ANZEIGE Narkoseforschung Während Sie schliefen

„Wir versetzen Sie gleich in einen tiefen Schlaf“. Diesen Satz sagen Anästhesisten in der Regel ihren Patienten, bevor sie sie vor einer Operation narkotisieren.

Doch was geschieht genau mit dem narkotisierten Patienten? Wie funktioniert unser Gehirn während dieses „Schlafs“. Diese Fragen gehören zum klinisch wissenschaftlichen Interesse von Prof. Dr. Bertram Scheller, Chefarzt der Klinik für Anästhesiologie, Operative Intensiv- und Schmerz­therapie am Evangelischen Krankenhaus Düsseldorf.

Herr Prof. Scheller, vorweg die Frage: Wie wird der Patient in den „Schlaf“ versetzt?

Prof. Scheller: Wir können dafür auf verschiedene Mittel zurückgreifen: z.B. Gase wie Sevofluran, die die Patienten inhalieren. Oder Stoffe wie Propofol. Das ist eine milchige Substanz, die dem Patienten in die Vene gespritzt wird; schmerzhemmende Mittel werden auch verabreicht. Wenn diese im Gehirn ankommen, docken die Substanzen an die Rezeptoren, also die Empfangsstrukturen einzelner Hirnzellen an. Es kommt dann zum Bewusstseinsverlust, Bewegungslosigkeit tritt ein – und das in ziemlich kurzer Zeit.

Versetzen Anästhesisten ihre Patienten damit wirklich in einen „Schlaf“?

Prof. Scheller: In ihren leichten Zuständen ist die Narkose schlafähnlich, ja. Bei einer tiefen Vollnarkose wäre aber zum Beispiel „reversibles Koma“ passender. Wir bringen den Patienten also ins Koma hinein und dann wieder zurück.

Und was passiert mit unserem Gehirn während dieses „umkehrbaren“ Komas?

Prof. Scheller: Das ist eine von vielen Fragen rund um die tiefe Narkose, die bis heute nicht abschließend geklärt ist. Umso wichtiger ist die wissenschaftliche Diskussion über dieses Thema. Wir haben aber Methoden zur Beobachtung neuronaler Prozesse im menschlichen Gehirn entwickelt. Und diese lassen vermuten, dass das zeitliche Zusammenspiel der Nervenzellen, über das das Gehirn normalerweise arbeitet, aus den Fugen gerät und so ein Bewusstseinsverlust ausgelöst wird.

Was heißt das genau?

Prof. Scheller: Ich persönlich folge der Hypothese, dass die Dynamik im Netzwerk „Gehirn“ gestört ist; dass also das „Sprechen“ einzelner Areale miteinander nicht mehr funktioniert. Durch tiefe Narkose – so die Hypothese weiter – werden die zeitlichen Strukturen, mit denen das Gehirn normalerweise arbeitet, durcheinandergewirbelt. Der Informationstransport zwischen den einzelnen Hirnarealen funktioniert zwar, aber die Informationen gehen zu spät oder zu früh in einzelne Bereiche, sie gehen verloren.

Die Frage nach der Gehirnfunktion ist also noch nicht abschließend geklärt. Was antworten Sie denn Ihren Patienten auf die Frage, ob man Angst vor der Narkose haben muss?

Prof. Scheller: Die Narkose ist in den letzten Jahrzenten sehr sicher geworden und wird allein in Deutschland ca. 8 Millionen mal pro Jahr durchgeführt, ein Routinevorgang. Und dass schwerwiegende Vorfälle bei einer Narkose auf anästhesiologische Komplikation zurückgehen, ist extrem selten. Das Risiko ist sehr gering.

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