Ständehaus-Treff mit Norbert Röttgen „Ich traue mir die Kanzlerschaft zu“

Düsseldorf · Norbert Röttgen versucht bei seinem Auftritt, seinen Ruf als Außenseiter auszuräumen. Er selbst hält sich für kanzlertauglich und rät der CDU, die Klimapolitik nicht aus dem Auge zu verlieren.

 Norbert Röttgen im Gespräch mit RP-Chefredakteur Moritz Döbler.

Norbert Röttgen im Gespräch mit RP-Chefredakteur Moritz Döbler.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Beim Ständehaus-Treff der Rheinischen Post in der Düsseldorfer Merkur Spiel-Arena hat sich Norbert Röttgen kämpferisch gezeigt. Der 55-Jährige, dem im Rennen um den CDU-Vorsitz nur Außenseiterchancen zugeschrieben werden, sagte im Gespräch mit RP-Chefredakteur Moritz Döbler mit Blick auf seine Konkurrenten Armin Laschet und Friedrich Merz: „Ich glaube wir haben jetzt eine Situation erreicht, in der wir auf Augenhöhe sind, in der jeder gewählt werden kann.“ Zu seiner Kandidatur sagte Röttgen: „Ich kandidiere zunächst einmal für den CDU-Vorsitz.“ Das sei schon eine eigene bedeutende Aufgabe. Röttgen betonte, er kandidiere nicht für dieses Amt, um das andere zu erreichen. Dennoch bekräftigte er seinen Machtanspruch. Gleichzeitig gehöre es zum Anspruch des CDU-Vorsitzenden, sich das Amt des Kanzlers zuzutrauen oder es zu wollen, sagte Röttgen weiter. Er sei zu der Einschätzung gekommen: „Ich traue es mir zu.“

Die Frage, ob und welchen Kandidaten er im Fall einer Niederlage in einem zweiten Wahlgang unterstützen werde, wollte Röttgen nicht beantworten. „Ich konzentriere mich darauf, den zweiten Wahlgang zu erreichen.“ Auf die Frage, ob er in das Rennen um den CDU-Vorsitz eingetreten sei, um sich einen Ministerposten zu sichern, sagte Röttgen: „Ein solches Denken liegt mir völlig fern.“

In der Corona-Politik rief er Bund und Länder zu mehr Einheitlichkeit auf – so wie zu Beginn der Corona-Pandemie. „Ein ganz wesentlicher Beitrag zur hohen Akzeptanz und für das Vertrauen in die Corona-Maßnahmen war die große Einigkeit“, sagte Röttgen. „Es ist wichtig, dass wir Einigkeit haben.“ Sie sei die Voraussetzung für Akzeptanz und Vertrauen von Schutzmaßnahmen. Röttgen verwies darauf, dass er im Frühjahr dafür gewesen sei, den einheitlichen Weg noch zwei drei Wochen länger durchzuhalten. „Ich sage jetzt im Oktober: Wir sollten wieder anknüpfen an dieses Verhalten, möglichst einig zu sein und sich auf einheitliche verstehbare Leitlinien zu einigen.“

Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag äußerte sich auch zu dem jüngsten TV-Duell in den USA zwischen Donald Trump und Joe Biden: Es sei bitter, dass dabei auch nicht eine einzige Frage halbwegs sachlich diskutiert werde. „Das ist die Erosion der internationalen Führungsfähigkeit der USA.“ Röttgen rechne damit, dass eine neue US-Führung mit einer klaren partnerschaftlichen Haltung an Deutschland herantreten und eine Partnerschaft in Leadership anbieten werde. Dies könnte beinhalten, dass sich Europa künftig um den Nahen Osten kümmern müsse. „Wenn wir es nicht selber machen, die USA werden es nicht mehr tun.“

Röttgen forderte von der CDU eine klare Haltung in der Klimapolitik: „Wir müssen Klimapolitik genauso ernst nehmen wie Wirtschaftspolitik.“ Röttgen betonte: „Sonst spüren jüngere Menschen, dass wir ein taktisches Verhältnis dazu haben.“ Röttgen verwies darauf, dass die CDU Sozialismus und Kapitalismus in der sozialen Marktwirtschaft versöhnt habe. „Das muss uns beim Ökologischen auch gelingen“, sagte er. Mit Blick auf den kommenden Bundestagswahlkampf verwies Röttgen darauf, dass der „neue Wettbewerber für die CDU“ in der Mitte die Grünen seien.

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