Die geburtenreichen Jahrgänge der 50 und 60er Jahre Die Babyboomer gehen bald in Rente

„Millennials“, „Digital Natives” oder „Boomer”: Jeder hat diese Begriffe schon einmal gehört, sie gehören mittlerweile zum zeitgenössischen Sprachgebrauch. Das erste Mal, dass solch ein Ausdruck für eine Generation verwendet wurde, war bei den sogenannten Babyboomern.

Die 10 wichtigsten Fakten über Babyboomer
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Die 10 wichtigsten Fakten über Babyboomer

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Foto: dpa/Sebastian Gollnow

So werden die geburtenstarken Jahrgänge bezeichnet, die zwischen 1946 und 1964 auf die Welt gekommen sind. In dieser Zeit nach dem 2. Weltkrieg herrschte in der westlichen Welt Wohlstand, der auch für mehr Nachwuchs sorgte.

Das klassische Familienbild dieser Zeit sorgte für viele Kinder. Auch dass es die Antibabypille noch nicht frei erhältlich gab, kann als Grund angeführt werden, weshalb in diesen Jahren so viele Kinder zur Welt kamen und die Geburtenrate so hoch war.

Was wird als „Babyboomer“ bezeichnet und wie lautet die Definition?

Soziologen wie die Amerikaner Neil Howe und William Strauss bezeichnen mit diesem Begriff die geburtenstarken Jahrgänge der Nachkriegsgeneration bis Anfang der 60er Jahre. In Deutschland hatte der Boom seinen Höhepunkt im Jahr 1964, als das Allzeithoch von 1.357.304 „Lebendgeborenen“ erreicht wurde; im statistischen Durchschnitt hat eine Frau damals 2,53 Kinder zur Welt gebracht.

Welche Jahrgänge sind die Babyboomer?

Die Babyboomer, geboren zwischen 1946 und 1964, waren die erste Nachkriegsgeneration nach dem zweiten Weltkrieg. Sie haben das Wirtschaftswunder erlebt und gehören zum geburtenstärksten Jahrgang. Gemeint sind unter dem Begriff „Babyboomer“ heute aber vor allem die Jahrgänge 1960 bis 1964, in denen die Geburtenrate jeweils bei über 1,2 Millionen liegt. 1964 war dabei der absolute Höhepunkt erreicht, vier Jahre später setzte die Anti-Baby-Pille dem Boom ein jähes Ende.

Was macht die Generation Babyboomer aus?

Als Babyboomer oder Baby-Boomer bezeichnet man sowohl einzelne Menschen als auch die Gesamtheit der gesellschaftlichen Generation, die zu den Zeiten steigender Geburtenraten (dem „Babyboom“) nach dem Zweiten Weltkrieg geboren wurden.

Diese Generation wurde nach Jahren der Entbehrung in eine Zeit des steigenden Wohlstands geboren. Soziologen bezeichnen die Babyboomer als eine „gesicherte Generation“, die sich stark von ihrer Vorgängergeneration, den „68ern“, abgrenzt. Diese Generation ist durch ihren „Sturm durch die Institutionen“ bekannt geworden, während die Babyboomer eher im Ruf stehen, ein gesichertes Leben anzustreben.

Wieso wurden in den Babyboomer-Generationen so viele Kinder geboren?

„Im Wesentlichen war der Babyboom ein Nachholeffekt", erklärt das Statistische Bundesamt den enormen Geburtsanstieg in diesen Jahren. Vor allem 1964 sticht dabei heraus, denn in diesem Jahr wurden in der Bundesrepublik Deutschland und der DDR genau 1.357.304 lebende Babys geboren. Das hat das Statistische Bundesamt registriert. 3708 jeden Tag, jede Stunde 155. Das heißt, in diesem Jahr brachte jede Frau in Deutschland durchschnittlich 2,5 Kinder zur Welt.

Doch was war der Grund für diesen Boom? Ein Grund für die vielen Geburten gerade in den 60er Jahren war der wachsende Wohlstand der Deutschen. Die Weltwirtschaft wuchs im Jahr 1964 um 7,3 Prozent, und Deutschland partizipierte einerseits an diesem Wachstum, befeuerte es durch die eigene Wirtschaftskraft allerdings auch. Die deutsche Wirtschaft boomte, Gastarbeiter wurden aus anderen Ländern angelockt, es herrschte Vollbeschäftigung. Alles schien damals möglich: Reisen, das eigene Auto, das Eigenheim, ein sicherer, gut bezahlter Arbeitsplatz. Technische Neuerungen und kulturelle Höhepunkte vergrößerten dabei das Wohlbefinden vieler Bundesbürger.

Babyboomer - welche Bedeutung haben sie für die Wirtschaft?

Rund 45 Millionen Erwerbstätige arbeiten derzeit in Deutschland. An diesem Beschäftigungsrekord hat die seit Jahren steigende Erwerbsbeteiligung von Älteren und Frauen einen erheblichen Anteil. Während heutzutage 73 Prozent der Frauen berufstätig sind, lag diese Quote 2004 erst bei 59 Prozent. Und die Erwerbsbeteiligung der 60- bis 64-Jährigen – also eines Teils der Babyboomer – erreicht mittlerweile mit 58 Prozent einen EU-Spitzenwert, der nur noch von Schweden mit 68 Prozent übertroffen wird.

Deutlich gestiegen ist zudem nicht nur die Quote der erwerbstätigen Älteren. Auch die Arbeitszeit pro Kopf hat in dieser Gruppe seit 2004 deutlicher zugenommen als in allen anderen Altersklassen. So hat sich die Zahl der geleisteten Wochenstunden bei den 60- bis 64-Jährigen nahezu verdoppelt. Um die Babyboomer-Lücke in den Unternehmen zu schließen, ist nach Berechnung des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) deshalb auch keine Revolution nötig, sondern lediglich eine Fortschreibung des positiven Trends der vergangenen Jahre.

Gab es nach den Babyboomern noch einmal einen annähernd starken Jahrgang?

Nein, schon zehn Jahre danach brachen die Geburtszahlen deutlich ein. Waren es 1964 fast 1,4 Millionen Babys, wurden 1974 knapp 800 000 Kinder geboren. Danach gingen die Zahlen immer weiter zurück. 1990 gab es dann noch einmal knapp 900 000 Geburten. Diese Zahl wurde danach nie wieder erreicht.

Welche Probleme ergeben sich für die deutsche Gesellschaft, wenn die Babyboomer in Rente gehen?

In den kommenden Jahren wird sich der deutsche Arbeitsmarkt drastisch verändern. Die rund 20 Millionen in den 50er- und 60er-Jahren geborenen Babyboomer gehen dann in den Ruhestand. Ab spätestens 2025 wird dies den Arbeitsmarkt tangieren. Noch einmal fünf Jahre später – also 2030 – gehen dann fast eine halbe Million Menschen mehr in Rente, als auf der anderen Seite ins Berufsleben starten. Arbeitsmarktexperten warnen, dass infolge des Renteneinstiegs der geburtenstärksten Generation, die Deutschland jemals hervorgebracht hat, sechs Millionen Arbeitskräfte fehlen werden.

Diesem düsteren Szenario stellt das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) eine Studie mit neuen Berechnungen gegenüber, die das riesige Problem erheblich schrumpfen lassen – und zwar ohne dabei auf verstärkte Zuwanderung zu setzen. „Vorhersagen, dass der demografische Wandel den Wirtschaftsstandort bedroht, weil er zwangsläufig zu verschärftem Fachkräftemangel, einem Produktionsrückgang und abgehängten Regionen führt – solche düsteren Szenarien werden so dramatisch nicht eintreten“, ist der Direktor des Instituts, Norbert Schneider, überzeugt.

Wie lässt sich die Lücke schließen, die durch den Renteneintritt der Babyboomer-Generation auf dem Arbeitsmarkt entsteht?

Das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung sieht die Problematik gelassen und geht von keiner „dramatischen Entwicklung“ aus. So schreiben die Vertreter des Instituts in ihrer Veröffentlichung „Alterung und Arbeitsmarkt“: „In der Diskussion über den demografischen Wandel werden alternde Belegschaften häufig als ein Problem der Zukunftsfähigkeit Deutschlands angesehen."

Allerdings zeigten die Berechnungen in den Augen der Forscher, dass „keine dramatischen Entwicklungen zu erwarten sind“. „Wir betrachten dabei nicht das Durchschnittsalter der Erwerbstätigen, sondern das pro geleistete Arbeitsstunde ermittelte Durchschnittsalter. Dies berücksichtigt unter anderem, dass Personen im höheren Alter weniger arbeiten. Zwischen 2004 und 2017 stieg dieses Durchschnittsalter erheblich von 41,9 Jahren auf 44,1 Jahre an.

Bis 2030 kommt es dagegen in keinem der Szenarien zu einem weiteren deutlichen Anstieg (die Werte variieren zwischen 44,3 und 45,2 Jahren). Diese Ergebnisse hängen damit zusammen, dass momentan die Altersgruppen im höheren Erwerbsalter durch die Babyboomer-Jahrgänge stark besetzt sind. Diese werden aber zu einem erheblichen Teil in den nächsten Jahren aus dem Arbeitsmarkt austreten, während kleinere Generationen nachfolgen.“

Das Fazit und die Empfehlungen des Bundesinstituts stellen fest, dass durch die Alterung der Babyboomer zumindest bis 2030 nicht mit einem starken Rückgang der Arbeitsstunden zu rechnen sei. „Die Zahl der von Personen mit hoher Bildung geleisteten Stunden wird sogar noch weiter ansteigen. Insofern scheinen die Auswirkungen der alternden Gesellschaft auf das Arbeitsangebot geringer zu sein als ein einfacher Blick auf die demografischen Zahlen vermuten lässt“, so die Studie.

Allerdings müsse berücksichtigt werden, dass die Entwicklung des Arbeitsangebots branchen-spezifisch und regional stark variieren könne. Um die Auswirkungen der demografischen Alterung abzumildern, schlägt das Bundesinstitut folgende Maßnahmen vor: Investitionen in lebenslange Bildung können dazu beitragen, dass möglichst viele Personen bis ins höhere Alter über adäquate Qualifizierungsniveaus verfügen, um produktiv an der wirtschaftlichen Entwicklung mitzuwirken.

Dies beginne schon mit frühkindlicher Förderung und beinhalte auch Qualifizierungsangebote für Zuwanderer. Es sollte zudem eine zusätzliche Erleichterungen der Vereinbarkeit von Familie und Beruf für beide Geschlechter geschaffen werden. Erforderlich seien insbesondere der weitere Ausbau von Kinderbetreuungsmöglichkeiten in Westdeutschland sowie weitere Maßnahmen zur besseren Vereinbarkeit von Erwerbstätigkeit und Familienpflege.

Zum Schluss könnten auch Maßnahmen zur Gesundheitsförderung und zu einer altersgerechten Arbeitsplatzgestaltung wichtige Beiträge leisten, um Erwerbstätigkeit auch im höheren Alter zu ermöglichen. Heißt: Die Bürger sollen später in Rente gehen.

Babyboomer, Generation Z und Co.: Welche Generationen gibt es?

Neben den Babyboomern, die zwischen 1946 und 1964 geboren wurden, gibt es die Generation X (1965 bis 1980), die Generation Y (1981 bis 1996), die auch „Millenials“ genannt werden, und die Generation Z, deren Vertreter zwischen 1997 und 2012 das Licht der Welt erblickten.

Was unterscheidet die Babyboomer von den nachfolgenden Generationen X, Y und Z und was haben sie gemeinsam?

Neue Generationen grenzen sich immer wieder, bewusst oder unbewusst, von der bestehenden ab. Das nennt man den „Generationenkonflikt“. Dies ist völlig normal und war in der Menschheitsgeschichte immer schon so. Trotzdem leben wir in interessanten Zeiten, was die verschiedenen Jahrgänge anbelangt, denn zur Zeit sind gleich mehrere Generationen gleichzeitig auf dem Arbeitsmarkt aktiv. Und diese Generationen, die sich in Babyboomer und die Generationen X, Y und Z unterteilen, sind völlig unterschiedlich sozialisiert worden. Noch nie gab es in der Geschichte so schnelle technologische und auch soziale Unterschiede in so kurzer Zeit. Dadurch werden wir momentan Zeugen einer nie dagewesenen „Generationenschwemme“. Denn diese Generationen, die sich in so vielen Dingen völlig unterscheiden, arbeiten mittlerweile eng zusammen.

Generationen lassen sich jedoch nicht strikt nach Geburtenjahrgängen klassifizieren: Innerhalb einer Generation gibt es deswegen eine beachtliche Streuung (Intragenerationsvarianz). Dennoch lassen sich klare Unterschiede zwischen den Mittelwerten der verschiedenen Generationen feststellen (Intergenerationsdifferenz). Jede Generation hat nämlich ihre Eigenheiten und versucht, sich abzugrenzen. Da prallen mitunter völlig unterschiedliche Lebenseinstellungen aufeinander.

Generation X

Die Generation X wird auch als „Generation Golf“ bezeichnet. Diese Generation durchlebte – ähnlich wie bei den Babyboomern – eine Kindheit ohne Handys, Smartphones und meistens auch ohne Computer. Der technische Wandel von analog zu digital erfolgte für diese Gruppe erst im Erwachsenenalter. Die neuen Technologien stellten für sie eine große Herausforderung dar, mit der sie sich auseinander setzten mussten. Diese Generation zeichnet sich durch eine hohe Motivation zur Arbeit und ein allgemein hohes Ausbildungsniveau aus. Neben der Arbeit ist den Vertretern dieser Generation die Freizeit sehr wichtig.

Generation der „Millenials“

Die nachfolgende Generation der „Millenials“ ist mit Internet und Smartphone aufgewachsen, ihr Alltag war und ist von diesen Medien geprägt. Diese Generation legt viel Wert auf ihre Selbstverwirklichung und Freiheit. Im Gegensatz zur Generation X trennen die „Yler“ die Arbeit nicht mehr automatisch von der Freizeit. Teamfähigkeit ist ihnen wichtig, und sie ordnen die Karriere unter, solange der Job ihnen Spaß macht und sie einen Sinn darin sehen.

Generation der „Digital Natives“

Die Mitglieder der Generation Z werden auch „Digital Natives“ genannt. Ihr Leben ist von einem rasanten technologischen Fortschritt geprägt. Für sie sind ihre Smartphones „überlebensnotwendig“, soziale Netzwerke gehören für sie zum Alltag. Ihre Vernetzung ist groß, sie sind „internationaler“ geprägt und sehen sich als „weltoffener“. Sie sehen die Welt durch die auf sie einprasselnden – auch negativen – Nachrichten jedoch häufig pessimistischer. Sie wollen die Welt verbessern (siehe Fridays For Future-Demos), und für sie sind große Veränderungen keine Utopie. Allerdings sind sie auch leichter manipulierbar und leichtgläubiger. Sie grenzen sich eher von den vorherigen Generationen ab.

Die unterschiedlichen Generationen haben neben diesen Unterschieden jedoch alle eines gemeinsam: Sie bestehen aus Individuen, die jeder für sich einzigartig sind.

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