Stockholmer Komitee ehrt Virologen Medizin-Nobelpreis geht an drei Hepatitis-C-Forscher

Stockholm · Die US-Forscher Harvey Alter und Charles Rice sowie ihr britischer Kollege Michael Houghton werden für ihre Verdienste um Entdeckung und Therapiemöglichkeiten bei viral bedingten Entzündungen der Leber geehrt.

 Die Nobelpreisträger 2020 im Fach Medizin werden bei einer Pressekonferenz im Stockholmer Karolinska-Institut bekanntgegeben.  Foto: dpa

Die Nobelpreisträger 2020 im Fach Medizin werden bei einer Pressekonferenz im Stockholmer Karolinska-Institut bekanntgegeben. Foto: dpa

Foto: dpa/Claudio Bresciani

Die Uhren des schwedischen Nobelpreis-Komitees ticken immer etwas anders als der Rest der Welt, aber das hat Vorteile. Es ehrt Verdienste, die über Jahrzehnte erworben wurden. So geht der Nobelpreis für Medizin in diesem Jahr zwar an Virologen, allerdings nicht an Corona-Experten, sondern an die US-Forscher Harvey Alter und Charles Rice sowie ihren britischen Kollegen Michael Houghton. Sie bekommen die Auszeichnung für die Entdeckung des Hepatitis-C-Virus, wie die Nobelversammlung des Karolinska-Instituts in Stockholm mitteilte. Sie teilen sich ein Preisgeld in Höhe von neun Millionen schwedischen Kronen (858.000 Euro).

Mit ihrer Arbeit hätten die drei Forscher einen „entscheidenden Beitrag im Kampf gegen die durch Blut übertragene Hepatitis“ geleistet, „ein globales Gesundheitsproblem, das bei Menschen auf der ganzen Welt Leberzirrhose und Leberkrebs verursacht“, so die Jury.

Es gibt mehrere Typen von Hepatitis-Viren, die Entzündungen in der Leber auslösen können. Gegen Hepatitis A und B kann man sich impfen lassen, gegen Hepatitis C nicht. Es wird vor allem durch verseuchte Spritzen bei Drogenmissbrauch, durch Nadelstichverletzungen bei medizinischem Personal oder bei medizinischen Eingriffen übertragen. Auch Sexualkontakte können ansteckend sein. Weltweit sind nach Angaben der WHO über 70 Millionen Menschen chronisch mit dem Hepatitis-C-Virus infiziert.

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Bei den meisten Infizierten nistet sich das Virus in den Leberzellen ein: Die Infektion wird chronisch, das heißt, die Hepatitis-C-Viren befallen ständig neue Leberzellen. Es kommt zu einer anhaltenden Entzündung, in deren Verlauf abgestorbene Leberzellen durch Narbengewebe ersetzt werden. Dann sprechen Mediziner im Frühstadium von einer Fibrose, später von einer Zirrhose. Sie kann in Leberzellkrebs übergehen. Besonders gefährdet sind chronisch infizierte Patienten, die übermäßig Alkohol konsumieren.

Während sich lange Zeit nur ein Teil der Patienten heilen ließ, sind die Chancen dank neuer Medikamente mittlerweile auf über 95 Prozent gestiegen. An dieser Entwicklung haben die drei Geehrten mit ihrer Arbeit hohen Anteil.

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