Kölner schreibt Sport-Geschichte Draisaitl erster deutscher NHL-Topscorer

Edmonton · Nach dem offiziellen Ende der NHL-Hauptrunde steht fest: Leon Draisaitl gewinnt als erster Deutscher die Art-Ross-Trophy als bester Scorer der Hauptrunde. Der 24-Jährige schreibt damit deutsche Sport-Geschichte.

Eishockey, NHL: Das ist Leon Draisaitl - Edmonton Oilers, German Gretzky
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Das ist Leon Draisaitl

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Foto: dpa/Chris Brown

Leon Draisaitl zählt jetzt auch ganz offiziell zu den erfolgreichsten deutschen Sportlern in den USA. Basketballer Dirk Nowitzki wurde NBA-Champion, American-Football-Profi Sebastian Vollmer hat an der Seite von Superstar Tom Brady den Super Bowl gewonnen - einen Topscorer in einer der großen US-Ligen aus Deutschland gab es aber noch nie. „Natürlich ist das eine große Ehre für mich und auch etwas ganz Besonderes. Aber ohne meine Mitspieler wäre das natürlich nicht möglich gewesen“, sagte Draisaitl der Deutschen Presse-Agentur am Dienstag.

Auch ohne eigenen Meistertitel ist er nun NHL-Topscorer in der stärksten Eishockey-Liga der Welt - das heißt: Da ist einer so gut wie kaum jemand sonst in seinem Sport. 110 Scorer-Punkte lieferte er für die Edmonton Oilers, nur in 15 von 71 Spielen gab es keine direkte Torbeteiligung Draisaitls. „Vielleicht nicht von den Punkten her, aber rein spielerisch gesehen wird er noch besser. Er wird ein noch besserer Spieler werden, weil er eben noch so jung ist“, sagte Ex-Bundestrainer Marco Sturm erst kürzlich über den 24 Jahre alten Nationalspieler.

Sturm, früher selbst lange NHL-Angreifer, arbeitet inzwischen als Assistenz-Trainer der Los Angeles Kings. „Wenn wir jetzt morgen gegen Edmonton spielen würden, würden wir uns über Leon Draisaitl unterhalten: Wie kann man ihn stoppen? Das hat es bei einem deutschen Spieler noch nie gegeben.“

In den USA und Kanada wissen das die Leute, da ist der Kölner eine große Nummer. Führt die Liga etwa in diesen Tagen Fan-Interviews, um auch in der Corona-Pause ein bisschen Inhalt zu produzieren, dann ist Draisaitl da als eines der Gesichter der Liga selbstverständlich dabei. Er begeistert die Eishockey-Fans dann weniger mit einem coolen Spruch, das ist nicht seine Art, sondern weil es wirklich er ist, der da ihre Frage beantwortet. Der Mann, der auf dem Eis scheinbar nicht zu stoppen ist.

NHL: Die deutschen Profis in der nordamerikanischen Eishockey-Liga.
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Die deutschen Profis in der NHL

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Foto: dpa/Lynne Sladky

Nach dem Corona-Stopp im März sah es eine Weile so aus, als wäre diese Saison seines Lebens nur für Statistik-Freunde von wert. Nun aber hat Liga-Boss Gary Bettman die Pläne bekannt gemacht, wie die NHL irgendwann - die Hoffnung ist Ende Juli - nach der Zwangspause weitermachen möchte. Direkt mit etwas umfangreicheren Playoffs als üblich, mit 24 statt 16 Teams. Die Hauptrunde ist offiziell beendet. Und Draisaitl bekommt die Art-Ross-Trophy.

Die Video-Botschaft von Bettman hat Draisaitl sich angeschaut, klar wurde ihm die Konsequenz dann aber erst durch die vielen SMS-Glückwünsche, die bei ihm eintrudelten. Womöglich kommen bald noch mehr. Er gilt als ein Kandidat für den MVP-Award, den Titel als wichtigster Spieler der Saison - eine Auszeichnung, die als deutscher Sportler in den USA bislang nur Nowitzki überreicht bekam. Darüber mache er sich „keine großen Gedanken“, meinte Draisaitl.

Der Hundefreund ist ohnehin kein Mann für große Worte, lieber hat er seine Ruhe und kann sich auf die Dinge konzentrieren, die er beeinflussen kann. So beschreiben es Menschen, die ihn besser kennen. „Wenn er im Sommer nach Köln kommt, könnte er der absolute Superstar sein. Aber so ist er nicht“, sagte Sturm. „Sicher könnte er, so wie er spielt, ganz anders auftreten. Er ist noch am Boden geblieben.“

Draisaitl sagt am meisten, wenn er spielt. Lassen es die Umstände zu, dann bekommt er irgendwann im Sommer mit den Oilers wieder die Gelegenheit dazu. „Alles ist möglich diese Playoffs, keine Frage. Jeder, der es in die Playoffs schafft, hat eine Chance, den Stanley Cup zu gewinnen. Und das tun auch wir.“

Die Anerkennung in Deutschland würde dann noch zunehmen. Das glaubt Ex-Bundestrainer Sturm sowieso: „Ich denke, in naher Zukunft werden wir uns öfters über das Thema Draisaitl unterhalten.“

(dpa/old)
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