Überfordertes Gesundheitssystem Portugal riegelt sich ab – Bundeswehr will Corona-Hilfe schicken

Berlin/Lissabon · Portugal ist aktuell besonders hart von der Corona-Pandemie getroffen. Das Gesundheitssystem ist Berichten zufolge überfordert. Jetzt will die Bundeswehr Hilfe schicken.

 Mitarbeiter am Triagezentrum in Lissabon (Archiv).

Mitarbeiter am Triagezentrum in Lissabon (Archiv).

Foto: dpa/Pedro Fiuza

Die Bundeswehr schickt Unterstützung in das schwer von der Coronavirus-Pandemie getroffene Portugal. „Wir werden mit medizinischem Personal und Material helfen“, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Berlin am Sonntag der Nachrichtenagentur Reuters zufolge. Details würden voraussichtlich Anfang der kommenden Woche bekanntgegeben.

Das Magazin „Spiegel“ berichtete konkret, dass umgehend ein Team von 27 Ärzten und Sanitätern per Truppentransporter nach Portugal geschickt werden solle, um in den völlig überlasteten Krankenhäusern auszuhelfen. Kurz zuvor hatte die Deutsche Presse-Agentur noch berichtet, die Bundeswehr prüfe noch Art und Umfang der Unterstützung für Portugal, aus dem ein Hilfeersuchen vorliege.

Die Corona-Lage in Portugal ist nach den Worten von Ministerpräsident António Costa „sehr schlimm“: Das Land hatte am Samstag erklärt, auf dem Festland seien nur noch sieben der 850 für Covid-19-Patienten vorgehaltenen Intensivbetten frei. Gemeldet wurden 12.435 Neuinfektionen und 293 weitere Corona-Tote. Gemessen an der Bevölkerungszahl – Portugal hat 10,3 Millionen Einwohner – gehören diese Werte nach Berechnungen von internationalen Organisationen zu den höchsten Werten weltweit. Auf Deutschland hochgerechnet wären das rund 130.000 Infektionen und mehr als 2300 Tote binnen 24 Stunden.

Nach jüngsten Zahlen der EU-Agentur ECDC steckten sich zuletzt binnen 14 Tagen 1429 Menschen je 100.000 Einwohner mit dem Virus an. Damit liegt Portugal vor Spanien (1026) an der Spitze der 30 erfassten Länder. Für Deutschland betrug dieser Wert gut 265.

Portugal war lange glimpflich durch die Pandemie gekommen. Seit dem Herbst wird die Lage aber immer schlechter. Seit dem 15. Januar herrscht in dem Land mit 10,3 Millionen Einwohnern ein strenger Lockdown. Wegen der Verbreitung der höher ansteckenden Virusvariante aus Großbritannien gilt in Deutschland seit Samstag eine Einreisesperre für Menschen aus dem Land, wobei es allerdings Ausnahmen etwa für Deutsche und Menschen mit Aufenthaltsrecht in Deutschland gibt.

Nun riegelt sich Portugal auch selbst weiter ab. Seit Sonntag ist die Ein- und Ausreise ohne triftigen Grund untersagt. An der Landgrenze zum Nachbarn und EU-Partner Spanien wurden – wie bereits im Frühjahr 2020 – wieder Kontrollen eingeführt. An Häfen und Flughäfen wurden zudem nach dem Regierungsdekret die Kontrollen verschärft. Ausnahmen gelten unter anderem für Menschen, die zur Arbeit fahren, an ihren Hauptwohnsitz zurückkehren oder beruflich unterwegs sind, für den Warentransport sowie für medizinische Notfälle oder humanitäre Hilfe.

Die 1214 Kilometer lange Landgrenze zwischen Portugal und Spanien war wegen der Pandemie bereits erstmals am 17. März geschlossen worden. Erst am 1. Juli wurde sie im Zuge der seinerzeit stark rückläufiger Zahlen wieder geöffnet.

(hebu/dpa/Reuters)
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