ANZEIGE Mecklenburg-Schwerin Ein Schloss aus Papier

Filigraner Raumschmuck aus Pappmaché eroberte im 18. Jahrhundert von Ludwigslust aus Europa – denn Papier war ein günstiges, leichtes Material. Heute besinnt man sich in der Residenzstadt wieder auf die alte Kunsthandwerkstechnik, mit der man täuschend echt fast alles imitieren konnte: Bronze, Holz, Stuck und Marmor zum Beispiel.

Ein Schloss aus Papier
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Foto: TMV/Tiemann

Man nehme eine Handvoll Papierschnipsel. Dazu einen Esslöffel Stabilisator und einen mit Kleister. Die genaue Rezeptur wird nicht verraten. „Das reicht für zwei kleine Puttenengel“, erklärt Norbert Leithold – Restaurator, Autor und irgendwie auch ein markanter Typ. Mit seiner Familie hat er zu Hause eine kleine Pappmaché-Manufaktur eingerichtet. Aber was heißt hier schon „zu Hause“: 2011 kauften die Leitholds das klassizistische Palais Bülow in Ludwigslust – eher zufällig. Die Familie suchte ein altes Haus und das um 1830 für den Oberhofstallmeister Vollrath von Bülow errichtete Gebäude schien gut erhalten zu sein.

Erst später entdeckten die neuen Besitzer, dass das Haus auch wahre Schätze beherbergte. Im Heizhaus, das wegen des Gerümpels im Garten zunächst nicht zugänglich war, fand die Familie wertvolles Parkett, Originaltüren und alte Pappmaché-Ornamente. Die Leitholds verwarfen daraufhin die Idee, dem Palais einen modernen inneren Anstrich zu geben, und stellten es in liebevoller Detailarbeit wieder her. Dabei befasste sich Norbert Leithold mit der von der Ludwigsluster Carton-Fabrique im 18. Jahrhundert bis zur Perfektion betriebenen Kunst der Ornamentik aus Pappmaché, die es sonst nirgendwo so ausgeprägt gab.

Im Rahmen von Hausführungen kann man das gelungene Ergebnis dieser Beschäftigung an den Decken bewundern. Zudem bietet die Familie Workshops an, in denen Gäste die Technik kennenlernen können.

Das Palais Bülow ist eine von 20 Stationen entlang der ManufakTour-Route in Westmecklenburg. Dass Pappmaché auch ein paar Nummern größer geht, zeigt ein Rundgang durch Schloss Ludwigslust und die Stadtkirche, die das größte Barock-Ensemble Mecklenburgs bilden. Dabei kommt man aus dem Staunen gar nicht mehr heraus: Die wunderschönen Pflanzenornamente im Goldenen Saal des Schlosses: aus alten Akten zusammengeklebt. Die Altarleuchter in der Kirche: verdächtig leicht anzuheben. Und das monumentale, mehrdimensionale Altargemälde? Auf 1.000 Tafeln aus Carton gemalt.

Eigentlich ja eine tolle Recycling-Idee, alles, was keinem mechanischen Druck standhalten musste, aus Altpapier herzustellen. Man brachte es in mehreren Schichten in eine Form, versiegelte es gegen Wurmfraß, spachtelte die Ornamente und bemalte sie. Sogar im Schlosspark standen damals Statuen aus Papier, die man mit einer nicht überlieferten Technik wetterfest gemacht hatte. Einfach genial, aber man fragt sich schon, ob der Herzog darauf überhaupt stolz sein konnte, auf so ein Schloss voller Pappmaché? – Auf jeden Fall!

Es veranschaulichte, zu welcher Kunstfertigkeit man in Ludwigslust fähig war, machte Pappmaché zum Exportschlager. Und im Zeitalter des Barock liebte man ja das Spiel mit der Illusion. Auch im Palais Bülow in der Kanalstraße ist mittlerweile der Moment der Wahrheit gekommen. Die kleinen Putten sind getrocknet, können aus der Form geholt werden. Zart sehen sie aus, zerbrechlich, nicht ganz von dieser Welt. Mehr Schein als Sein eben. Wie so vieles hier.

ManufakTour-Route - Zu Besuch bei Meistern ihres Fachs

Sie weben, fertigen Schuhe, schmieden oder bauen gesunde Kindermöbel: Im westlichen Mecklenburg haben sich besonders viele Manufakturen angesiedelt, die handgefertigte Produkte von höchster Qualität herstellen. Oft verbinden die Macher aktuelles Design mit nachhaltigen Materialien. Und viele von ihnen öffnen ihre Werkstätten auch für Besucher. 20 kleine Betriebe und Ateliers kann man entlang der „ManufakTour“ besuchen, darunter auch das Palais Bülow in Ludwigslust. Manche Manufakturen, wie etwa die Taschenmacher von Red Rebane in Schwerin oder das Buchdruckmuseum in Krakow, bieten sogar Kurse an, in denen Gäste selbst die alten Handwerkstechniken ausprobieren können. www.mecklenburg-schwerin.de/manufaktour

Mehr Infos und Anleitungen: www.mecklenburg-schwerin.de/pappmache
Mehr Infos zu Kreativangeboten in MV: www.auf-nach-mv.de/kreativurlaub


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