Blauer Haken WhatsApp verrät, was Nutzer lesen

Düsseldorf · Der soziale Druck bei WhatsApp steigt. Der Messenger führt eine neue Funktion ein, mit der verraten wird, welche Nachrichten der Empfänger geöffnet hat. Allerdings ist dieser blaue Haken ein Trugschluss.

 Hier sehen Sie ein Beispiel für den blauen Haken hinter einer verschickten und gelesenen Nachricht bei WhatsApp.

Hier sehen Sie ein Beispiel für den blauen Haken hinter einer verschickten und gelesenen Nachricht bei WhatsApp.

Foto: WhatsApp Screenshot

Ein blauer Haken unter den Nachrichten zeigt an, dass der Nutzer eine Mitteilung nicht nur erhalten, sondern auch gelesen hat. Der Test in unserer Redaktion funktioniert bereits: Kurz eine Nachricht über WhatsApp verschickt. Zunächst erscheint wie gewohnt ein grauer Haken — die Nachricht hat den Server von WhatsApp erreicht.

Wenige Augenblicke später erscheint ebenfalls wie bisher der zweite graue Haken — die Nachricht ist vom WhatsApp-Server auf das Gerät des Empfängers ausgespielt worden. Jetzt beginnt die Neuerung: Wenn der Empfänger die Nachricht auch tatsächlich öffnet, färbt sich der doppelte graue Haken beim Sender der Nachricht blau. Kleine Änderung, große Wirkung.

Blauer Haken ist nicht zuverlässig

Wer sich allerdings zu 100 Prozent auf den blauen Haken verlässt, erleidet einen Trugschluss. Der blaue Haken ist keine Garantie, ob eine Nachricht tatsächlich gelesen wurde oder eben nicht. Wenn ein Haken grau bleibt, kann dies unterschiedliche Gründe haben.

Der Empfänger kann die Unterhaltung noch nicht geöffnet haben. Der Empfänger kann auch einfach eine ältere Version von WhatsApp einsetzen. Ein technisches Problem kann auch dafür sorgen, dass eine Nachricht zwar angezeigt wurde, es aber keine Rückmeldung gibt. Über diese Möglichkeiten weist WhatsApp selbst auf den eigenen Hilfeseiten hin.

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Foto: dpa, Mascha Brichta

Wer hofft, diese neue Funktion ausschalten zu können, wird enttäuscht sein: In den Datenschutz-Einstellungen können Nutzer den blauen Haken nicht deaktivieren. Dort kann weiterhin nur der Status, die Online-Zeit und das eigene Profilbild vor Fremden verborgen werden.

Angst vor sozialem Druck

Die ersten Medienberichte sind kritisch, auch die ersten Reaktionen der Nutzer in sozialen Netzwerken sind besorgt: Steigt der soziale Druck? Müssen wir ständig Ausreden erfinden, wenn wir nicht postwendend antworten? Wie wirkt sich die Funktionen auf Freundschaften und Beziehungen aus?

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Foto: dpa, abu htf

Die Funktion der Markierung von gelesenen Nachrichten ist allerdings keine Erfindung von WhatsApp. Der neue WhatsApp-Eigentümer Facebook hat bereits vor einiger Zeit eine ähnliche Funktion im eigenen sozialen Netzwerk eingeführt. Sobald eine Nachricht vom Empfänger gelesen wird, kann dies der Absender ebenfalls ablesen.

Mit der Einführung dieser Markierung gab es ein ähnliches Unwohlsein unter den Nutzern. In der öffentlichen Debatte ist diese Funktion allerdings schnell in Vergessenheit geraten. Befürchtungen, der soziale Druck würde am Ende sogar etliche Beziehungen zerstören können, sind nicht durch Berichte belegt worden. Einen wirklichen Vorteil hat diese Funktion allerdings auch nicht bewiesen.

Von daher schreiben wir es lieber noch einmal auf: Nur weil der Absender künftig weiß, ob eine Nachricht gelesen wurde, muss sich ein Empfänger nicht unter Druck gesetzt fühlen, auch postwendend zu antworten oder sich wilde Ausreden zu überlegen. Wann eine Antwort geschickt wird, kann sich der Nutzer immer noch selbst überlegen. Auch ohne schlechtes Gewissen.

(dafi)
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