Härtetest am Sonntag Gladbach ist für Bayer der Gradmesser

Leverkusen · Bayer 04 Leverkusen ist ungeschlagen in der Liga. Borussia Mönchengladbach wird diese Serie am Sonntag allerdings auf eine harte Probe stellen.

 Kerem Demirbay bei der Ballannahme.

Kerem Demirbay bei der Ballannahme.

Foto: dpa/Tom Weller

Ein bisschen dürfte sich Peter Bosz nach dem Abpfiff in Petach Tikwa wie in einem Déjà-vu gefühlt haben. Wie schon ein paar Tage zuvor in Freiburg spielte seine Mannschaft auch bei Hapoel Be’er Sheva phasenweise schwach und drohte die Partie zu verlieren – doch am Ende stand ein 4:2-Sieg für die Werkself. „Was für ein fremdartiges Spiel“, kommentierte Bosz den Erfolg in Freiburg, den er sich angesichts des desolaten Starts seines Teams kaum erklären konnte. Am Donnerstagabend in Isreal zeigte er sich gnädiger: „Ich bin mit dem Ergebnis zufrieden“, sagte der Niederländer. Wohl gemerkt: mit dem Ergebnis, nicht aber mit dem Spiel seiner Mannschaft.

Das ist eine im Fußball gängige Differenzierung. Viele Trainer unterscheiden in der Analyse zwischen Leistung und Resultat – meist, um Niederlagen zu beschönigen oder in schwierigen Lagen Optimismus zu verbreiten. In Leverkusen ist der Fall anders gelagert: Hier stimmen die Ergebnisse, die Leistungen bisweilen nicht.

„Ich bin froh über den Sieg“, sagte Kerem Demirbay nach dem 4:2 (2:2) in der Europa League im Interview mit RTL. „Das war nicht leicht. In der ersten Halbzeit wurden wir zwei Mal ausgekontert, aber danach haben wir das Spiel dominiert und zurecht zwei Tore gemacht.“ Dennoch räumte der Mittelfeldspieler mit Blick auf Hapoels stringent durchgezogene Konter ein, die Elton Acolatse zwei Mal erfolgreich abschließen konnte: „Man hat gesehen, dass ihr Spielstil sitzt.“

Europa League 20/21: Hapoel Be'er Sheva gegen Bayer 04 Leverkusen - die Werkself in der Einzelkritik
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Hapoel Be'er Sheva - Bayer: die Werkself in der Einzelkritik

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Foto: AP/Ariel Schalit

Das ist eine Eigenschaft, die man Bayer nach etwa einem Fünftel der Saison nur bedingt attestieren kann. Bosz beklagte in den vergangenen Wochen mehrfach das zu geringe Balltempo im Spielaufbau der Werkself – und auch in Israel monierte er immer wieder lautstark an der Seitenlinie, dass seine Spieler zu behäbig unterwegs und zu weit weg von ihren Gegenspielern seien. Kopfschüttelnd und sichtlich genervt nahm er zur Kenntnis, dass sein Team sichtbare Schwierigkeiten hatte, die Anweisungen umzusetzen.

Dass am Ende trotzdem ein nicht unverdienter Sieg stand, war vor allem der Tatsache geschuldet, dass die Israelis nach einer guten Stunde der forschen Gegenwehr müde wurden – und dass Leon Bailey seine Torjägerqualität wiedergefunden hat. Der Jamaikaner traf sowohl zum frühen 1:0 als auch zum 3:2. Florian Wirtz machte dann in den Schlussminuten alles klar.

Am Sonntag (18 Uhr) kommt in Borussia Mönchengladbach ein anderes Kaliber als Freiburg oder Be’er Sheva in die BayArena. Für Aleksandar Dragovic, der am Donnerstag eine schwache Leistung zeigte und bei beiden Gegentoren nicht gut aussah, ist klar, dass sich Bayer steigern muss, um gegen den Champions-League-Teilnehmer vom Niederrhein bestehen zu können. „Wir haben uns das Leben mit Fehlern und Ballverlusten selbst schwer gemacht“, sagte der Österreicher und ergänzte mit Blick auf das Topspiel zum Abschluss des siebten Spieltags: „Natürlich können wir am Sonntag nicht so auftreten, wie in der ersten Halbzeit gegen Be’er Sheva und müssen eine Schippe drauflegen. Wir wissen, wie wichtig, das Spiel ist.“

Bislang ist Leverkusen in der Bundesliga ungeschlagen. Die Partie am Sonntag dürfte zu einem Realitätscheck für die Serie werden. Gladbach ist der Gradmesser für etwaige Ambitionen im oberen Tabellendrittel – und eben nicht Freiburg oder Be’er Sheva. „Wir haben einen guten Lauf in der Bundesliga mit zuletzt drei Siegen“, sagte Coach Bosz. Welchen Stellenwert die Partie gegen die Borussia vom Niederrhein habe, sei ihm und freilich auch seinen Spielern bewusst. „Es wird ein sehr wichtiges Spiel, weil Gladbach ein Team ist, das sich mit uns auf Augenhöhe befindet“, betonte der 56-Jährige.

Wieder dabei sein könnte Stürmer Patrik Schick. Der Tscheche hatte sich Anfang Oktober beim VfB Stuttgart einen Faserriss zugezogen, ist aber seit dieser Woche wieder im Training und dürfte in den Kader zurückkehren. Für Kapitän Charles Aránguiz (Achillessehnenprobleme) kommt ein Einsatz wohl zu früh.

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