Einziger Deutscher in einem WM-Einzelfinale Tischtennis-Legende aus Kaarst wird 80

Holzbüttgen · Eberhard Schöler schaffte als bislang einziger Deutscher den Einzug ins Einzel-Finale einer Tischtennis-WM. Seinen runden Geburtstag kann er wegen der Corona-Pandemie daheim in Holzbüttgen nur im engsten Familienkreis feiern.

 Eberhard Schöler bei der Weltmeisterschaft 1969 in München. Dort zog er als bislang einziger Deutscher in ein Einzel-Finale einer WM ein.

Eberhard Schöler bei der Weltmeisterschaft 1969 in München. Dort zog er als bislang einziger Deutscher in ein Einzel-Finale einer WM ein.

Foto: imago sportfotodienst

Wenn Eberhard Schöler am heutigen Dienstag in seiner Wohnung in Holzbüttgen nach der Post schaut, kann es gut sein, dass der Briefkasten überquillt. Denn die lebende Tischtennis-Legende, die 1969 in München als bisher einziger Deutscher das Einzel-Finale einer WM erreichte, erwartet wegen der vielen Kontakte aus seiner aktiven Zeit als Sportler und Funktionär nicht nur frohe Weihnachtswünsche aus aller Herren Länder, es werden auch zahlreiche Glückwünsche zur Vollendung seines 80. Lebensjahres am 22. Dezember dabei sein.

„Meine Frau hat eine große Verwandtschaft in England. Dort werden noch viele Briefe und Karten verschickt“, erklärt Schöler mit Blick auf seine Gattin Diane, die es unter ihrem Mädchennamen Rowe auch zu englischen Nationalspielerin gebracht hatte. Doch es werden wohl auch zahlreiche Glückwünsche zum runden Geburtstag per Telefon, E-Mail oder WhatsApp eintreffen. Denn wegen der Corona-Pandemie ist eine große Feier Fest mit Verwandten, Freunden und Bekannten aktuell nun mal nicht möglich. „Nur der engste Familienkreis wird erwartet“, sagt Schöler. Und weil die Familie sie vermutlich schon alle kennt, müssen die Anekdoten aus der aktiven Zeit, die bei solchen Festivitäten unter normalen Umständen aus dem Gedächtnis hervorgekramt werden, noch warten, bis sie mal wieder erzählt werden. Da haben sich im Laufe der Jahre auf jeden Fall einige angesammelt. Mit präziser Genauigkeit erinnert sich Schöler noch an die Gegner aus seiner erfolgreichsten Zeit in den 1960er und 1970er Jahren, vor allem auch an äußere Gegebenheiten, die seine Spiele beeinflussten.

So zum Beispiel bei seinem legendären WM-Finale 1969 in den Münchener Eishalle gegen den Japaner Shigeo Itoh. „Da hat die Klimaanlage in der Halle die Flugrichtung des Balles verändert“, sagt Schöler. Das Spiel vor fast 7000 Zuschauern verlor er damals erst im Entscheidungssatz. Da ist er aber schon lange drüber hinweg. Wenn er den fünf Jahre jüngeren Shigeo Ito mal bei einem späteren WM-Turnier traf, ging er auf ihn zu. „Er ist ein netter Kerl, der aber kein Englisch spricht. Wir trinken dann immer ein Bier; am liebsten mag er deutsches Bier“, erzählt Schöler. Vor München war er schon zweimal WM-Dritter im Einzel geworden (1965, 1967), zudem holte er sich an der Seite seiner Frau 1971 bei der WM in Nagoya auch noch Bronze im Mixed-Wettbewerb.

Auf nationaler Ebene feierte Eberhard Schöler neun Deutsche Meistertitel im Einzel, 1965 und 1967 gewann er zudem viermal die Internationalen Deutschen Meisterschaften. Dazu gelangen ihm mit der Nationalmannschaft, für die er 155-mal spielte, und seinen Vereinsmannschaften jede Menge Erfolge. Schöler war bei der Einführung der Bundesliga 1966 dabei und wurde mit der DJK TuSa 08 Düsseldorf und Borussia Düsseldorf (früher PSV Borussia) mehrfacher Deutscher Mannschaftsmeister. Als Abwehrspieler stand er meist weiter hinter dem Tisch, wehrte die Bälle mit variablem Unterschnitt ab und blieb dabei äußerlich total gelassen. Das brachte ihm den Spitznamen „Mister Pokerface“ ein.

Zudem wurde ein besonderer Schlag nach ihm benannt, sein harter Schuss aus dem Handgelenk ging als „Schöler-Peitsche“ in die Sportgeschichte ein. Kein Wunder, dass er im Jahr 2011 in die „Hall of Fame des deutschen Sports“ aufgenommen wurde. Nach Abschluss einer aktiven Karriere hatte Schöler, der beruflich in der Glasbranche unterwegs war, mehrere Funktionärsämter inne, er arbeitete unter anderem beim Deutschen Tischtennis-Bund mit, war im Vorstand des Weltverbandes ITTF und fungierte als Vizepräsident der Europäischen Tischtennis Union.

Seinen Ehrentag kann Schöler bei guter Gesundheit begehen. Bis vor zehn Jahren spielte er sogar noch in einem Seniorenteam von Borussia Düsseldorf. „Dann haben wir damit Schluss gemacht und angefangen, Skat zu spielen“, erzählt Schöler mit einem Schmunzeln. Seinen Schläger konnte er aber dennoch nicht ganz wegpacken. Denn sein Enkel Jarne, Sohn seiner Tochter Cindy, begann bei der DJK Holzbüttgen mit dem Tischtennisspielen und forderte seinen Großvater immer wieder zu Trainingsduellen heraus. Gemeinsam gewannen sie sogar mal beim Weihnachtsturnier der DJK die Generationen-Wertung, bei der Kinder zusammen mit ihren Großeltern antraten. Inzwischen ist Jarne aber schon 17 Jahre alt und spielt für die Holzbüttgener in der Oberliga. Sein Opa verfolgt auch das noch mit großem Interesse. Denn ein Tag ohne Tischtennis als Thema ist für Eberhard Schöler auch im vorgerückten Alter kaum vorstellbar.

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