Au weia Alpaka-Ladies spucken Hengsten ins Gesicht

Leverkusen · Um für Nachwuchs im Latino-Gehege zu sorgen, lässt der Wildpark Reuschenberg eigens ein paar Kerle ankarren. Doch der Verkupplungsversuch misslingt. Die Hengste sollen in der nächsten Woche wiederkommen und einen zweiten Annäherungsversuch wagen, vielleicht mit einem saftigen Grasbüschel als Präsent.

 Können solche Augen lügen? Die Alpaka-Damen des Wildparks Reuschenberg hatten keinen Bock auf ein Liebesspiel.

Können solche Augen lügen? Die Alpaka-Damen des Wildparks Reuschenberg hatten keinen Bock auf ein Liebesspiel.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Die Männer ließen mal wieder auf sich warten. Typisch. Wahrscheinlich hatten sie sich auf dem Weg von Rheinland-Pfalz nach Küppersteg, zum Wildpark Reuschenberg, verlaufen. Und dabei haben sich Vilja, Vanessa und Fienchen am Morgen extra für den Herrenbesuch zurechtgemacht und seitdem hufscharrend und zunehmend schlecht gelaunt im Stall ausharren müssen, damit die Frisur nicht von einer plötzlichen Brise ruiniert würde. Dann ein Anruf. Das Auto ist liegen geblieben. Sie kommen morgen, versprechen sie. Diese Alpaka-Hengste, kein Verlass!

Eigentlich haben die Damen es hier im Tierpark Reuschenberg ganz schön. Ein großzügiges, grünes Außengelände, in dem man herumtollen kann, und die nette Sabine Honnef und ihre Mitarbeiter, die zwar komisch aussehen, wie sie mit ihren zwei Beinen umherstelzen, die aber immer für frisches Futter sorgen und sich kümmern, wenn den Stuten nicht wohl ist. Bisschen einsam ist es mitunter schon.

Als Vilja und Vanessa vor vier Jahren mit fünf anderen Damen und einem jungen Hengst aus Köln nach Küppersteg kamen, sollte es nicht von Dauer sein. Nur so lange, bis ihr eigentliches Zuhause im Zoo renoviert worden war. Während dieser Zeit wurde auch Fienchen geboren. Wie Vilja und Vanessa mochte sie es hier. Die Besucher des Tierparks liebten sie, die Kinder begrüßten sie jeden Tag frohjauchzend. Diese Art der Verehrung war eine andere als im Großstadtdschungel, wo sie nur ein paar Alpakas von vielen waren. Die drei blieben im Wildpark. Nun sehnen sie sich aber nach Gesellschaft und einer Aufgabe: Ein Fohlen aufzuziehen.

Lange hatte Sabine Honnef jemanden gesucht, der für eine Begattung nur die Fahrtkosten verlangen würde. Schließlich lebt der Wildpark von Spenden und musste wegen Corona gerade zwei Monate dichtmachen. In Benedikt Kappenstein vom Alpaka-Hof Erlenbruch fand sie einen Fachmann rund 100 Kilometer entfernt, der schon genaue Vorstellungen hatte, welche der Stuten er mit welchem Hengst verkuppeln würde. Am Mittwochmorgen haben die aufgeplusterten Herren, die, im Vergleich zum dunklen Teint der Damen, mit schwarz-braun gesprenkelten oder beigefarbenen Fell extravagant daherkommen, sich tatsächlich die Ehre gegeben. Doch die Damen zeigten den Avancen die kalte Schulter. Sie haben den Männern offenkundig übelgenommen, sie am Vortag versetzt zu haben. Vilja und Fienchen spuckten ihrem Gegenüber zur Begrüßung eine volle Ladung ins Gesicht – als Zeichen der Entrüstung und Ablehnung. Vanessa lässt sich kurz auf einen hübschen beigen Hengst ein, hat dann aber kurzerhand auch genug.

Züchter Kappenstein hat mit dem Korb für seine Hengste gerechnet. Nicht nur wegen des Affronts, sie versetzt zu haben. Die Stuten hatten lange keinen Hengst-Kontakt mehr, und auch Vierbeiner müssen einander erstmal kennenlernen. Die Hengste wollen in der nächsten Woche wiederkommen und einen zweiten Annäherungsversuch wagen, vielleicht mit einem saftigen Grasbüschel als Präsent. Und wenn auch das auf Ablehnung stößt, dann eben in der darauffolgenden Woche erneut. Beharrlichkeit zahlt sich bei der Anbahnung einer Beziehung bekanntlich aus.

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