Sanierung oder Abriss? Düsseldorfer Theodor-Heuss-Brücke längst an der Belastungsgrenze

Düsseldorf · An dem Bauwerk laufen weiter Belastungsprüfungen. Die Sperrung für Lkw über 30 Tonnen wird indes nur sporadisch kontrolliert. Fest steht: Die Düsseldorfer Brücke leidet enorm unter dem massiv gewachsenen Verkehrsaufkommen.

Über die Zukunft der Theodor-Heuss-Brücke herrscht auch fast ein Jahr, nachdem die Stadt sie wegen Überlastung für Fahrzeuge über 30 Tonnen gesperrt hat, keine Klarheit. Seit vergangenen November gilt zudem ein Überholverbot für Lkw, genehmigungspflichtiger Schwerverkehr ist nicht zugelassen. Die Brücke hält den in den vergangenen Jahrzehnten stetig gestiegenen Verkehrsbelastungen nicht mehr stand. Seitdem wird untersucht, ob eine Instandsetzung möglich ist – oder sogar ein Abriss in Frage kommt. Letzteres ist laut Stadtsprecher Volker Paulat aber explizit nicht das Mittel der Wahl. Unter anderem wurde bei allen fünf Teilbauwerken geprüft, wie viele Lkw bislang darüber gefahren sind und in welchem Zustand sie sich befinden. Diese Überprüfung ist „in den letzten Arbeitsschritten“, sagt Paulat, weitere Untersuchungen unter anderem von Rissausbildungen müssen aber folgen.

Erst dann kann entschieden werden, wie es mit der Brücke weitergeht. Die Entscheidung über Abriss oder Sanierung war eigentlich für das vierte Quartal dieses Jahres geplant, wird nun aber voraussichtlich erst 2021 fallen. Fest steht: Die sogenannte Ablastung auf 30 Tonnen und das Überholverbot sind nur als kurzfristige Kompensation gedacht, „langfristig muss eine entsprechende Ertüchtigung des Bauwerks erfolgen.“ Die im Rhein stehenden Brückenpfeiler wiesen in den im November 2019 veröffentlichten Daten Spannungsüberschreitungen von bis zu 70 Prozent auf.

Zudem laufen derzeit ein Langzeit-Monitoring, mit dem die tatsächlichen Spannungen an der Brücke gemessen werden, und die Auswertung von bereits durchgeführten Probebelastungen der Strombrücke. Am Mittwoch und Donnerstag wurden an der rechtsrheinischen Rampe zudem Bodenproben entnommen, dafür wurde die rechte Fahrspur teilweise gesperrt. Weitere Sperrungen sind der Stadtverwaltung zufolge aber erst einmal nicht geplant.

Die gesamte Überprüfung soll rund eine Million Euro kosten. Sie wird gemäß der sogenannten Richtlinie zur Nachrechnung von Straßenbrücken durchgeführt. Diese wurde 2011 eingeführt, um die Tragfähigkeit und Gebrauchstauglichkeit von älteren Brücken bewerten zu können. Die Theodor-Heuss-Brücke wurde 1957 erbaut. Bei der letzten Verkehrszählung vor vier Jahren wurden 72.500 Überquerungen registriert – 1962 waren es nur 18.000 gewesen. Bis zu 700 schwere Lkw rollten bis zum vergangenen November täglich über die Brücke.

Ob die Belastung während der Corona-Pandemie abgenommen hat, ist unklar. Nach Angaben der Stadt wurden in dem Zeitraum keine Zählungen vorgenommen – anhand der Dauerzählstellen in der Stadt sei aber erkennbar, dass das Verkehrsaufkommen zu Beginn der Pandemie zwar stark abgenommen, inzwischen aber fast wieder das Vorjahresniveau erreicht habe. Die Stadt kontrolliert zudem nicht, ob sich die Lkw-Fahrer auch an die Sperrung halten, sondern verweist in dieser Frage an die für Verkehrskontrollen zuständige Polizei.

Von dort heißt es auf Anfrage, man erhebe keine Zahlen dazu, wie viele Lkw die Brücke trotz Sperrung mit mehr als 30 Tonnen Gewicht passieren. „Wir kontrollieren sporadisch, aber nicht schwerpunktmäßig“, sagt Sprecher André Hartwich. Ab und zu würden zwar Verstöße festgestellt, dazu liege jedoch keine Statistik vor.

Zudem sei der Aufwand für eine Kontrolle hoch – „das ganze Gespann muss ja gewogen werden“. Nicht jeder 40-Tonner wiege außerdem tatsächlich mehr als 30 Tonnen, das hänge von der Ladung ab. Bei Verstoß gegen die Sperre wird jedoch ein Bußgeld fällig. „Das geht bei 20 Euro los und richtet sich danach, wie stark der Lkw überladen ist“, sagt Hartwich. Allzu oft komme das aber nicht vor. Sollten bei der Überprüfung allerdings weitere schwere Schäden durch Lkw auffallen, seien auch häufigere Kontrollen möglich.

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