Debatte um belastete Straßennahmen Kameruner Wissenschaftler schreiben Brief an Düsseldorfer Oberbürgermeister

Düsseldorf · Drei Wissenschaftler aus Kamerun haben einen offenen Brief an Düsseldorfs Oberbürgermeister Thomas Geisel geschrieben, indem sie beklagen, dass Menschen aus Afrika nicht genügend in den Dialog zur Umbenennung belasteter Straßen eingebunden würden.

 Die Woermannstraße in Urdenbach gilt einem Gutachten zufolge als belastet und soll unbenannt werden.

Die Woermannstraße in Urdenbach gilt einem Gutachten zufolge als belastet und soll unbenannt werden.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Drei kamerunische Wissenschaftler haben einen offenen Brief zur Umbenennung kolonial belasteter Straßennamen im Stadtgebiet an den Düsseldorfer Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) geschrieben. Die Germanisten Albert Gouaffo, Richard Tsogang Fossi und Omer Tadaha fordern darin, dass Menschen aus Afrika in den Dialog zur Umbenennung eingebunden werden.

„Wir haben den Eindruck, dass die völlige Missachtung unserer Stimmen eines der schlimmsten Vermächtnisse der Kolonialgeschichte in der Gegenwart ist“, heißt es darin. Man habe zudem den Eindruck, dass viele Bürger kaum etwas über die geschichtlichen Hintergründe der entsprechenden Personen, nach denen Straßen benannt sind, wissen, woran man gerne arbeiten würde.

Denn die drei Wissenschaftler kennen sich mit der Thematik gut aus. Albert Gouaffo sitzt im Beirat des „Deutschen Zentrums für Kulturgutverluste“ und berät mehrere deutsche Museen zum Thema koloniale Raubkunst. Seit 2016 forscht er mit seinen Kollegen Fossi und Tadaha zu kolonialen Verbindungen zwischen Düsseldorf und Dschang, einer Universitätsstadt in Kamerun, an der er lehrt. Dabei haben sich die kamerunischen Wissenschaftler auch intensiv mit kolonialen Straßennamen beschäftigt und entsprechend die öffentliche Debatte zu einer möglichen Umbenennung verfolgt.

Enttäuscht sind die Wissenschaftler aber vor allem darüber, dass sie bislang keine Antwort von der Stadtspitze erhalten haben. Bereits im März hatten sie Oberbürgermeister Thomas Geisel in der Angelegenheit kontaktiert. Auf Nachfrage bei der Stadt heißt es, dass man diesen Umstand bedauere.

„Leider hat es hier in der Vergangenheit aus verschiedenen Gründen Kommunikationsprobleme und Missverständnisse gegeben.“ Man bitte dies zu entschuldigen und wolle schnellstmöglich antworten. Den Unterzeichnern sei es aber unbenommen, sich in den Dialog einzubringen und Bürger über die Hintergründe zu informieren. Die Entscheidung über die Umbenennung treffe am Ende aber der Stadtrat.

Dazu liegt auch bereits eine konkrete Vorschlagsliste im Rathaus. Ein wissenschaftlicher Beirat stellte Anfang des Jahres eine Liste mit zwölf Straßen vor, deren Namensgeber aufgrund ihrer Biografien nicht geehrt werden sollten. Darunter zum Beispiel auch die Woermannstraße in Urdenbach, dessen Namensgeber Adolph Woermann für zahlreiche Verbrechen in Kamerun verantwortlich ist.

Im Gegensatz zur Sodenstraße, dessen Namensgeber Julius von Soden laut dem Gutachten als unkritisch gilt. In Kamerun sehe man das anders, dort seien sämtliche nach dem Kolonialgouverneur Soden benannten Orte längst umbenannt, so die kamerunischen Wissenschaftler. Nicht zuletzt deshalb wolle man sich in den Dialog einbringen.

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