Buchempfehlung In einem fremden Land

Kira Liebermann ist als Kind mit ihren russisch-jüdischen Eltern von Moldawien nach Deutschland emigriert und verbringt ihre Kindheits- und Jugendjahre im östlichen Ruhrgebiet. Doch innerlich sind weder sie selber noch ihre Eltern in Deutschland wirklich angekommen.

 Ronald Schneider empfiehlt heute ein „starkes und berührendes Erzähldebüt“.

Ronald Schneider empfiehlt heute ein „starkes und berührendes Erzähldebüt“.

Foto: DPA / Wolfgang Weinhäupl

Migrationsgeschichten nehmen in der deutschen Gegenwartsliteratur einen immer breiteren Raum ein. Auch der  autobiographische Roman Marina Frenks, die 1986 in Moldawien geboren wurde und seit 1993 in Deutschland lebt, „Ewig her und gar nicht wahr“,   kreist um das zentrale Thema dieser deutschen „Migrationsliteratur“:  um den schweren Entschluss zur Auswanderung aus der alten Heimat und um die mühsame Identitätssuche im Gastland Deutschland.

Kira Liebermann ist als Kind mit ihren russisch-jüdischen Eltern von Moldawien nach Deutschland emigriert und verbringt ihre Kindheits- und Jugendjahre im östlichen Ruhrgebiet. Doch innerlich sind weder sie selber noch ihre Eltern  in Deutschland wirklich angekommen. Trotz anfänglicher Erfolge Kiras als Malerin, trotz eines Lebenspartners und eines gemeinsamen Sohnes fühlt sie sich fremd in ihrem eigenen Leben und leidet unter qualvollen Angstattacken. Doch Kira ist auch ein starker Charakter und voller starker Gefühle – und kämpft um ihren Ort im Leben.

Auf der Suche nach der eigenen Identität greift Kira auf ihre Herkunft und ihre Familiengeschichte zurück: Ihre gedankliche Reise zurück zu den eigenen Wurzeln führt sie nach Bessarabien und Moldawien und zeitlich bis in die Sowjetunion der 1940er Jahre zurück. Doch in der leidvollen und geographisch zerrissenen  Geschichte ihrer Familie findet sie letztlich wieder nur ein Spiegelbild ihrer eigenen zerrissenen Identität.

Es sind nicht zuletzt diese lebendig und farbig erzählten Episoden aus der Familien- und der Lebensgeschichte Kiras, die diesen Roman über das Zuhause-Sein in einem fremden Land so lesenswert machen. Ein starkes und berührendes Erzähldebüt!

Martina Frenk: Ewig her und gar nicht wahr. Roman, Berlin 2020

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