Neue Version schleicht sich heimlich ins System Googles Chrome übernimmt Windows-8-Rechner

Düsseldorf · Das wird Microsoft gar nicht freuen: Google hat sich mit dem aktuellen Update seines Browsers Chrome heimlich in das Windowssystem eingeschlichen und versucht, den dortigen Desktop zu ersetzen - mit der eigenen Chrome-OS-Oberfläche.

Google Chrome 32 übernimmt Windows-8-Desktops
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Google Chrome 32 übernimmt Windows-8-Desktops

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Auf den ersten Blick scheint es wenig spektakulär, was Google seiner neuen Chrome-Version 32 mit auf den Weg gegeben hat: Wie üblich werden ein paar Sicherheitslücken geschlossen und eine Kindersicherung soll Eltern das Surfverhalten der Sprösslinge überwachen lassen.

Zusätzlich gibt es ein paar neue, durchaus nützliche Symbole auf den Reitern geöffneter Tabs. Ein Lautsprechersymbol zeigt an, dass die dort geöffnete Website Musik abspielt, ein roter Punkt, dass die Webcam durch die Seite aktiviert wird und ein kleiner Bildschirm, dass der Tab per Chromecast an ein TV-Gerät gestreamt wird.

So weit, so gut - und soweit auch zu erwarten. Googles Update-Politik besteht darin, alle sechs Wochen eine neue stabile Version zu launchen, da halten sich die Verbesserungen im Allgemeinen im kleinen Rahmen. Doch dieses mal ist es anders

Denn schaut man einmal genauer hin, dann ist Version 32 ein Frontalangriff auf eine von Microsofts letzten Bastionen, das Betriebssystem Windows. Google strebt auch hier in Richtung Macht.

Google Chromecast: Wunderstick fürs Streaming
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Google Chromecast: Wunderstick fürs Streaming

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Foto: Google

Führt man den Browser im Windows-8-Modus unter Windows 8 oder 8.1 aus, könnte man meinen, das Google-eigene Betriebssystem Chrome OS würde sich auf dem eigenen Rechner befinden. Chrome nimmt sich dann das Recht als Standardbrowser zu agieren. Er öffnet sich im Vollbildmous und blendet so die Windowsoberfläche komplett aus.

Stattdessen kommt er mit einer eigenen Taskleiste daher und links unten befindet sich ein App-Button, der doch ein wenig an den Windows-Start-Button erinnert. dahinter verbergen sich die gängigen Google-Programme wie GMail, Maps oder YouTube. Um das Ganze zu komplettieren befindet sich rechts unten auf der Taskleiste eine Uhr, ganz wie bei Windows.

Das Layout des Chrome-Desktops erinnert sehr stark an Googles eigenes Betriebssystem Chrome OS, das auf sogenannten Chromebooks läuft, die sich in jüngster Zeit steigender Beliebtheit erfreuen.Besonders in den USA.

Chromebooks sind kleine und leichte Notebooks, auf denen Chrome quasi als Betriebssystem fungiert, Anwendungen werden aus dem Netz geladen, es gibt keine, oder wenn doch nur eine sehr kleine Festplatte, denn auch alle Daten werden online gespeichert, in Googles Cloud. Offline sind die Rechner daher kaum zu nutzen.

Was Google damit bezwecken will? Niemand wird seinen Windows-Rechner jetzt plötzlich nur noch als Chromebook nutzen wollen. Aber der Suchmaschinenriese will damit vielleicht die User mit dem eigenen Chrome OS vertraut machen. Denn irgendwann steht ein neuer Rechner auf dem Einkaufsplan.

Wem das alles zu weit geht, der kann Chrome 32 einfach vom Windows-Desktop ausführen - von Chrome-OS ist dann weit und breit nichts zu sehen.

Übrigens: Auch Google war bereits "Opfer" einer solchen Oberflächen-Übernahme. Die Facebook-Home-App für Android macht im Prinzip nichts anderes. Sie drängt Googles Smartphone-Betriebssystem in den Hintergrund und macht sich mit den eigenen Apps auf dem Homescreen breit. Bislang lässt sich Google das gefallen. Wie es im Fall von Microsoft aussieht, bleibt abzuwarten.

(csr)
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