Kabarett in der Kattwinkelschen Fabrik Nordischer Humor lässt für einen Abend Krise vergessen

Wermelskirchen · Der Hamburger Kabarettist Jan-Peter Petersen gastierte mit seinem Programm „Germany’s Ex-Topmodel“ in der Katt. Kulturchef Achim Stollberg hatte vor der Show gesagt: „Lassen sie uns diesen Abend genießen, vielleicht ist es erstmal der letzte schöne Abend“.

 Norddeutsches Spitzen-Kabarett in der Katt mit Jan-Peter Petersen, der sein Publikum wortstark unterhielt.

Norddeutsches Spitzen-Kabarett in der Katt mit Jan-Peter Petersen, der sein Publikum wortstark unterhielt.

Foto: Jürgen Moll

Vor Corona hat das Publikum Achim Stollberg selten auf der Bühne gesehen. Stattdessen hielt sich der Gastgeber lieber im Hintergrund, freute sich über das Lob der Künstler für die besondere Bühne und über gute Stimmung in der Halle. Corona hat etwas verändert. Bereits in den vergangenen Wochen betrat Stollberg öfter die Bühne, um über Maskenpflicht und Einbahnregelungen zu informieren.

Einen Tag, nachdem der Rheinisch-Bergische Kreis bekannt gegeben hatte, dass nun auch Wermelskirchen als Risikogebiet bewertet wird, scheint dem Kulturchef in der Katt mehr auf der Seele zu liegen: Ein großer Teil des Publikums hatte die Karten zurückgegeben, leer ist es an dem Abend trotzdem nicht. „Die Lage ist prekär“, sagt der Gastgeber vor der Show und erinnert an die schwere Situation für Solokünstler und auch an die Kosten für einen Veranstaltungsabend in der Katt. Und dann: „Lassen sie uns diesen Abend genießen, vielleicht ist es erstmal der letzte schöne Abend“.

Das Publikum, das auch während der Vorstellung Maske tragen muss, begrüßt dann entsprechend herzlich den Künstler des Abends: Hans-Peter Petersen. Der Hamburger Kabarettist hat viel schwarzen Humor im Gepäck – und der scheint den Abend mitten in der Krise für einen Augenblick erträglich zu machen. „Germany’s Ex-Topmodel“ hat er sein Programm genannt – um sich den Auslaufmodellen auf die Spur zu machen. Er fängt bei sich selber an: „Meine Frau hat gesagt, die Maske habe auch was für sich. So sei ein Drittel meines Gesichts nicht mehr zu sehen“. Das Publikum freut sich.

Dann nimmt er sich den demografischen Wandel vor: Bafög statt Rente, 80-jährige Studenten, die sich als Stützstrumpftester und „Granufinkluder“ ein paar Euro dazu verdienen. Kapitalismus und Klimawandel, Religion und Börse: Petersen schlüpft in die Rolle seiner eigenen Gesprächspartner, versenkt den ein oder anderen Kalauer, setzt aber auch wortstarke Pointen. Erst recht, als es politisch wird: Er lässt einen „Politzoologen“ das Liberal-Tier untersuchen. „Ein Liberal schätzt Größenverhältnisse optimistisch ein“, sagt er, „es tut sich bei der Paarungssuche schwer“. Und dann: „Das Liberal Lindner zum Beispiel ist ein Glühwürmchen, hat als Berufswunsch aber Scheinwerfer angegeben“. Das Publikum hat Spaß – bis auf Ulrike in der ersten Reihe vielleicht, die ungewollt Teil des Programms wird. Aber auch sie wird am Ende versöhnt, als der Kabarettist ihr seine musikalische Zugabe widmet.

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