ANZEIGE Barrierefreier Urlaub Hürden nehmen

Menschen mit Handicap wollen genauso unbeschwert Urlaub machen wie alle anderen. Das geht leichter, wenn es eine barrierefreie Infrastruktur gibt – wie vielerorts in Mecklenburg-Vorpommern. Wie gut das funktioniert, zeigt ein Tag in Rostock mit dem blinden Goalball-Nationalspieler Reno Tiede.

Barrierefrei durch Mecklenburg-Vorpommern
5 Bilder

Barrierefrei durch Mecklenburg-Vorpommern

5 Bilder
Foto: TMV/Tiemann

Ein junger Mann sprintet durch den Rostocker Bahnhof, hastet die Treppe zu den Gleisen der Straßenbahn hinunter und springt im letzten Moment in den Zug. Geschafft! Reno Tiede, Leistungssportler aus Rostock, war knapp dran. Und: Der 29-Jährige ist stark sehbehindert, gilt mit einem Prozent Sehfähigkeit offiziell als blind. Wir wollen wissen, wie gut Tiedes Heimatstadt auf Menschen mit Handicap eingestellt ist – und begleiten ihn einen Tag lang kreuz und quer durch die Hansestadt.

Der Rostocker gehört zum Goalball- Nationalkader. Ganz wesentlich ist es seinem Engagement zu verdanken, dass die Stadt heute eines der deutschen Leistungszentren des populären Blindensports ist. Denn Reno Tiede ist ein Macher – ob trotz, wegen oder ungeachtet seines Handicaps: Er ist Mitgründer des Rostocker Goalballclubs und wirkte an der Gründung der Goalball-Bundesliga im Jahr 2013 mit. Die 2019 in Rostock ausgetragene Goalball-EM geht entscheidend auf seine Initiative zurück. Im Sport wie auch im Umgang mit seiner Sehbehinderung schont er sich nicht, zwingt sich immer wieder an seine Grenzen. Er joggt und fährt sogar Rad, denn das trainiere die Wahrnehmung und schärfe die Sinne, sagt er. „Klar, ich könnte es mir leichter machen“, meint Reno Tiede. „Aber das ist nicht mein Stil.“ Im Alltag nutzt er meist Bahn und Bus. Und er ist froh, dass es in Rostock – und in ganz Mecklenburg-Vorpommern – mittlerweile eine ganze Menge barrierefreier Angebote gibt. Die nützen ihm genauso wie Gästen.

Exponate ertasten

Mit der S-Bahn fahren wir zum IGA-Park, ins Schifffahrtsmuseum, das im Bauch der MS Dresden untergebracht ist, einem ausgemusterten Frachtschiff. Hunderte Exponate zur Geschichte des Schiffbaus sind hier zu sehen – Reno Tiede hingegen ertastet die Schiffsmodelle, Steuerräder und Maschinentelegrafen. Über den Kopfhörer hört er dabei, was er vor sich hat.

Am Strand in Warnemünde treffen wir Tiedes Freundin Charlotte mit dem gemeinsamen Sohn Kilian. Sicher steuern die jungen Eltern den Kinderwagen durch das Gewusel an der Strandpromenade bis auf den Strand. Ausgelassen toben die drei dort durch den Sand. Dass nur der kleine Kilian normal sieht, fällt niemandem auf. Charlotte kam mit einer Sehfähigkeit von rund zwei Prozent zur Welt. Reno sah als Achtjähriger noch normal – eine Erkrankung des Sehnervs ließ ihn danach fast erblinden. Reno nimmt Kontraste wahr, sieht Umrisse. Es hilft ihm, dass er von früher weiß, wie die Welt und die Dinge darin aussehen. Und dass ihm Barrierefreiheit an vielen Orten den Alltag erleichtert.

Barrierefreiheit nützt allen

Die sieht zum Beispiel so aus: Rostock hat ein gut ausgebautes ÖPNV-Netz, Linie und Fahrtrichtung etwa der Straßenbahnen werden bei der Einfahrt an der Haltestelle angesagt, ein taktiles System weist den Weg – an den Handläufen im Bahnhof ist in Braille- und Normalschrift eingeprägt, wohin die Treppe führt. Oftmals dienen barrierefreie Einrichtungen ja auch nicht nur Menschen mit Handicap: Rolli-Rampen sind auch für Kinderwagen und Rollkoffer nützlich. Und ein akustisches Signal an Fußgängerampeln nützt auch dem, der beim Warten aufs Smartphone schaut.

Durch Audioguides in Museen erfahren Blinde, was sie nicht sehen können – und Sehende mehr, als ihre Augen wahrnehmen können. Im Mecklenburgischen Staatstheater in Schwerin liefert ein Sprecher die Audiodeskription zu manchen Stücken live über den Kopfhörer. Das Staatliche Museum Schwerin ermöglicht mit Führungen in Gebärdensprache und einem Audioguide in Leichter Sprache kulturelle Teilhabe, der Wismarer Rolli-Stadtplan zeigt barrierefreie Wege durch die Stadt. Reisenden mit Handicap hilft auch das Siegel „Reisen für Alle“, ihren Urlaub vorab gut zu organisieren: Es kennzeichnet deutschlandweit barrierefreie Einrichtungen und Betriebe. In Mecklenburg-Vorpommern werden es immer mehr. Die ersten Hürden auf dem Weg zum Urlaubsland für alle sind also längst genommen.

Mehr Infos zu Urlaub ohne Barrieren: www.auf-nach-mv.de/barrierefrei

RP Digital ist weder für den Inhalt der Anzeigen noch für ggf. angebotene Produkte verantwortlich.