Über zwei Minuten Rückstand auf Sieger WeißrusslandBiathlon: Deutsche Herren-Staffel nur auf Platz fünf
Ruhpolding (rpo). Beim Biathlon-Weltcup in Ruhpolding ist die deutsche Herren-Staffel nicht über einen enttäuschenden fünften Platz hinausgekommen. Auf Sieger Weißrussland hatten die deutschen Herren am Ende über zwei Minuten Rückstand. Im Schneesturm von Ruhpolding haben die deutschen Biathlon-Weltmeister vollkommen den Überblick verloren und mit Rang fünf im Weltcup-Staffelrennen die Generalprobe für die in drei Wochen beginnende WM in Oberhof (6. bis 15. Februar) gründlich verpatzt. Die Oberhofer Peter Sendel und Sven Fischer, Lokalmatador Ricco Groß und der überraschend anstatt von Frank Luck nominierte Michael Greis (Nesselwang) lagen im Ziel deutliche 2:00, 8 Minuten hinter Weißrusslands Quartett, das seinen ersten Saisonsieg überschwänglich feierte. "Wenn die Generalprobe in die Hose geht, klappt es oft bei der Aufführung besser", meinte Greis, nachdem er kopfschüttelnd ins Ziel gefahren war und mit einem Schulterzucken bei 12.000 enttäuschten Fans um Entschuldigung gebeten hatte. Einen Tag nach dem grandiosen Staffelsieg der deutschen Damen "haben wir einen Fingerzeig dafür erhalten, wie schnell es bei der WM gehen kann, dass wir neben dem Siegerpodest stehen", fand Frank Ullrich. Der Bundestrainer grantelte über "Fehler, die sich am Ende komplex summierten. Wir haben einige Schlumpschützen im Team gehabt, und bei anderen lief es wieder auf der Strecke nicht. Da fällt man eben ruckzuck einmal auf den fünften Platz zurück." Ullrich nahm nur Schlussmann Greis aus der Kritik: "Der hat seine Sache gut gemacht und gezeigt, dass er unter Druck die Nerven im Griff behält." Luck abkommandiertUllrich hatte ausgerechnet bei der WM-Generalprobe auf den Einsatz seines langjährigen Stamm-Läufers Frank Luck verzichtet und den Oberhofer Routinier stattdessen zum Training in die Wälder des Chiemgau abkommandiert. "Der Lucki soll erst einmal seine Individual-Leistungen in Ordnung bringen. Wir brauchen ihn bei der WM, aber dazu muss er auch Leistung anbieten", begründete der Coach. Statt des ausgebufften Luck stellte der Coach den in Staffelrennen weitgehend unerfahrenen Greis auf die Position des Schlussläufers. Rückschlüsse auf eine mögliche WM-Staffel aber wies Ullrich zurück. "In Oberhof werden die vier laufen, die in den Einzelrennen den der WM den besten Eindruck hinterlassen. Da hat auch der Lucki wieder seine Chance." Dringend empfohlen für einen Einsatz in der WM-Staffel des Titelverteidigers hat sich in Ruhpolding eigentlich niemand. "Alter Schwede, war das anstrengend", stöhnte Peter Sendel, der das DSV-Quartett vom Start weg auf Rang drei lief. "Ich dachte, ich komme überhaupt nicht vorwärts." Bereits nach der Startrunde war klar, dass es eine der langsamsten Weltcup-Staffeln (Siegerzeit 1:43 Stunden gegenüber 1:26 vom Vorjahr) werden würde. Etwa sieben Minuten länger als normal war Sendel im starken Schneegestöber unterwegs, konnte aber wenigstens mit guten Ski seinen Coach beruhigen. "Das wird heute eine Wahnsinns-Herausforderung für die Athleten und vor allem auch für die Skitechniker", hatte der Coach vermutet. "Das Material war okay", signalisierte Sendel. Fischer patzteDer Optimismus im deutschen Team war aber wenige Minuten später schon wieder vorbei, als Sven Fischer beim Schießen patzte und sich eine Strafrunde einhandelte. "Ich bin einfach nicht in meinen Rhythmus gekommen. Bis zur WM muss ich das Schießen unbedingt noch in den Griff bekommen", meinte Fischer. "Die Strafrunde hat uns das Genick gebrochen", urteilte Ullrich, dessen Team bereits bei Halbzeit des Rennens aussichtslos Minuten zurücklag. Trotz des Schneesturmes im eigentlich windgeschützten Biathlon-Zentrum am Zirmberg stand eine Absage des Rennens nicht zur Diskussion. "Die Bedingungen waren für alle extrem schwierig, aber sie waren für alle gleich und nicht ungerecht. Denn beim Staffelrennen starten alle Teams gemeinsam", sagte der deutsche Teamchef Martin Löchle. In Ruhpolding steht am Freitag (14.15 Uhr) das Sprintrennen der Damen auf dem Programm. Für das Chiemgau ist dann erneut Schneesturm avisiert. Biathlon, Weltcup in Ruhpolding, Staffelrennen: Herren über 4x7,5 km: 1. Weißrussland (Alexander Syman/Wladimir Dratschew/Rustam Valiullin/Oleg Ryschenkow) 1:43:43, 7 Stunden/0 Strafrunden nach Schießfehler, 2. Norwegen (Egil Gjelland/Lars Berger/Frode Andresen/Halvard Hanevold) 0:36,3 Minuten zurück/1, 3. Russland (Filipp Schulman/Sergej Konowalow/Sergej Roschkow/Sergej Tschepikow) 0:50,7/1, 4. Frankreich 1:40,7/1, 5. Deutschland 2:00,8/1, 6. Polen 3:23,5/2, 7. Schweden 3:56,1/0, 8. Japan 4:35,9/4, 9. Finnland 4:58,7/4, 10. Italien 5:09,8/4. Stand im Staffel-Weltcup nach drei von vier Rennen: 1. Norwegen 130 Punkte, 2. Frankreich 129, 3. Deutschland 124, 4. Russland 123, 5. Weißrussland 116, 6. Schweden 109, 7. Österreich 84, 8. Finnland 76, 9. Japan 74, 10. Italien 72.