Wohnen in Düsseldorf Baugruppe feiert Richtfest in Flingern

Düsseldorf · Zwei Mehrfamilienhäuser werden an der Rosmarinstraße von einer privaten Baugruppe geplant. Die Mitglieder können viel Geld sparen – müssen dafür aber engagiert dabei sein.

 Svenja Blumenhofer (Architektin; v.l.), Mareike Schnitter (Planung), Marian Adam Mizera und Yvonne Schilling (Architektin) beim Richtfest an der Rosmarinstraße

Svenja Blumenhofer (Architektin; v.l.), Mareike Schnitter (Planung), Marian Adam Mizera und Yvonne Schilling (Architektin) beim Richtfest an der Rosmarinstraße

Foto: Anne Orthen (ort)

Die Sonne strahlt, als Zimmermann Heiko Thüs auf dem Dachgeschoss nach altem Brauch den Bauherren viel Glück wünscht und danach sein Glas zerschmettert. Unten am Boden wird auch gestrahlt, denn alle zukünftigen Bewohnerinnen und Bewohner sehen ihr gemeinschaftliches Bauprojekt, die Erstellung zweier Mehrparteienhäuser mit insgesamt 14 Wohneinheiten an der Rosmarinstraße in Flingern-Nord, auf einem guten Weg.

Dieses Projekt ist anders, denn die Bauherren und -damen haben keine schlüsselfertige Immobilie gekauft, sondern als Baugruppe in der Rechtsform einer bürgerlich-rechtlichen Gesellschaft das Bauprojekt in Eigenregie realisiert. Die Gruppe hat Architektinnen beauftragt, die halfen, die zwischen 81 und 105 Quadratmeter großen Wohnungen nach individuellen Wünschen zu planen, und sie hat verschiedene Gewerke akquiriert. Die zukünftigen Mitbewohner haben aber auch schon mal selbst, etwa bei der Rodung des Grundstücks bei Baubeginn, tatkräftig Hand angelegt.

Nicht zuletzt wegen des sozialen Hintergrunds als familienfreundliches und gemeinschaftsförderndes Bauprojekt verkaufte die Stadt das Grundstück zu einem vergleichsweise günstigen Preis. „Die Eigeninitiativen bewirkten zudem, dass angesichts schwindelerregender Baupreise in Düsseldorf erhebliche Einspareffekte erzielt werden konnten“, sagt Christopher Richert, Sprecher des Baugruppenvorstands. „Die dürften bei rund 20 Prozent liegen“, konkretisiert Baugruppenmitglied Tomasz Halicki. Seine Firma hat gerade die Fenster eingebaut. „Zu einem guten Preis natürlich“, so Halicki.

Dass jetzt das Gemeinschaftsprojekt auf einem guten Weg ist, ist letztlich auch einem langen Vorlauf und einer sorgfältig abgestimmten Auswahl der einzelnen Gruppenmitglieder geschuldet, mit denen ein gemeinschaftliches Wohnen praktiziert werden soll. Bereits 2011, also sieben Jahre vor Grundsteinlegung, hatte Marian Adam Mizera die ersten Ideen zu dieser Art des Bauens entwickelt und nach Menschen gesucht, die seine Ideen attraktiv fanden. Bis 2016 verzeichnete die Baugruppe eine rege Fluktuation, denn persönliche Wünsche und die Ansichten einer Mehrheit passten nicht immer gleich zusammen. Zahlreiche, um ständigen Ausgleich bemühte Mitgliederversammlungen waren nötig, um das Bauprojekt voranzubringen.

Eine Herausforderung auch für Svenja Blumenhofer und Yvonne Schilling, Architektinnen von Planwerk aus Wuppertal. „Was innerhalb der Wohnungen baulich stattfindet, ist dann doch immer sehr individuell, da gibt es durchweg unterschiedliche Bäder und bei den Bodenbelägen ist es ebenso, und dann ist da eben Kommunikationsgabe gefordert“, sagt Svenja Blumenhofer. Eine Aussage, die Bauleiterin Mareike Schnitter mit unterschreiben kann.

Doch nicht nur Kommunikationsmodelle haben das Miteinander innerhalb der Baugruppe gefördert. So entstand bereits bei Ausschachtungsarbeiten eine prekäre Bausituation, da das Fundament des Nachbarhauses mit reichlich Beton stabilisiert werden musste. „Bei einem einzelnen Bauherrn hätte diese Situation bereits die Existenz gefährden können, bei uns gibt es den sozialen Effekt, dass die Last dann auf mehrere Schultern verteilt wird und nicht gleich zum Ruin führt“, sagt Vorstandsmitglied Matthias Meißner.

Ein großer Posten bis zum vorgesehenen Einzug im ersten Quartal 2020 ist die Gestaltung des Außenbereichs mit viel Grün sowie Spiel- und Grillplatz. „Wir würden uns freuen, wenn es Sponsoren gäbe, die uns diesbezüglich unterstützen würden“, sagt Margarete Richert.

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