Duisburger Filmwoche Preisträgerfilme im Filmforum

Duisburg · Ab heute kann man ausgewählte Dokumentationen der Duisburger Filmwoche zu Hause erleben. Das Online-Angebot ist abends jeweils ab 20.15 bis 24 Uhr verfügbar.

 Szene aus dem Film „Kunst kommt aus dem Schnabel, wie er gewachsen ist“, der in einer Berliner Kunstwerkstatt spielt.

Szene aus dem Film „Kunst kommt aus dem Schnabel, wie er gewachsen ist“, der in einer Berliner Kunstwerkstatt spielt.

Foto: Sabine Herpich

Die Duisburger Filmwoche, das wohl wichtigste Festival für den dokumentarischen Film im deutschsprachigen Raum, konnte in diesem Jahr nur online stattfinden, weil der Austragungsort, das Filmforum wegen der Pandemie fürs Publikum geschlossen werden musste. Die neuen technischen Möglichkeiten bieten nun aber die Chance, dass Preisträgerfilme nun per Streaming auch zu Hause angeschaut werden können. Im Anschluss an die 44. Duisburger Filmwoche, die Anfang November stattfand, und zur Überbrückung der kinolosen Zeit werden ab dem heutigen Donnerstag vier ausgezeichnete Produktionen gezeigt. Zu jedem Beitrag werden auch die Interviews mit den Filmemachern auf der Online-Plattform präsentiert. Das Online-Angebot ist abends jeweils ab 20.15 Uhr bis 24 Uhr verfügbar.

Terminübersicht: 19. November, 20.15 Uhr: Spuren – Die Opfer des NSU (Ticketkauf bis 19.11./14 Uhr).20. November, 20.15 Uhr: Aufzeichnungen aus der Unterwelt (Ticketkauf bis 20.11./12 Uhr) 21. November, 20.15 Uhr: Jetzt oder morgen (Ticketkauf bis 20.11./12 Uhr). 26. November, 20.15 Uhr: Kunst kommt aus dem Schnabel wie er gewachsen ist (Ticketkauf bis 26.11./14 Uhr). 27. November, 20.15 Uhr: Spuren – Die Opfer des NSU (Ticketkauf bis 27.11./12 Uhr). 28. November, 20.15 Uhr: Aufzeichnungen aus der Unterwelt (Ticketkauf bis 27.11./12 Uhr).

In “Spuren – Die Opfer des NSU “ von Aysun Bademsoy werden die Opfer der NSU-Morde porträtiert. Das Versprechen der lückenlosen Aufklärung wurde nicht eingelöst, zwei Angeklagte wider Erwarten freigesprochen. „Die Trauer ist größer geworden“, sagt die Tochter eines Ermordeten. Die Spuren haben sich eingeschrieben – in die Orte, an denen die Morde verübt wurden, in das Leben der Angehörigen, in die deutsche Justiz und Gesellschaft. Aysun Bademsoy zeichnet die Spuren nach, an Tatorten, in den Leben der Hinterbliebenen. Dieser Film gewann den Publikumspreis der Filmwoche.

Bei “Aufzeichnungen aus der Unterwelt” von Tizza Covi und Rainer Frimmel geht es in die halbkriminelle Wiener Welt der 60er Jahre. Die Filmemacher konnten das Vertrauen zweier Legenden gewinnen: Der einst bärenstarke Alois Schmutzer und Kurt Girk, der „Frank Sinatra von Ottakring“, erzählen gelassen und doch mit Melancholie von Glücksspiel, blutigen Revierkämpfen und Razzien. Alte Wunden werden sichtbar: der bei einer Schießerei getötete Bruder; die Falschaussage, die zum Urteil führte.

„Jetzt oder morgen“ von Lisa Weber ist eine intensive Familienstudie. Über drei Jahre begleitete die Dokumentarfilmerin Claudia und zeigt, was eigentlich passiert, wenn nichts passiert. Die 19-Jährige lebt mit ihrem Sohn bei ihrer arbeitslosen Mutter. In enger Bindung teilt die Familie den Alltag und das Gefühl der Perspektivlosigkeit.

„Kunst kommt aus dem Schnabel, wie er gewachsen ist “ von Sabine Herpich führt in die Berliner Kunstwerkstatt Mosaik, wo Menschen mit Behinderung faszinierende Werke malen beziehungsweise gestalten. Der Film nähert sich einfühlsam den besonderen Charakteren und Kunstwerken der dort arbeitenden Künstlerinnen und Künstler.

Der umstrittene Film “Wohnhaft Erdgeschoss”, der ebenfalls einen Preis bekam (die RP berichtete), wird nicht gezeigt. Verständlich.

Tickets für die Online-Sichtung kosten fünf Euro und können über das Programm der Volkshochschule erworben werden: https://www.vhs-duisburg.de/vhs/news/Filmwoche2020.php

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