Revival der Nuller Jahre Die No Angels sind zurück – zumindest auf Spotify

Die Musik der „Popstars“- Bands kann man nach fünf Jahren wieder streamen. Bei der Rückkehr in die Nuller Jahre begegnet man auch Bro’Sis, Monrose und Nu Pagadi.

 Die No Angels (v.l.): Lucy, Vanessa, Sandy, Jessica und Nadja.

Die No Angels (v.l.): Lucy, Vanessa, Sandy, Jessica und Nadja.

Foto: imago images/POP-EYE/POP-EYE/Morlok via www.imago-images.de

Das gehört ja auch zu diesem komischen Jahr, dass man sich so gerne an nostalgischen Ereignissen wärmt. Ein solches Ereignis ist nun das Comeback der No Angels und all der anderen deutschen Gruppen, die zwischen 2000 und 2010 aus der Castingshow „Popstars“ hervorgegangen sind. Wobei Comeback zu viel gesagt ist: Es gibt die alten Lieder von Gruppen wie Bro’Sis, Monrose und Nu Pagadi jetzt bei Spotify und den anderen Streamingdiensten. Aber das genügt schon, das allein ist ganz schön: Die Nuller Jahre sind zurück.

 „Popstars“ war jene TV-Sendung auf RTL 2, in der die nächste große Band gecastet werden sollte. Eine wichtige Rolle spielte dabei Detlef D! Soost, und diese Namensnennung genügt, um ein Jahrzehnt wiederauferstehen zu lassen. Ansonsten blieb von „Popstars“ hängen, dass alle froh waren, wenn sie es in den „Re-Recall“ schafften. Die Helden dieser Institution sind die No Angels, Siegerband von Staffel eins. Denen konnte man beim Werden zusehen, und man schloss sie irgendwie ins Herz: Nadja, Lucy, Sandy, Vanessa und Jessica wirkten stets, als könnten sie nicht fassen, dass sie nun Popstars sind. Es währte dann ja auch nicht allzu lange, wobei sie hin und wieder zurückkamen, zuletzt allerdings ohne Vanessa und Nadja.

 Die No Angels haben mehrere Lieder auf Platz eins gebracht, und „Daylight In Your Eyes“ ist wirklich ein tolles Stück, „There Must Be An Angel“ auch, aber „Still In Love With You“ ist noch schöner. Darin kommt eine prophetische Zeile vor: „Away From All The Love We Had / From All The Things We Shared / Tell Me What Can I Do.“ Als hätten sie das mit Corona geahnt und würden nun als Schutzengel kommen und sich kümmern.

 Wenn die No Angels die deutschen Spice Girls waren, was waren dann Bro’Sis? Man hatte die Fugees im Kopf, als man sie zusammenstellte, heißt es, und es ist gut, die Latte hoch zu hängen, damit man möglichst knapp drunter herspringt. Bro’Sis hatten den Nummer-eins-Hit „I Believe“, zur Band gehörten Persönlichkeiten wie Ross Anthony, Giovanni Zarrella und für kurze Zeit auch Indira Weis. Allen begegnete man später in anderen Zusammenhängen wieder, zumindest wenn man ProSieben, Sat.1 und Vox schaute.

 Dass ihre Lieder wieder gehört werden, liegt daran, dass die Bertelsmann Music Group den Katalog der Plattenfirma Cheyenne gekauft hat, bei der diese Musik damals erschienen ist. BMG macht 600 Aufnahmen wieder zugänglich, nachdem deren Auswertungsverträge vor fünf Jahren ausgelaufen waren. Die Freude darüber, das legen Postings in den sozialen Netzwerken nahe, ist groß.

 Außerdem gab es Overground, Preluders und Queensberry. Und natürlich Monrose, die vielleicht die hiesigen Destiny’s Child sein sollten und deren „Hot Summer“ mit diesem Zahnarztbohrer-Geräusch in Minute 2:31 ganz großes Tennis ist. Die ungewöhnlichste Gruppe ist jedoch Nu Pagadi. „Sweetest Poison“ heißt der Hit des Trios. Den muss man sich wieder anhören: Sie suchten die Schnittmenge von Rammstein und Kylie Minogue und fanden Irritierendes. Deutscher und englischer Gesang wechseln sich ab, und irgendwann singen sie die Zeile „Die Sünde liegt im Schlaf / Mit dir erwacht das Höllenkind (uhuh uhuh)“.

 Die Nuller Jahre. Total schön, kurz mal wieder dagewesen zu sein.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort