Rot, faule Eier oder Fischgeruch Urin — das verraten Farbe und Geruch über die Gesundheit

Köln · Das Thema Urin gehört in die Tabuecke. Dabei können Farbveränderungen oder seltsame Gerüche wie die nach Fisch oder faulen Eiern auf ernste gesundheitliche Probleme hindeuten. Hier lesen Sie, was der Blick in die Kloschüssel verrät.

 Urin ist mehr als ein Ausscheidungsprodukt, Farbe und Geruch geben Hinweise auf unseren Gesundheitszustand.

Urin ist mehr als ein Ausscheidungsprodukt, Farbe und Geruch geben Hinweise auf unseren Gesundheitszustand.

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Wer sich nicht gut fühlt, der lässt beim Arzt sein Blut untersuchen, um Krankheiten auf die Spur zu kommen. Daneben gibt aber auch der Urin Auffschluss über den Gesundheitszustand. Frisch abgesondert ist er beim gesunden Menschen geruchslos, keimfrei und blassgelb. Diese Färbung erhält er durch Abbauprodukte aus dem roten Blutfarbstoff Hämoglobin und dem daraus entstehenden Urobilin. Harn besteht zu 95 Prozent aus Wasser. Der geringe Restteil "enthält Stoffwechselprodukte wie Harnstoff, Harnsäure oder Kreatinin", sagt Dr. Johan Denil, Urologe an der Pan-Klinik in Köln, außerdem auch Salze, Vitamine oder Abbauprodukte von Arzneimitteln.

Durch den Einfluss von Lebensmitteln, Medikamenten, Abbauprodukten aus dem Körper oder Bakterien können sich Geruch und Farbe des Urins jedoch verändern. Nicht alle Erscheinungsformen deuten auf Krankheiten hin. Dunkelgelb gefärbter Harn ist beispielsweise meist ein Zeichen für eine zu geringe Urinausscheidung des Körpers. Sie resultiert meist aus zu geringer Flüssigkeitszufuhr oder starkem Flüssigkeitsverlust durch Schwitzen. Dadurch konzentriert sich der Urin.

"Erscheint der Urin dunkelgelb bis orange, kann das auf eine bestehende Gelbsucht hinweisen", sagt Urologe Denil. Daneben können auch bestimmte Medikamente, wie Antibiotika solche Farbveränderungen bewirken.

Leuchtet es rötlich in der Toilettenschüssel, ist die Aufregung meist groß. Allerdings steckt nicht zwangsläufig etwas Schlimmes dahinter. "Häufig sind stark färbende Lebensmittel wie Rote Beete oder Heidelbeeren die Ursache", erläutert Dr. Johan Denil. "Wenn einige Gläsern Wasser an der Färbung nichts ändern oder sogar Schmerzen auftreten, sollte jedoch ein Arzt den Urin untersuchen", sagt der Urologe. Dann nämlich liegt der Verdacht einer Blutung nahe. "Sie kann durch Nierengries oder —steine, die die Schleimhaut verletzen, ausgelöst sein. Aber auch geplatzte Äderchen oder eine Blasenentzündung verursachen dieses Symptom", so Denil. Nur in seltenen Fällen stecke ein Tumor dahinter.

Bräunlicher Harn, der von Ärzten auch als altblutiger Urin bezeichnet wird, gilt ebenfalls als Alarmzeichen. Er kann in Einzelfällen Zeichen für Nieren- oder Blasenkrebs sein. "Diese Farbe kann jedoch auch Austrocknung und Fieber auftreten", sagt Denil.

So wie Lebensmittel für rötliche Effekte sorgen können, können bestimmte Nahrungsergänzungsmittel, Anti-Aging-Präparate, Vitamin B und Antibiotika leuchtend grün-gelbe Färbungen verursachen. Ernst nehmen sollte man die Situation vor allem dann, wenn zudem Schmerzen auftreten oder der Urin dickflüssig oder flockig erscheint. "Solche Symptome weisen oft auf Entzündungen der unteren Harnwege hin", sagt Denil.

"Schäumender Urin ist in der Regel harmlos", sagt der Kölner Facharzt. Meist sind meist ein ernährungsbedingt hoher Eiweißgehalt oder intensive sportliche Betätigung der Grund dafür.

Fast jeder kennt den typischen Geruch, den Urin nach dem Verzehr von Spargel oder auch Genussmittel wie Kaffee ausströmen kann. In manchen Fällen können neben optischen Veränderungen auch solch seltsame Duftnoten auf versteckte Krankheiten hinweisen. Hervorgerufen werden sie zum Beispiel durch einen gestörten Stoffwechsel, Infektionen der ableitenden Harnwege oder Tumore. Steigt es fruchtig nach Obst oder Aceton riechend in die Nase, kann das auf die Stoffwechselstörung Diabetes hindeuten. Ein Urintest spürt auf, ob sich Glucose in der Körperflüssigkeit befindet. Sie sollten in solchen Fällen unbedingt den Urologen zu Rate ziehen.

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Als Warnsignal gilt vor allem ein ungewöhnlicher Geruch nach Hefe, Schwefel, Ammoniak oder faulen Eiern. Vor allem die letzten beiden können auf eine Entzündung hinweisen. Während die spezielle Ammoniak-Duftnote bei älteren Menschen auch ein Zeichen für eine zu geringe Flüssigkeitsaufnahme sein kann, kommen ebenfalls eine eingeschränkte Leber- oder Nierenfunktionen für das Phänomen in Frage. Eine der Aufgaben beider Organe — vor allem aber der Niere — ist das Herausfiltern von Abbauprodukten und giftigen Stoffen aus dem Körper.

Bei uneingeschränkter Funktion filtern sie Körperausscheidungen wie Harnstoff und Ammoniak heraus. Das ist wichtig, weil sie den Menschen sonst auf Dauer vergiften würden. Wie eine Kläranlage filtern die Nieren minütlich rund 1,5 Liter Blut. Ist ihre Funktion jedoch eingeschränkt, können Stoffe im Harn zurückbleiben. In diesem Fall riecht dann der ausgeschiedene Urin faulig oder nach Ammoniak.

Ein süßlich-fischiger Geruch, der vom Genitaltrakt herrührt, kann von einer bakteriellen Infektion mit Chlamydien herrühren. Diese Erkrankung ist sexuell übertragbar und macht sich bei der Frau durch Brennen beim Wasserlassen, Juckreiz oder auch gelblichen Ausfluss bemerkbar. Besonders tückisch: Beim Mann sind die Symptome meist wenig ausgeprägt. Bei beiden Geschlechtern können sie schwere Entzündungen und auch Unfruchtbarkeit nach sich ziehen.

In seltenen Fällen kann hinter einem fischigen Geruch auch ein Leberleiden stecken, das sich Trimethylaminurie (TMAU) nennt. Es wird durch einen Gendefekt verursacht, der bei den Betroffenen einen Enzymmangel hervorruft. Das in Lebensmitteln wie Fisch, Eiern oder Soja enthaltene Abbauprodukt Trimethylamin wird dann nicht richtig verstoffwechselt. Dadurch nehmen alle Körperabsonderungen, also Urin, Schweiß, Vaginalsekret oder auch der Atem den typisch fischig-fauligen Geruch an.

Wer derart seltsame Symptome bei sich beobachtet, der findet bei Urologen, Internisten, Nephrologen (Nierenfacharzt) oder Hepatologen (Leberfacharzt) Hilfe.

(wat)
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