor allem: Wenn sie schon ihr Essen posten, was kommt dann als nächstes?

Es fällt uns schwer, das zu sagen, aber wir gucken uns lieber eine 20-teilige Pärchen-Fotostrecke an als persönlich aufgebackene Tiefkühlpizza.

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