Besuch aus Düsseldorf Wie Corona den Alltag bei der Lebenshilfe verändert

Leverkusen · Thomas Kutschaty, Chef der SPD-Landtagsfraktion, besucht die Bürriger Werkstatt für behinderte Menschen. Unter den Veränderungen durch die Folgen der Pandemie leiden besonders die Schwerstbehinderten.

 Thomas Kutschaty (links, mit Eva Lux) lässt sich von Frank Hühnerbein zeigen, wie ein  Kabelkanal bestückt wird.

Thomas Kutschaty (links, mit Eva Lux) lässt sich von Frank Hühnerbein zeigen, wie ein  Kabelkanal bestückt wird.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Die Gesichtsmasken der Mitarbeiter schrecken ab, manche wollten die richtungsweisenden Klebepfeile vom Boden abzuknibbeln, weil die doch da nicht hingehören. Für Menschen mit Behinderung sind die Vorsichtsmaßnahmen und der veränderte Tagesablauf schwer zu ertragen, zumal für sie das Problem Corona zu abstrakt ist. Das erfuhr Thomas Kutschaty, Vorsitzender der SPD-Fraktion im Landtag von Nordrhein-Westfalen, bei seinem Rundgang in der Bürriger Lebenshilfe-Werkstatt für Menschen mit Behinderung.  Er kam am Freitag auf Einladung der SPD Leverkusen in Begleitung von Eva Lux (MdL) und Peter Ippolito, um sich zu informieren und eventuelle Wünsche in die Gremien der Landespolitik mitzunehmen.

Unter den Veränderungen leiden vor allem die Schwerstbehinderten, die es auch gibt in dieser Lebenshilfe-Werkstatt mit Arbeitsplätzen für Menschen mit Behinderung unter anderem in den Bereichen Montage, Verpackung, Garten- und Landschaftspflege oder Küche. Die Abteilungsleitungen zeigten vor Ort, wie die normalen Arbeitsabläufe verändert wurden in der WfB, die nach dem totalen Lockdown im März noch immer nicht im Vollbetrieb ist, wie Geschäftsführer Alexander Marasch in der abschließenden Gesprächsrunde erzählte. Immerhin sei er froh, dass – mit Ausnahme der Gastronomie im zeitweise geschlossenen Wildpark Reuschenberg – niemand in Kurzarbeit geschickt werden musste. Im Gegenteil gab es in der Zeit der Werkstätten-Schließung für die Mitarbeiter zusätzliche Arbeit. Neben telefonischem Kontakt mit den Behinderten zu Hause wurden im Haus die organisatorischen Bedingungen für eine Wiedereröffnung geschaffen (Abstände markiert, Schutzwände, Seifen- und Desinfektionsspender aufgestellt, Schutzkleidung beschafft, ein Einwegsystem erarbeitet und durch Kleber markiert, leicht verständliche Schilder mit Hygiene-Regeln erstellt). Außerdem galt es, die bereits angenommenen Aufträge zu erfüllen, erklärte Marasch. Schließlich durfte man nicht riskieren, die Kunden zu verlieren. Neben Unterstützung durch Trägerverein und Landschaftsverband müssen sich die Werkstätten im Wettbewerb mit allen anderen Firmen etwas erwirtschaften. Die Quote wurde sogar heraufgesetzt, was schon ohne Corona enormer Anstrengung bedürfe und jetzt wohl nicht so schnell zu erreichen sei. Thomas Kutschaty fragte nach konkreten Wünschen an die Politik. Doch die konnte Marasch gar nicht benennen, auch weil die sich ständig verändernde Situation immer wieder  neues Nachdenken über Maßnahmen erfordere. Die Startschwierigkeiten seien erheblich gewesen, besonders weil es zunächst keine Richtlinien gab. Stolz ist er auf seine Mitarbeiter, von denen anfangs 20 Prozent an die Wohnheime „verliehen“ wurden, weil sie innerhalb einer Woche ein Online-Tool für die Behinderten zu Hause aufgebaut und mit Beiträgen wie Bewegungsübungen oder Kochshows gefüllt hätten. Unter normalen Bedingungen hätte das niemals geklappt.

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