Tatort "Im Schmerz geboren" Bester Tatort des Jahres — trotz der vielen Leichen

Frankfurt · "Tatort"-Fans erlebten am Sonntagabend ein echtes Spektakel. Eine Inszenierung wie im Theater, Schießereien wie bei Sergio Leone und Bild-Effekte wie bei Quentin Tarantino. Ein kleines Wunder, dass da noch Zeit und Raum für einen richtig tollen Krimi blieb.

Ulrich Tukur im Tatort "Im Schmerz geboren"
17 Bilder

Der Tatort "Im Schmerz geboren" mit Ulrich Tukur

17 Bilder

Zu Beginn des neuen Krimis aus Wiesbaden schwante manchem Zuschauer Böses. Drei Männer werden auf einem Bahngleis erschossen. Kamera-Führung, Perspektive, Licht, Musik: Alles erinnert an die bekannte Szene aus "Spiel mir das Lied vom Tod", in der Charles Bronson mit der Winchester drei Gauner in zwei Sekunde erledigt.

Würde "Im Schmerz geboren" wieder so ein überladener Kunstfilm wie die älteren Fälle, in denen Ulrich Tukur minutenlang mit seinem Tumor spricht?

Nun, Kunst bekam der Zuschauer schon serviert, aber zum Glück auch eine kluge Story, die konsequent und klar bis zum großen Finale geführt wurde. Felix Murot (Ulrich Tukur) wurde gleich zu Beginn mit der eigenen Vergangenheit konfrontiert. Sein alter Freund Richard Harloff (glänzend gespielt von Ulrich Matthes) tauchte plötzlich wieder in Deutschland auf. Auf der Polizeischule waren Murot und Harloff unzertrennliche Freunde.

Inspiriert von ihrem Lieblingsfilm "Jules und Jim" mit Jeanne Moreau teilten sich die jungen Männer sogar die Liebe zur selben Frau. Als die junge Frau bei der Geburt von Murots Sohn stirbt, schwört Harloff grausame Rache. Denn am Ende des teuflischen Plans soll Murot seinen eigenen Sohn erschießen.

Die Anleihen an große Dramen von William Shakespeare, die Spezialeffekte im Tarantino-Stil und nicht zuletzt die Massen-Schießereien im Stile eines Italo-Western wurden so geschickt in Szene gesetzt, wie es der deutsche Fernsehzuschauer in dieser Form noch nicht gesehen hat. Schade eigentlich, dass im Vorfeld so viel über die geschätzten 47 Leichen gesprochen und geschrieben wurde. Ja, das ist ein neuer "Tatort"-Rekord. Mit einem Rabauken-Krimi im Stile von Til Schweiger hatte dieser Fall aber nun wirklich gar nichts zu tun.

Es war die richtige Entscheidung der Autoren, den Plot über Murots schwere Krankheit aufzugeben. So bleibt auch künftig mehr Raum für große Geschichten und neue Ideen. Dass Ulrich Tukur und Barbara Philipp als Assistentin Magda Wächter schauspielerisch herausragen, wissen Filminteressierte schon lange. Auf die kommenden Fälle aus Wiesbaden dürfen wir uns freuen!

(csi)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort