„Starlabor“ im Martin-Luther-Haus in Neuss Eintauchen in die Welt der Popstars

Neuss · Kostümierte Jugendliche im großen Saal des Martin-Luther-Hauses der evangelischen Christuskirchengemeinde: Was anmutete wie eine geheime Karnevalsparty war hingegen das Projekt „Starlabor“, das die Neusser Initiative gemeinsam leben und lernen (igll) für die Herbstferien organisiert hat.

 Die Jugendlichen können in diesen Tagen entdecken, was die Markenzeichen der Stars ausmacht und wie sie in ihre Rollen schlüpfen.

Die Jugendlichen können in diesen Tagen entdecken, was die Markenzeichen der Stars ausmacht und wie sie in ihre Rollen schlüpfen.

Foto: Andreas Woitschützke

Der Verein, der sich für die Inklusion von Kindern und Jugendlichen mit Behinderung engagiert, wollte mit einem einwöchigen Tanz- und Performance-Camp Jugendlichen mit einer geistigen oder emotionalen Behinderung die Gelegenheit schaffen, für vier bis fünf Stunden am Tag in die Welt der Popstars und Bands einzutauchen. Dabei ist das vom Berliner Bundesverband „Tanz in Bildung und Gesellschaft“ geförderte Starlabor höchst professionell eingerichtet.

Geleitet wird es von der Neusser Tanzvermittlerin und Choreographin Hannah Sampé und Ottoline Callmeijer Meijburg, die an der Folkwang-Universität der Künste in Essen „Physical Theatre“ studiert hat. Nach einer kurzen Begrüßungsrunde dürfen sich die zehn Teilnehmer erst einmal ihre Lieblingskostüme aussuchen. Vier Teilnehmer kommen aus Düsseldorf, darunter Jonas mit seinem Betreuer aus Hubbelrath, sechs aus Neuss, unter ihnen Jugendliche aus einer Wohngruppe der Lebenshilfe in Grimlinghausen. An die Choreografie vom Vortag konnten sich nur wenige erinnern. Dafür tanzte der Jüngste der Gruppe, Matte (9) mit strahlend blonder Perücke, gleich zu „This will be“ von Natalie Cole vital los. Allmählich klappte auch die „Choreografie von gestern“ wieder einwandfrei.

Auf die Musik scheinen die Jugendlichen besonders zu reflektieren. Die Profimusiker Marius Lambertz, Max Wilken und Vincent Janz unterstützen Hannah und Ottoline und musizieren mit den Teilnehmern täglich im Bandraum des Martin-Luther-Hauses. Dafür stehen ihnen Keyboard, E-Gitarren und Schlagzeug zur Verfügung. „Ganz wichtig ist aber auch, auf Luftinstrumenten zu spielen“, betont Marius. Für Magdalena (12) ist neben den Kostümen und der Tanz-Performance auch wichtig, Schlagzeug zu spielen. „Das wird nie langweilig“, sagt sie. Für Darline (18) aus Neuss bedeutet es großen Gewinn, „hier zu singen, wie ich möchte“. Sie erinnert sich gern daran, dass sie schon als Vierjährige mit ihren Eltern viel gesungen hat. Auch Felina (11) hat bereits auf dem Klavier gespielt, „während alle anderen dazu tanzten“. Am Samstag wollen sie in einer Abschlusspräsentation ihren Angehörigen zeigen, was ihnen während der Projektwoche besonders gefallen hat. Schon jetzt zeigt sich aber, dass das Konzept von igll voll aufgeht. „Viele Jugendliche unserer Zielgruppe haben ein herausragendes kreatives Potenzial“, sagt Ursula von Schönfeld vom igll-Vorstand. Das gelte es, zu entdecken.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort