Mehrere Bootsunglücke Mehr als 57 Migranten ertrinken im Mittelmeer

Tunis/Istanbul · Vor der türkischen Küste und vor Tunesien sind erneut mehrere Boote gesunken. Die Küstenwachen konnten viel Opfer bergen, doch bei zwei Unglücken starben Dutzende Migranten.

 Mehrere hundert Migranten rettete im Mai die libysche Küstenwach aus sinkenden Booten (Archiv).

Mehrere hundert Migranten rettete im Mai die libysche Küstenwach aus sinkenden Booten (Archiv).

Foto: dpa/Hamza Turkia

Bei Bootsunglücken im Mittelmeer sind erneut Dutzende Migranten ums Leben gekommen. Vor der tunesischen Küste nahe der Inselgruppe Kerkenna starben mindestens 48 Menschen, als ihr Boot sank, teilte das tunesische Verteidigungsministerium am Sonntag der staatlichen Nachrichtenagentur Tap zufolge mit. Vor der türkischen Südküste spielte sich ein weiteres Drama ab: Dort ertranken nach Angaben der türkischen Küstenwache mindestens neun Menschen, darunter sechs Kinder.

68 Migranten aus Tunesien und anderen Ländern konnten vor der tunesischen Küste gerettet werden. Die Suche nach weiteren Überlebenden musste am Abend eingestellt werden. Die Opfer seien hauptsächlich Tunesier, aber auch acht Menschen, die nicht aus Tunesien stammen, sondern aus Staaten südlich der Sahara oder dem Nachbarland Marokko. Das Verteidigungsministerium geht davon aus, dass das Schiff wegen Überfüllung verunglückte - auf dem Boot sollen sich 180 Menschen befunden haben.

Vor Antalya sinkt ein Schnellboot

Der neue italienische Innenminister Matteo Salvini sagte bei einem Besuch in Sizilien zu dem Unglück: „Ziel ist es, Leben zu retten. Und das macht man, indem man die Abfahrten der Boote des Todes aufhält.“ Zuvor hatte er Stimmung gegen Migranten gemacht und unter anderem gesagt: „Für die Illegalen ist das schöne Leben vorbei, sie müssen die Koffer packen.“

Von Tunesien aus starten eigentlich wesentlich weniger Migranten auf Booten in Richtung Italien als vom Nachbarland Libyen aus. Die Inselgruppe Kerkenna in der tunesischen Provinz Sfax entwickelte sich aber zuletzt immer mehr zum Ausgangspunkt vieler illegaler Überfahrten. Im vergangenen Jahr hatten rund 5700 Tunesier versucht, Europa auf dem Seeweg zu erreichen.

Die türkische Küstenwache berichtete, vor der Küste der Provinz Antalya sei ein Schnellboot mit Flüchtlingen gesunken. Fünf Menschen an Bord seien von der Küstenwache beziehungsweise von einem Fischerboot gerettet worden. Zur Nationalität der Betroffenen machte die Küstenwache keine Angaben. Die EU-Kommission hatte kürzlich mitgeteilt, dass die Zahl der Migranten, die über die Türkei illegal in die EU kommen, in den ersten Monaten des Jahres wieder deutlich angestiegen sei.

(juju/dpa/ap)
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