Letzter Tag im Verleumdungsprozess Anwälte greifen Johnny Depp in ihren Abschlussplädoyers an

London · Drei Wochen Schlammschlacht sind im Prozess von Johnny Depp gegen die britische „Sun“ zu Ende gegangen. In ihren Abschlussplädoyers lieferten sich die Anwälte beider Seiten nochmals heftige Attacken. Ein Urteil soll zu einem späteren Zeitpunkt verkündet werden.

 US-Schauspieler Johnny Depp bei seiner Ankunft am High Court zum letzten Tag der Anhörungen in seinem Verleumdungsprozess.

US-Schauspieler Johnny Depp bei seiner Ankunft am High Court zum letzten Tag der Anhörungen in seinem Verleumdungsprozess.

Foto: dpa/Brett Cove

Nach drei Wochen voller peinlicher Enthüllungen ist der Verleumdungsprozess des Hollywoodstars Johnny Depp gegen die britische „Sun" am Dienstag zu Ende gegangen. Richter Andrew Nicol wird sein Urteil zu einem späteren Zeitpunkt verkünden, ein Datum steht noch nicht fest.

In dem Verfahren in London geht es um einen Artikel der „Sun“ aus dem Jahr 2018, in dem Chefredakteur Dan Wootton die Schriftstellerin Joanne K. Rowling dafür kritisiert, dass sie dem „Ehefrauen-Schläger" (wife beater) Depp eine Rolle in der Filmreihe „Phantastische Tierwesen" gegeben habe. Der Artikel bezieht sich auf eine Reihe von Aussagen von Depps Ex-Frau Amber Heard zu dessen gewalttätigem Verhalten.

Depp bestreitet die Vorwürfe und verklagte Wootton und den Sun-Verlag wegen Verleumdung. Nach den strikten britischen Gesetzen gegen Verleumdung liegt die Beweislast bei der „Sun"; das Boulevardblatt muss also beweisen, dass die Vorwürfe gegen Depp den Tatsachen entsprechen. Deshalb ging es in dem Prozess in allen Details um den Rosenkrieg zwischen Depp und seiner Ex-Frau.

Heard stellte ihren Mann im Kreuzverhör als eine Art Dr. Jekyll und Mr. Hyde dar, der unter Drogeneinfluss zu einem „Monster" wurde und zu extremer Gewalt neigte.

Der 57-jährige Hollywoodstar bestreitet dies und zeichnete seinerseits von seiner Ex-Frau das Bild einer berechnenden und verlogenen Fantastin, die sein Leben zerstören wolle. Sie sei der „aggressive Teil" in der konfliktreichen Beziehung gewesen. Beide Schauspieler gaben aber gleichzeitig zu, sich in den guten Tagen ihrer Beziehung sehr geliebt zu haben.

In ihrem Abschlussplädoyer griffen die Anwälte der Boulevard-Zeitung den „Fluch der Karibik"-Star am Montag nochmals scharf an. Depp sei ein „hoffnungslos Süchtiger" und nicht in der Lage, „seine Wut zu kontrollieren", sagte Verteidigerin Sasha Wass. Dem Gericht läge eine „Fülle an Beweisen" vor, die Heards Vorwürfe untermauerten. Depp und dessen Anwälten warf sie vor, „altmodische Methoden zur Diskreditierung von Frauen" zu verwenden: So hätten sie Heard als „Goldgräberin und Ehebrecherin" dargestellt.

Depps Anwalt David Sherborne konterte am Dienstag, Depp habe seine Drogen- und Medikamentensucht nie geleugnet. Doch darum gehe es nicht in dem Prozess: „Wir sind alle hier, weil die Zeitung und Wootton sich entschieden haben, diese äußerst schwerwiegende Behauptung zu veröffentlichen, eine Behauptung, die, wie Herr Depp sagt - und immer gesagt hat - völlig unwahr ist."

Depp und Heard hatten sich 2011 bei den Dreharbeiten zum Film „The Rum Diary" kennengelernt. Das Paar heiratete im Februar 2015 und ließ sich zwei Jahre später wieder scheiden.

Wie schon zu Beginn des Prozesses betrat Johnny Depp den Londoner High Court durch den Haupteingang, Heard benutzte eine Nebentür. Dutzende Fans des Hollywoodstars hatten schon seit den frühen Morgenstunden mit Blumen, Stofftieren und aufmunternden Transparenten auf ihn gewartet. Bevor er in der Tür verschwand, nahm Depp einen Teddybären entgegen und winkte seinen Fans zu.

Nach Auffassung einiger Experten hat das Verfahren Depps Reputation zerstört, selbst wenn er gewinnen sollte. „Der Schaden ist angerichtet", sagte der Londoner PR-Berater Mark Borkowski. „Selbst wenn er siegt, wird dies ein Pyrrhus-Sieg sein".

Aber auch Heards Schauspielkarriere steht nach Einschätzung von Experten auf dem Spiel. „Gewinnt die 'Sun', wird sie wahrscheinlich als mutige Kämpferin gegen häusliche Gewalt gefeiert werden“, schätzte die auf Verleumdungsfälle spezialisierte Anwältin Emily Cox. „Verliert das Blatt, wird sie von Hollywood, #MeToo und anderen Frauenbewegungen geächtet".

(ahar/AFP)
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