Flutkatastrophe im Ahrtal: Staatsanwaltschaft stellt Ermittlungen gegen ehemaligen Landrat ein
EILMELDUNG
Flutkatastrophe im Ahrtal: Staatsanwaltschaft stellt Ermittlungen gegen ehemaligen Landrat ein

ANZEIGE Stadtteil-Porträt (3): RP und Stadtwerke unterwegs in... Wiescheid: Wasserburg ist das Schmuckstück

Langenfeld · Die Wiescheider genießen es, in wenigen Schritten in der Natur zu sein. Der Lärm der nahegelegenen A3 und der Bahnstrecke trüben die Idylle jedoch.

 Wiescheids Wahrzeichen: Im Förderverein kümmern sich Vorsitzender Lothar Marienhagen und sein Team um die Wasserburg Haus Graven.

Wiescheids Wahrzeichen: Im Förderverein kümmern sich Vorsitzender Lothar Marienhagen und sein Team um die Wasserburg Haus Graven.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Felder, Pferdeweiden und Wald – der östliche, mit rund 3500 Einwohnern kleinste Langenfelder Stadtteil, liegt  im Grünen. Und diesen Vorteil schätzen Alteingesessene ebenso wie die vielen Neubürger, die aus den umliegenden Großstädten hierher gezogen sind. Dafür nehmen sie weitere Wege in die City gerne in Kauf, bedauern allerdings, dass es hier keinen echten Ortskern gibt. Lothar Marienhagen (72) ist ein Zugezogener. Allerdings lebt er mit seiner Familie bereits seit 25 Jahren in Wiescheid. „Das ist hier noch immer eine dörflich geprägte Gemeinschaft.“ Es dauere, bis man richtig dazugehört, sagt der Vorsitzende des Fördervereins der Wasserburg Haus Graven aus Erfahrung

Neben den Einfamilienhäusern und Doppelhaushälften liegt Haus Graven etwas versteckt im Naturschutzgebiet. Die Wasserburg ist ein wahres Schmuckstück. Sie wurde vermutlich um 1300 als Nachfolgeburg der früher 800 Meter nördlich gelegenen „Motte Schwanenmühle“ erbaut. Nach der Zerstörung in Dreißigjährigen Krieg wurde nur die einstige Vorburg bis 1656 wieder aufgebaut. Heute gibt es dort dank des Fördervereins Kunstausstellungen, Konzerte, Ritter- und Burgfeste. Heiratswillige finden einen romantischen Ort für ihre Eheschließung. Und es gibt ein Café, das allerdings nur tagsüber und zu bestimmten Zeiten geöffnet ist. Das sei bedauerlich, findet Marienhagen. Schließlich hätten in den vergangenen 25 Jahren drei Wiescheider Gasthöfe geschlossen. „Es gibt hier keine Lokale mehr.“ Auch die Bürgerhalle dürfe wegen Lärmschutzauflagen seit einigen Jahren nicht mehr genutzt werden.

 Haus Graven liegt idyllisch mitten im Naturschutzgebiet.

Haus Graven liegt idyllisch mitten im Naturschutzgebiet.

Foto: RP/Petra Czyperek

Lange war die Zukunft der Wasserburg ungewiss, Doch der Stadtrat beschloss im Juli dieses Jahres den Kauf der mittelalterlichen Anlage zum Preis von 600.000 Euro. Die Verwaltung soll ein Stiftungsmodell erarbeiten, das neben den kulturellen Angeboten des Fördervereins auch eine Bildungsstätte für den Naturschutz vorsieht. Vorbild sei das Naturschutzzentrum Bruchhausen. Als Partner könnten Nabu, BUND und der Langenfelder Umwelt- und Verschönerungsverein mit ins Boot genommen werden. Dafür müssten die Räume neu zugeschnitten und geplant werden. Lothar Marienhagen geht davon aus, dass der Bereich Naturschutz rund 50 Prozent der Fläche erhält. Ziel sei es, die Wasserburg auf Dauer für jedermann zugänglich zu machen. Auch das gastronomische Angebot solle erweitert werden.

In Wiescheid gibt es einen Discounter (Aldi) an der Ohligser Straße, ein Reisebüro mit Postagentur, einen Bäcker, einen Friseur. „Und es praktiziert eine Allgemeinmedizinerin im Ortsteil“, betont der 72-Jährige. Viele Alteingesessene fahren aber trotzdem gerne zum Einkaufen und Ausgehen nach Ohligs, dem direkt angrenzenden Solinger Stadtteil. Von Wiescheid ist es ins dortige Zentrum genauso weit wie in die Langenfelder Innenstadt“, sagt Marienhagen. Und für Pendler und Fernreisende nicht unwichtig: In Ohligs gibt es einen Bahnhof mit IC-Anschluss.

Eingebettet in Wälder, Felder und Pferdeweiden liegt der kleinste Langenfelder Ortsteil. 

Eingebettet in Wälder, Felder und Pferdeweiden liegt der kleinste Langenfelder Ortsteil. 

Foto: RP/Petra Czyperek

Ganz ohne Freizeitangebote müssen die Menschen in Wiescheid aber nicht auskommen: Es gibt beispielsweise den Tennisclub, den Fußballverein GSV, den Schützenverein Landwehr und den Kleingartenverein Tannenbusch. Die CDU organisiert einmal im Jahr das „Pöttfest“. Dann kommen die Nachbarn am alten Brunnen an der Parkstraße zusammen, um zu feiern. Der Brunnen war früher die zentrale Wasserstelle im Ort.

Unmittelbar neben der Wasserburg liegt das Gelände der Luftsportgruppe Erbslöh. Die Segelflieger haben 261 Mitglieder, davon betreiben 124 den Luftsport aktiv, sagt Vereinssprecher Jürgen Fischer. Die Piloten kommen aus dem gesamten Kreis Mettmann. Beim traditionellen Flugplatzfest im Spätsommer starten Doppeldecker-Oldtimer, lautlose Segelflieger und Hochleistungs-Kunstflugmaschinen.

In der Kirche St. Maria Rosenkranzkönigin beten Katholiken aus Langenfeld und Solingen.

In der Kirche St. Maria Rosenkranzkönigin beten Katholiken aus Langenfeld und Solingen.

Foto: RP/Petra Czyperek

Dank der Neubaugebiete platze die Gemeinschaftsgrundschule inzwischen wieder aus allen Nähten – nachdem sie vor einigen Jahren wegen des demografischen Wandels sogar kurz vor der Schließung gestanden habe. Das letzte größere Neubaugebiet, auf dem Einfamilienhäuser entstanden sind, befinde sich am Härterweg, zwischen Schlieper-, Park-, Turmstraße und Kirschbaum, berichtet der städtische Planungsamtsleiter Stephan Anhalt. Seit 2010 wurden auf dem Areal 60 Einfamilienhäuser gebaut. Zur Zeit würden in Wiescheid aber nur noch einzelne Projekte realisiert. Aktuell plane die Stadt, auf dem ehemaligen Firmengelände Rux (Aluminiumtechnik) an der Elberfelder Straße ein größeres Mehrfamilienhaus. „Das Bebauungsplanverfahren läuft gerade“, informierte der Stadtplaner.

Die Lage im Grünen bewahrt die Wiescheider  aber nicht vor Verkehrsbelastungen. Je nach Windrichtung leiden sie mal unter dem nächtlichen Güterverkehr auf der Bahnstrecke oder unter den Fahrgeräuschen auf  der Autobahn. Es gibt ständig Staus an der Auf- und Abfahrt sowie Schleichverkehr durch die Wohngebiete. Durch gerade im Verkehrsausschuss beschlossene Tempo-30-Schilder und Rechts-vor-links-Regelungen sollen die durchfahrenden Autos aber demnächst ausgebremst werden.

Für ältere Wiescheider ist ein Begegnungstreff geplant. Die Gründung ist für Freitag, 25. Oktober, 10 bis 12 Uhr im Pfarrheim, Kirchstraße 39, vorgesehen. Infos und Anmeldung unter Tel. 02173 - 7942321.

RP Digital ist weder für den Inhalt der Anzeigen noch für ggf. angebotene Produkte verantwortlich.