RP Plus Bettina Wulff, die First Class Lady

Düsseldorf (RPO). Attraktiv, blond, tätowiert: Bettina Wulff ist nicht nur die jüngste, sondern auch die schillerndste "First Lady" in der Geschichte der Republik. Wenn der Präsident reist, richten sich die Blicke auf dessen Frau. Jetzt krempelt die junge Mutter das private Anwesen in Berlin und das traditionelle Sommerfest kindgerecht um. Ihre Rolle hat die 37-Jährige gefunden.

Bettina Wulff spielt Basketball
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Zielstrebig, ehrgeizig, ja auch ein bisschen frech war Bettina Wulff, einst Bettina Körner, schon früher. So im April 2006. Die damals 32-Jährige war Pressereferentin des niedersächsischen Reifenherstellers Conti. Landesvater Christian Wulff hatte das Unternehmen zu einer Delegationsreise nach Südafrika eingeladen. Doch die Conti-Vorstände waren skeptisch, schätzten eher die Distanz zur Politik. Bettina Körner sah das anders. "Da müssen wir mit. Ich fahre", soll die PR-Expertin gesagt haben. So kam es auch. An einem lauen Sommerabend in Kapstadt lernte dann Christian Wulff die alleinerziehende Medienwissenschaftlerin kennen. Der Beginn einer Liebesbeziehung.

Die 1,84 Meter große Frau aus dem niedersächsischen Dorf Großburgwedel beschäftigte fortan die Öffentlichkeit. Im Sommer 2006 bekannte sich Ministerpräsident Wulff öffentlich zu seiner neuen Partnerin und trennte sich von seiner langjährigen Ehefrau Christina, die er noch im Jura-Studium kennengelernt hatte und mit der er Tochter Annalena hat. Die Wulffs waren eine konservative Bilderbuch-Familie. Für den braven, stets etwas bieder wirkenden CDU-Regierungschef, katholisch, war die Trennung eine heikle Angelegenheit. Es wurde gemunkelt, gelästert. Körner war als ausgehfreudige Frau in Hannover bekannt, in Discotheken gerne und oft gesehen. Ihre Tätowierungen (sie hat sogar zwei) waren Thema an den Stamm- und Frühstückstischen der Landeshauptstadt. Die unkonventionelle "Betty" war in aller Munde.

Der Aufruhr unter den Konservativen blieb indes aus. Geschickt hatte der Sprecher und Berater von Wulff, Olaf Glaeseker, die Trennung als großen Liebesroman über die "Bild"-Zeitung erklären lassen. Er gehe in Freundschaft aus seiner Ehe, sagte Wulff in einem emotionalen Interview. Damit war das Thema durch. Fortan stürzten sich die Medien auf die neue attraktive Frau an der Seite des Regierungschefs. Ihr Anspruchsdenken, einige sagen Luxusliebe, war in Hannovers feiner Gesellschaft rasch Thema Nummer eins. Angesprochen auf "die hübsche Neue", sollen einige Parteifreunde mit ironischem Unterton geantwortet haben: "Der Wulff hat doch gar keinen Porsche."

Die Idylle wurde Bettina zu langweilig

Wulff heiratete seine hochschwangere Bettina im März 2008 und zogen in ein Haus in ihrem Heimatdorf. Doch die Idylle wurde Bettina irgendwann zu langweilig, erzählen Weggefährte des Paares. "Sie ist viel ehrgeiziger als ihr Mann", sagt ein niedersächsischer Parteifreund von Christian Wulff. Sie sei auch eine treibende Kraft hinter der Bewerbung Christian Wulffs für das Präsidentenamt gewesen, heißt es. "So ein Dorf muss man auch mal verlassen", hatte Bettina Wulff selbst vor einem Jahr in einem Interview gesagt. In den Tagen nach dem Rücktritt von Horst Köhler im Mai vergangenen Jahres brachte sich Christian Wulff über Fahrensleute bei Kanzlerin Merkel rasch als Nachfolger ins Spiel. Der CDU-Mann, der sich intern oft für seine niedersächsische Parteifreundin Ursula von der Leyen als künftige Bundespräsidentin ausgesprochen hatte, wollte nun selbst ins Schloss Bellevue.

Seit über einem Jahr sind die Wulffs nun das ranghöchste Paar Deutschlands. Und Bettina Wulff hat längst ihre eigene, selbstbewusste Rolle in dem inoffiziellen Amt als "First Lady" gefunden. Es ist die einer erfrischend natürlichen, immer auf das Wohl der Kinder im Land bedachten Präsidentengattin. "Ich bin erst Mutter, dann First Lady", sagt Bettina Wulff gerne. Dass sie die berühmteste Patchwork-Familie der Republik sind, nutzen die Wulffs geschickt als Profilierungsinstrument. Im Haushalt Wulff leben drei Kinder. Der siebenjährige Leander ist Bettina Wulffs Kind aus erster Ehe, die 17-jährige Annalena ist die schon erwähnte Tochter Christian Wulffs aus erster Ehe. Linus, der an diesem Samstag drei Jahre alt wird, ist das gemeinsame Kind. Für ihn hat Bettina Wulff im Schloss Bellevue ein schmuckes Kinderzimmer gleich hinter dem Amtszimmer des Präsidenten einrichten lassen. Wenn Christian Wulff Gesetze unterschreibt, kann es sein, dass nebenan der kleine Linus mit dem neuen roten Feuerwehrhaus spielt. Auch die Präsidentenvilla in Berlin-Dahlem, einem noblen Villenviertel im Berliner Westen, wird gerade kindertauglich umgebaut. Das gesamte Dachgeschoss soll ein Kinderparadies werden.

Das Bild einer modernen Familie, die das tägliche Gerangel zwischen Job und Kindern im höchsten Amt vorlebt, hat die Wulffs im Volk beliebt macht. Die Popularitätswerte für den Präsidenten und seine Gattin sind seit dem Amtsbeginn stetig gestiegen. Von Joachim Gauck, den Rot-Grün 2010 überraschend gegen Wulff ins Rennen geschickt hatte und der im Wahlkampf um das höchste Staatsamt wochenlang als Freiheitskämpfer mit brillanten Reden die Republik begeisterte, redet heute kaum noch einer.

Sie besteht auch neben Carla Bruni

Und Wulff profitiert vor allem von seiner Frau, sagen Meinungsforscher. Mit ihrer unbekümmerten, fröhlichen Art punktet die "First Lady" bei öffentlichen Auftritten. Auf Auslandsreisen, wie zuletzt während der mehrtägigen Lateinamerika-Reise des Bundespräsidenten, ist es "Betty", welche die Schlagzeilen beherrscht. Mal begeistert die 37-Jährige die Boulevardmedien mit ihrer exklusiv-stilvollen Garderobe, in der sie auch neben Frankreichs Präsidentengattin Carla Bruni oder der niederländischen Prinzessin Maxima mühelos bestehen kann. Ein anderes Mal spielt sie mit formvollendeter Technik Basketball oder wirbt als Schirmherrin des Müttergenesungswerkes selbstbewusst für eine Kultur der Ungezwungenheit. "Ihr müsst nicht perfekt sein", rief Bettina Wulff neulich den Müttern dieser Republik zu. Alle ehrenamtlichen Tätigkeiten und Schirmherrschaften, die sie nach der Amtseinführung ihres Mannes angenommen hat, beschäftigen sich mit einer besseren Zukunft für Kinder.

Neben der siebenfachen Mutter und Arbeitsministerin Ursula von der Leyen ist es inzwischen Bettina Wulff, die wie kaum eine andere prominente Frau in der Republik das Thema Vereinbarkeit von Beruf und Familie und Kinderfreundlichkeit in Deutschland glaubwürdig besetzt. Mit teilweise ungewöhnlichen Ideen. So soll das traditionelle Sommerfest des Bundespräsidenten in diesem Jahr, eine gigantische Veranstaltung im Garten des Schlosses Bellevue mit mehr als 2000 Gästen, erstmals mit einer eigenen Kinderbetreuung ausgestattet werden. Als Christian Wulff vor knapp sechs Monaten zu seinem Antrittsbesuch nach Israel reiste, war es seine Frau, die sich im Vorfeld für die Mitreise von Wulffs jugendlicher Tochter Annalena ausgesprochen hatte. Ein starkes Signal, das Wulff, der erste nach dem Krieg geborene Präsident, damit an die Gastgeber sandte. Die Verantwortung der Deutschen für den Holocaust müsse an die folgenden Generationen weitergegeben werden, lautete die Botschaft in Jerusalem. Die Reise war ein voller Erfolg. Bettina Wulff war zu Hause geblieben.

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