Familienkonzerne Van Bylen geht mit mauen Zahlen

Düsseldorf · Henkel sei kein Sanierungsfall, beteuern der scheidende Chef Hans van Bylen und sein Nachfolger Carsten Knobel. Aber zwei der drei Sparten haben weiterhin starken Gegenwind. Nur das Geschäft mit Persil scheint makellos.

 Hans Van Bylen verlässt den Düsseldorfer Dax-Konzern zum Jahresende. Der Belgier war seit 2016 Henkel-Chef.

Hans Van Bylen verlässt den Düsseldorfer Dax-Konzern zum Jahresende. Der Belgier war seit 2016 Henkel-Chef.

Foto: dpa/Ina Fassbender

Der Konsumgüterkonzern Henkel muss weiter mit durchwachsenen Ergebnissen kämpfen. Der Umsatz bereinigt um Sondereffekte sackte im 3. Quartal um 0,3 Prozent ab. Das Ergebnis je Vorzugsaktie sank um fast zehn Prozent von 1,43 Euro auf 1,28 Euro. Und von den drei Sparten haben das besonders wichtige Geschäft mit Klebstofflösungen (“Adhesive Technologies“) und auch das mit Kosmetika/Haarpflege Gegenwind und verloren Umsatz. Nur die Traditionssparte Wasch- und Reinigungsmittel glänzt: Der Umsatz legte um vier Prozent zu, besonderer Lichtblick dabei:  Persil gewann mehr als zehn Prozent an Umsatz, in Europa und den USA kommen die neuen Vier-Kammer-Caps der Vorzeigemarke bestens an.

Obwohl die Aktie seit Van Bylens Amtsantritt im Mai 2016 rund 15 Prozent abgesackt ist, gab er sich optimistisch: „Henkel ist kerngesund“, antwortete der Belgier auf die Frage, ob der Konzern möglicherweise ein Sanierungsfall sei. Alleine der Begriff Sanierungsfall sei für Henkel „vollkommen fehl am Platz“, sagte Carsten Knobel. Er wird den Konzern ab Januar leiten und ist seit 2013 Finanzvorstand. Henkel habe eine „hervorragende Bilanz“ und nur 2,3 Milliarden Euro an Schulden, sagte er. In der Vergangenheit hatte  der 50-jährige Betriebswirt oft gesagt, Zukäufe in Höhe von vielen Milliarden Euro seien mit Krediten jederzeit locker finanzierbar.

Aktuell halten es  Marktbeobachter für denkbar, dass Henkel ein Kaufgebot von mehr als zehn Milliarden Euro für die zum Verkauf stehende Marke Wella abgibt. Auf  Nachfrage wollten  Van Bylen und Knobel das Thema Wella nicht kommentieren. „Zu  Marktgerüchten äußern wir uns nicht.“ sagten sie.

Dabei muss Van Bylen zugestanden werden, dass es Henkel im Vergleich zu vielen anderen  Konzernen noch immer gut geht: Der bereinigte Überschuss lag in den ersten neun Monaten des Jahres bei 1,8 Milliarden Euro. Auf jeden der rund 53.000 Mitarbeiter entfällt damit ein Reingewinn von mehr als 33.000 Euro in nur neun Monaten. Der Free-Cash-Flow als Summe aller freien Mittel lag bei 1,8 Milliarden Euro – viel Geld, um neue Investitionen und kleinere Zukäufe aus dem laufenden Geschäft zu bezahlen. Und auch der Börsenwert bleibt mit 39,5 Milliarden Euro gewaltig: Pro Mitarbeiter ist der Düsseldorfer Familienkonzern 745.000 Euro wert, die Post kommt nur auf ein Zehntel des Wertes pro Kopf.

Der künftige Chef Knobel muss trotzdem Tempo machen: So ließ Henkel in China viel zu hohe Lagerbestände aufbauen, die Bereinigung senkt nun Umsatz und Gewinn. Die hohe Abhängigkeit der Klebstoffsparte vom Autogeschäft ist ein Problem, jetzt wird versucht andere Geschäft auszubauen. Und auch  bei der Digitalisierung muss Henkel schnellere Fortschritte machen. Die Akie rutschte nach der Pressekonferenz leicht ab.

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