Zeichen gegen Cybermobbing „Ich hoffe, du stirbst in der Hölle“ - Fußballer machen Hass-Kommentare öffentlich

Düsseldorf · Stimmt die Leistung mal nicht, schlägt vielen Fußballern Kritik entgegen. Schlimmer noch: Die Profis werden zunehmend auch mit Hass konfrontiert. Vor allem in den sozialen Netzwerken. Mit einem emotionalen Video setzen zahlreiche Profis nun ein Zeichen gegen Cybermobbing.

 Toni Kroos.

Toni Kroos.

Foto: dpa/Petter Arvidson

In den sozialen Netzwerken frönen zahlreiche Fußballfans ihrer Pöbelkultur, die weit über Kritik hinausgeht. In der Anonymität sinkt offenbar die Hemmschwelle. Denn immer häufiger werden Grenzen überschritten. Hasskommentare und Beleidigungen häufen sich. Sogar Gewaltfantasien und Morddrohungen werden verfasst. Zahlreiche Fußballer haben nun mit einem emotionalen Video ein Zeichen gegen Cybermobbing gesetzt.

In dem Video, das die Agentur Sports 360 am Donnerstag veröffentlichte, machen mehrere Fußball-Profis einige dieser Kommentare öffentlich. Sie lesen Hasskommentare, die sie bei Twitter, Instagram oder Facebook erhalten haben, selber vor. Darunter Toni Kroos (Real Madrid), Mark Uth, Bastian Oczipka (beide FC Schalke 04), Dayot Upamecano (RB Leipzig), Ömer Toprak (Werder Bremen), Niklas Süle (Bayern München) und die Kölner Torhüter Timo Horn und Ron-Robert Zieler.

Nebem plumpen und teils rassistischen Beleidigungen lesen die Profis viele Kommentare vor, in denen ihnen jemand eine schlimme Verletzung wünscht. So bekam Uth folgende Nachricht: „Ich hoffe, du liest das hier und verletzt dich so schwer, dass du nie wieder ein Spiel machen kannst.“ Uths Teamkollegen Oczipka wird für sein weiteres Leben „alles schlechte“ gewünscht. Der Schalker Verteidiger soll „eines Tages depressiv, unglücklich und schmerzhaft den Löffel abgeben“. Während sich Bayerns Süle bitte „alle Knochen brechen“ möge, liest Reals Kroos den Satz „Ich hoffe, du stirbst in der Hölle“ vor. Selbst Morddrohungen sind keine Seltenheit. „Ich stech dich ab!!!“, lautete ein Kommentar, den Kölns Horn zu lesen bekam.

Wie der „Express“ berichtet, stammt die Idee zum Video von Spielerberater Volker Struth. „Das Thema Cybermobbing ist zu einem gravierenden Problem unserer heutigen Gesellschaft geworden. Und es kann jeden treffen, ganz gleich aus welcher Gesellschaftsschicht er kommt, ob er arm oder reich ist, jung oder alt, männlich oder weiblich“, zitiert die Zeitung den 54-Jährigen. Seine Spieler seien ständig mit diesem Hass im Netz konfrontiert, sagte Struth und erklärte weiter: „Und wenn sie ihre Profile löschen, gehen die Hetzer ihre Familien an. Die Corona-Pandemie hat den Hass im Netz sogar noch verschlimmert.“

Der Kölner Torwart Ron-Robert Zieler bekam zum Beispiel Folgendes zu lesen: „Wir wissen, wo ihr wohnt, wo eure Kids zur Kita gehen.“ Ein anderer Kommentar fordert ihn gar zu einem Suizid auf, nimmt dabei Bezug auf den Suizid des ehemaligen Nationaltorhüters Robert Enke: „Mach den Enke und wirf dich vor den Zug.“ Zieler habe zwar gelernt, solche Dinge an sich abprallen zu lassen, doch diesen Hass noch einmal bewusst vorzulesen, sei eine Überwindung für ihn gewesen, sagte er dem „Express“.

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Für Struth sind diese ständigen Bedrohungen kein Zustand: „Hass im Netz zu schüren ist kein Dummer-Jungen-Streich.“ Vielmehr sei Cybermobbing „ein Verbrechen, dass viel zu oft ohne Konsequenzen bleibt.“ Nationalspieler Kroos forderte, dass Social-Media-Verantwortliche einen Weg finden müssen, die Anonymität im Netz abzuschaffen. „Jeder, der ein Profil hat, sollte sein Gesicht zeigen und es sollte erkennbar sein, wer sich dahinter verbirgt. Anonym zu pöbeln sollte nicht mehr möglich sein“, sagte Kroos. Mit ihrer Aktion wollen die Profis daher nun bewusst auf dieses gesellschaftliche Problem aufmerksam machen. Natürlich respektiere man jede Meinung, aber Hasskommentare seien nun mal keine Meinung.

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(old)
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