Corona-Pandemie Rapide Zunahme an Neuinfektionen in Schweden

Stockholm · Das skandinavische Land hat seit Beginn der Pandemie eine Art Sonderstatus. Statt auf Verbote setzt Stockholm auf eine weniger strenge Politik und vertraut auf ein besonnenes Verhalten der Bevölkerung. Die Zahlen steigen dennoch.

 Anders Tegnell, der Staatsepidemiologe der schwedischen Gesundheitsbehörde, bei einer Pressekonferenz.

Anders Tegnell, der Staatsepidemiologe der schwedischen Gesundheitsbehörde, bei einer Pressekonferenz.

Foto: dpa/Fredrik Sandberg

Schweden verzeichnet eine erhebliche Zunahme von registrierten Neuinfektionen mit dem Coronavirus. Nach einem bisherigen Höchstwert von 2129 Neuinfektionen am Vortag kamen am Donnerstag innerhalb der vergangenen 24 Stunden 3254 neue Corona-Fälle hinzu, wie am Nachmittag aus den Daten der schwedischen Gesundheitsbehörde Folkhälsomyndigheten hervorging.

Staatsepidemiologe Anders Tegnell wies auf einer Pressekonferenz in Stockholm darauf hin, dass es so aussehen könne, als habe Schweden mehr Fälle als im Frühjahr. Das stimme jedoch nicht, betonte er. Die Ausbreitung in der Bevölkerung sei damals um ein Vielfaches größer gewesen, allerdings habe man damals nicht im Geringsten dieselben Kapazitäten zum Testen gehabt wie heute.

Insgesamt sind damit mehr als 121.000 Corona-Fälle in Schweden registriert worden. Die Zahl der in Verbindung mit einer Infektion stehenden Todesfälle stieg am Donnerstag um sieben auf nunmehr 5934.

Aufgrund der steigenden Infektionszahlen werden die allgemeinen Empfehlungen zur Verringerung der Corona-Ausbreitung nun auf weitere Landesteile ausgeweitet: Die Menschen in der Hauptstadtregion um Stockholm sowie den Regionen Västra Götaland um Göteborg und Östergötland werden in den kommenden Wochen unter anderem dazu aufgefordert, Kontakt mit Personen aus anderen Haushalten ebenso zu meiden wie den Nahverkehr und Veranstaltungen wie Konzerte oder sportliche Wettkämpfe. Ähnliches gilt bereits in der Region Uppsala und im südschwedischen Skåne (Schonen).

Schweden ist in der Corona-Krise einen viel beachteten Sonderweg mit weniger strikten Beschränkungen gegangen. Im Frühjahr hatte das EU-Land deutlich höhere Infektions- und Todeszahlen verzeichnet als der Rest Skandinaviens. Der derzeitige Wert der Neuinfektionen in Schweden liegt im europäischen Vergleich auf die Bevölkerungszahl heruntergerechnet aber niedriger als in anderen Teilen Europas und auch leicht unter den Werten Deutschlands.

(june/dpa)
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