"Tiger"-Bezwinger Gonzalez verliertBoxen: Halmich verteidigt WM-Titel
Karlsruhe (rpo). In ihrem Wohnzimmer hat Regina Halmich ihren Weltmeistertitel im Fliegengewicht erfolgreich verteidigt. Knapp 5.000 Zuschauer waren von dem aggressiven Kampfstil der 27-jährigen Karlsruherin begeistert. Zuvor erhielt sie eine Morddrohung.Halmich gewann erwartungsgemäß gegen Johanna Pena Alvarez aus der Dominikanischen Republik mit 3:0 Richterstimmen und verteidigte somit zum 33. Mal ihren WM-Titel erfolgreich. Halmich verbuchte damit den 44. Sieg in ihrem 45. Profikampf (und den 16. K.o. -Erfolg). Die einzige Niederlage hatte Halmich am 20. April 1995 in Las Vegas gegen Yvonne Travino kassiert. Mit Tränen in den Augen stieg Boxlady Regina Halmich in die Ringseile und genoss den Triumph in ihrer Heimatstadt in vollen Zügen. "Als ich gemerkt habe, wie das Publikum mitgeht, bin ich immer besser geworden. Die Atmosphäre hier in Karlsruhe war absolut einmalig - so wie ich es mir erträumt hatte. Ich bin mit meiner Leistung absolut zufrieden", sagte Halmich, nachdem sie dank einer kämpferisch überragenden Leistung gegen Johann Pena Alvarez aus der Dominikanischen Republik mit 3: 0-Richterstimmen gewonnen und somit ihren WIBF-Titel zum 33. Mal erfolgreich verteidigt hatte. Frauen-Fight auf hohem Niveau5074 begeisterte Zuschauer in der Karlsruher Arena sahen von Beginn an einen Frauen-Fight auf hohem Niveau und trugen ihre "verlorene Tochter" beim ersten Auftritt in ihrer Heimatstadt seit sechs Jahren mit "Regina"-Sprechchören zum 44. Erfolg im 45. Profikampf. Durchschnittlich verfolgten zudem rekordverdächtige 5, 37 Millionen Zuschauer (19,9 Prozent Marktanteil) das Duell live im ZDF. Trotz des großen Interesses war dem Hobbymodel nur zu Beginn der hohe Erwartungsdruck anzumerken, anschließend spielte sie gegen die stets gebückt boxende und immer wieder gefährlich agierende Alvarez ihre ganze Erfahrung und Klasse aus. "Wer bis jetzt nicht begriffen hat, wie gut Frauen-Boxen sein kann, der weiß es spätestens seit heute", sagte Promoter Klaus-Peter Kohl mit Pathos in der Stimme. Auch Weltmeister Sven Ottke, der sich zum ersten Mal einen Frauen-Kampf live ansah, war angetan von der Vorstellung der gelernten Rechtsanwaltsgehilfin. "Das war eine sehr starke Leistung von Regina. Sie war unheimlich impulsiv und wollte den Fans unbedingt etwas zeigen", meinte der Berliner. Morddrohung vor dem KampfAllerdings wäre Halmich wahrscheinlich mit schlotternden Knien in den Ring gestiegen, hätte sie von der vor Kampfbeginn beim Management eingegangenen Morddrohung gewusst. "Ich habe es erst nach dem Kampf von meinem Trainer erfahren. Es hat jemand angerufen und gesagt, wenn ich die Halle betrete, werde ich abgestochen." Promoter Kohl wollte den Vorfall indes nicht überbewerten. "Wenn wir auf jede dieser Drohungen reagieren würden, könnten wir gar keine Kämpfe mehr veranstalten". Schlotternde Knie hatte zunächst auch der neue WBO-Champ im Halbschwergewicht, der Ungar Zsolt Erdei. Vor dem als "Revanche für den Tiger" titulierten Kampf gegen den Mexikaner Julio Cesar Gonzalez, der im Oktober dem Deutsch-Polen Dariusz Michalzcewski den WM-Titel entrissen hatte, war der Bronzemedaillen-Gewinner der Olympischen Spiele 2000 in Sydney "so nervös wie noch nie in meinem Leben". "Alles was Erdei hatte, hatte Gonzalez nicht"Was der von Trainer Fritz Sdunek trainierte 29-Jährige bei seinem WM-Debüt dann aber an Beweglichkeit und Schlagkraft präsentierte, riss nicht nur die rund 750 ungarischen Anhänger von den Stühlen. In Runde zwölf stand der wankende "Ein-Mal-Weltmeister" Gonzalez sogar kurz vor dem K.o.. "Gonzalez hat völlig konfus geboxt. Alles was Erdei hatte, hatte Gonzalez nicht", meinte Sven Ottke. Der sympathische Erdei selbst feierte derweil gleich bei der Pressekonferenz eine kleine Party, ließ sich fröhlich beim Biertrinken fotografieren und freute sich darauf, "endlich wieder meine Familie an mich drücken zu können und ein wenig Urlaub in Budapest zu machen". Selbst der Riss beider Trommelfelle konnte dem neuen Champion die gute Laune am Samstag nicht verderben: "Ihr müsst alle ein bisschen lauter reden, denn ich höre fast nichts mehr." Ein Duell Erdei-Michalczewski wird es nicht geben. Der "Tiger", der am 23. Januar in Hamburg am Meniskus operiert wird, will sein Comeback im Mai geben. Als mögliche Gegner stehen im Halbschwergewicht WBA-Titelträger Silvio Branco sowie im Cruisergewicht WBO-Champion Johnny Nelson aus Großbritannien im Raum. Allerdings wird Branco seinen Titel zunächst noch gegen den Franzosen Fabrice Tiozzo verteidigen.