Pilotprojekt in Alpen Tröpfchenweise zu blühenden Feldern

Alpen · Auf dem Schanzenhof in Veen läuft eine Pilotanlage, die die Felder mit Hilfe solarbetriebener Pumpen unter der Erde bewässert. NRW-Landwirtschaftsministerin Ursula Heinen-Esser hat sich die Innovation am Sonntag angeschaut.

Mit Solarenergie werden die Pumpen der Bewässerungsanlage auf dem Schanzenhof betrieben. Sie liegen in 30 Zentimeter Tiefe. 

Mit Solarenergie werden die Pumpen der Bewässerungsanlage auf dem Schanzenhof betrieben. Sie liegen in 30 Zentimeter Tiefe. 

Foto: Ostermann, Olaf (oo)

Die Aktionstage Ökolandbau NRW nutzte Landwirtschaftsministerin Ursula Heinen-Esser am Sonntag dazu, den Alpener Schanzenhof zu besuchen, auf dem seit 1995 biologisch-dynamische Landwirtschaft betrieben wird. Der Demeter-Hof ist überdies einer von 30 Leitbetrieben in NRW und an Projekten zum Ressourcenschutz oder zur Klimarelevanz von Milchviehbetrieben beteiligt.

Seit neuestem betreiben die Inhaber Ruth Laakmann und Ludger Schreiber eine Pilotanlage, die ihre Felder mithilfe solarbetriebener Pumpen unter der Erde bewässern. „Der Niederrhein ist eine trockene Gegend, was hier grün ist, ist nur deshalb grün, weil es ständig bewässert wird“, sagt Ruth Laakmann. Auf einer zwei Hektar großen Fläche haben die Bio-Landwirte 32 Kilometer Kunststoffleitungen verlegt. In 30 Zentimetern Tiefe tritt dort nur etwa ein Liter Wasser pro Quadratmeter aus. Durch die Kapillarwirkung der Pflanzen steigt die Flüssigkeit bis eine Handbreit unter die Ackeroberfläche. „Der große Vorteil der Tröpfchenbewässerung besteht darin, dass das Wasser dahin gelangt, wo es gebraucht wird. Bei den bislang üblichen Wasserkanonen verdunstet rund die Hälfte des Wassers und der Rest gelangt nicht bis an die Wurzeln“, erläutert Karl Kempkens von der Landwirtschaftskammer NRW. Für den Biobetrieb an der Winnenthaler Straße bringt die effektive Art der Bewässerung zudem wirtschaftliche Vorteile. „Wir lassen seit April die großen Berieselungskanonen laufen und müssen eine Arbeitskraft dafür abstellen, weil sie immer wieder versetzt werden müssen“, erläutert Ruth Laakmann.

Landwirtschaftsministerin Ursula Heinen-Esser (2.v.r.) besuchte den Schanzenhof in Veen. Mt dabei (v..l.) Vincent Schreiber, Ruth Laakmann und Ludger Schreiber sowie Karl Kempkens von der Landwirtschaftskammer (2.v.r.) und Ute Rönnebeck (re.), Demeter NRW und Landesvereinigung Ökologischer Landbau (LVÖ).

Landwirtschaftsministerin Ursula Heinen-Esser (2.v.r.) besuchte den Schanzenhof in Veen. Mt dabei (v..l.) Vincent Schreiber, Ruth Laakmann und Ludger Schreiber sowie Karl Kempkens von der Landwirtschaftskammer (2.v.r.) und Ute Rönnebeck (re.), Demeter NRW und Landesvereinigung Ökologischer Landbau (LVÖ).

Foto: Ostermann, Olaf (oo)

Auf der Pilotfläche soll zunächst Futterklee für die 95 Kühe des Betriebs angebaut werden. Ludger Schreiber musste nicht lange überlegen, als die Anfrage für dieses Projekt kam: „Wir wollen uns weiterentwickeln, weil wir nicht abschätzen können, welche klimatischen Bedingungen uns in den kommenden Jahren erwarten.“ Ministerin Ursula Heinen Esser bezeichnete den Schanzenhof als einen Modellbetrieb bei der Einhaltung der Wasserrahmenrichtlinie, schließlich seien Landwirtschaft und Wasserzustand ein schwieriges Thema: „Wir werden mittelfristig Probleme mit dem Wasser bekommen. Derzeit legen wir den Vorrang auf die Trinkwasserversorgung, aber wie sieht es mit der Landwirtschaft aus? Wir brauchen innovative Ideen, was den Umgang mit dem Wasserverbrauch angeht.“

Eine Bewässerungsanlage, deren Leitungen nur 30 Zentimeter unterhalb der Ackeroberfläche verlaufen, machen jedoch ein Umdenken bei der Bearbeitung der Felder erforderlich, erklärt Karl Kempkens: „Herkömmliche Pflüge können dort nicht mehr eingesetzt werden. Aber wir sind ohnehin daran interessiert, den in tieferen Schichten gelegenen Humus zu binden, deshalb ist es sinnvoll, flach zu arbeiten.“

Die Kosten für die auf eine Laufzeit von zehn bis 15 Jahren ausgelegte Bewässerungsanlage beziffert Kempkens mit etwa 1000 Euro pro Jahr und Hektar. Um die Effizienz der Anlage zu überprüfen, werden jeweils zwei Hektar mit der neuen Tröpfchenanlage, zwei Hektar mit herkömmlichen Berieselungskanonen und zwei Hektar gar nicht bewässert. Kempkens: „Anhand des Pflanzenwuchses lassen sich die Unterschiede dann sehr gut erkennen.“

Vincent Schreiber sieht einen großen Vorteil in der Handhabung der neuen Anlage: „Wir sparen Arbeitszeit, weil eine Verlegung nicht mehr nötig ist. Außerdem kann ich die Anlage mittels einer Handy-App steuern.“ Selbst das wird bald nicht mehr nötig sein, wenn Sensoren die Bodenfeuchtigkeit messen und automatisch nach Bedarf wässern.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort