ANZEIGE Schwerin Claras Reise nach Schwerin

Ein Panzernashorn aus Indien gelangte einst als Wunderwesen nach Europa. Wie Clara dort auf Tournee die Menschen betörte, wer ihr mächtiges Ölgemälde schuf und wie das Bild im 18. Jahrhundert nach Schwerin kam.

Claras Reise nach Schwerin
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Foto: TMV/Gänsicke

Die Dame heißt Clara und schaut sonderlich freundlich nicht aus. Den Kopf vorgereckt im Profil, mustert nur ihr linkes Auge den Betrachter, skeptisch und eher misstrauisch wirkt der Blick. Aus der Nase ragt ein kräftiges Horn, der mächtige Corpus wie von braunen Panzerplatten bedeckt, eine urzeitliche Kampfmaschine, Furcht einflößend und faszinierend in ihrer Präsenz. In Sekundenbruchteilen nimmt der Koloss seine Besucher gefangen, macht alles andere ringsum zur Nebensache.

Claras Zuhause ist der größte Raum im Obergeschoss des Staatlichen Museums Schwerin. Konstant liegt die Temperatur bei 20 bis 22 Grad Celsius, relative Luftfeuchtigkeit 55 Prozent, so hat es Clara am liebsten. Das rund 3,50 Meter hohe und 5 Meter breite Ölgemälde, dessen lebendes Vorbild 1738 als Nashorn-Baby in Indien das Licht der Welt erblickte, ist ein Highlight des Schweriner Museums.

Die lebendige Clara wurde als Nashorn- Waisenkind vom Direktor der Niederländischen Ostindien-Kompanie in Bengalen aufgenommen und gewöhnte sich dort an Menschen, liebte Orangen und trank später gerne auch mal ein Bier. Von einem niederländischen Kapitän im Alter von zwei Jahren gekauft, reiste das kleine Panzernashorn auf dessen Schiff nach Rotterdam, wo beide von Bord gingen. Der Kapitän sagte der Seefahrt Adieu und ging fortan mit Clara auf Tour. Auf Volksfesten und bei Hof bestaunt, von Menschenmengen und gekrönten Häuptern bewundert, reiste Clara mit ihrem Kapitän 17 Jahre lang kreuz und quer durch die Lande. Berlin, Hamburg, Rom, London und Basel zählten zu den Stationen, und eine wahre Clara-Manie brach los in Europa – »das Nashorn wurde in Meißener Porzellan modelliert, Damen ließen Clara-Perücken anfertigen, vielerlei Abbildungen wurden geschaffen«, sagt Dr. Gero Seelig, Kurator im Staatlichen Museum Schwerin.

Als berühmtestes dieser Gemälde hängt dort nun also das lebensgroße Abbild. Geschaffen wurde es 1749 von Jean-Baptiste Oudry, Pariser Hofmaler Ludwigs XV., als Höhepunkt seiner Serie großer Tierporträts. »34 Gemälde und 43 Zeichnungen Oudrys gingen um 1750 samt Clara an den befreundeten Herzog Christian Ludwig II. von Mecklenburg-Schwerin und verblieben vor Ort«, sagt Dr. Seelig. Damit besitzt das Schweriner Museum heute die größte Oudry-Sammlung der Welt – einige der Werke hängen auch auf Schloss Ludwigslust.

Wobei die mächtige Clara in Öl lange Zeit schon wegen ihrer schieren Größe in den Museums-Depots schmorte, bis sich 2002 die Getty Foundation dafür interessierte und das Bild in Los Angeles restaurierte. 2008 wurde es unter Mühen – so erwies sich die Frachttür des Jumbojets beinah als zu klein – zurück nach Schwerin spediert, wo es nun ausgestellt ist. Wer das Gemälde gebührend bestaunt hat, kann übrigens anschließend im Schweriner Zoo eine lebendige Clara bewundern – die mag allerdings dem Vernehmen nach weder Orangen noch Bier.

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Mehr Infos zu Museen in MV: www.auf-nach-mv.de/museen


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