ANZEIGE Breitbandausbau Schnelles Netz hemmt Breitband-Ausbau

In Viersen ist die Nachfrage nach einem Glasfaseranschluss derzeit noch verhalten. Das liegt auch daran, dass der Leidensdruck nicht hoch genug ist. Wird die Kreisstadt in naher Zukunft digital abgehängt?

ARCHIV - 20.08.2014, Schleswig-Holstein, Neumünster: zahlreiche Glasfaserkabel, unter anderem zur Übertragung von Hochgeschwindigkeitsinternet, laufen an einem Verteilerpunkt zusammen. Foto: Daniel Reinhardt/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

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Foto: dpa/Daniel Reinhardt

Internet in Viersen? Läuft doch! Die Surfgeschwindigkeiten sind in weiten Teilen der Stadt akzeptabel bis komfortabel, seit die Deutsche Telekom mittels so genannter Vectoring-Technik ihre alten Kupferleitungen deutlich schneller gemacht hat.

Das aber könnte für Viersen mittelfristig ein Problem werden. „Diese Technologie ist eine Art technisches Voodoo, mit dessen Hilfe man den Zombie Kupferleitung noch ein Weilchen am Leben halten kann“, schreibt der bekannte Internet-Blogger Sascha Lobo. Und kommt zu der Erkenntnis: „Die Bundesregierung liebt entgegen allen Breitband-Gelabers das Vectoring. Und zwar so sehr, dass 2015 erst die EU-Kommission kommen musste, um die damals geplante, deutsche Förderung für Vectoring zu verbieten.“ Schließlich hält der Bund knapp 32 Prozent an der Telekom und freut sich über jährliche Dividenden. Derweil liegt Deutschland beim Breitband-Ausbau im weltweiten Vergleich ziemlich weit hinten. Auf dem Land haben gerade mal zwei Prozent einen Zugang zu Breitband. In Estland sind es
73 Prozent. Problem: Die Datenmengen im Internet nehmen stetig zu. Die Kupferleitungen  werden in wenigen Jahren veraltet sein. Nur Glasfaser kann Daten per Lichtgeschwindigkeit übertragen.

In Viersen ist aktuell zu beobachten, wie die Vectoring-Technik den Breitbandausbau mit Glasfaser bremst. Bürgermeisterin Sabine Anemüller (SPD) setzt sich für den flächendeckenden Ausbau der Glasfaser im gesamten Stadtgebiet ein. Das Unternehmen Deutsche Glasfaser würde dafür bis zu 50 Millionen Euro investieren. Allerdings nur bei entsprechender Nachfrage. Und die ist in Viersen noch ausbaufähig.

Anders war das in Niederkrüchten, wo das Internet bislang ziemlich langsam war. Schnell bekundeten 40 Prozent der Haushalte Interesse an einem Glasfaseranschluss bis ins Haus. Der Leidensdruck war hoch genug.

Steigt die Nachfrage in Viersen nicht sprunghaft an, könnte es gut sein, dass in wenigen Jahren die Kreisstadt digital Niederkrüchten oder Schwalmtal hinterherhinkt. Schnelles Internet aber ist nicht nur für Firmen wichtig, auch Hausbesitzer werden feststellen, dass Mieter nicht nur auf die Nähe zu Schulen und zum nächsten Bäcker achten, sondern auch auf die Bandbreite.

Bis 30. Juni bündelt das Unternehmen Deutsche Glasfaser die Nachfrage in vier ausgesuchten Viersener Gebieten. 40 Prozent der Haushalte müssten sich für einen Glasfaseranschluss entscheiden und sich zwei Jahre an das Unternehmen binden. Im Gegenzug erhalten sie den laut Preisliste 750 Euro teuren Hausanschluss gratis. 

Die Bürger haben es in der Hand, ob sie in einer Stadt leben, die im Digitalbereich auch morgen noch zukunftsfähig ist.

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