Evangelische Kirchengemeinde Hückeswagen Gottesdienst-Neustart mit „Seelengesang“

Hückeswagen · An Christi Himmelfahrt wurde in der Pauluskirche der erste Gottesdienst der Evangelischen Kirchengemeinde nach neunwöchiger Zwangspause gefeiert. Nur 60 Gemeindeglieder hatten Zutritt.

 Bei Blick von der Empore auf den Kirchenraum mit Kanzel und Altar wird klar, dass die Sicherheitsbestimmungen im ersten evangelischen Gottesdienst in der Paulskirche seit neun Wochen eingehalten wurden.

Bei Blick von der Empore auf den Kirchenraum mit Kanzel und Altar wird klar, dass die Sicherheitsbestimmungen im ersten evangelischen Gottesdienst in der Paulskirche seit neun Wochen eingehalten wurden.

Foto: Jürgen Moll

Hinweisschilder am Eingang der Pauluskirche, Desinfektionsmittel im Vorraum und ausgewiesene Sitzplätze in den Kirchenbänken – der erste Gottesdienst der Evangelischen Kirchengemeinde war alles andere als normal. Dennoch freuten sich die Kirchgänger über die Möglichkeit des Gottesdienstbesuchs nach mehr als zweimonatiger Zwangspause. „Ich bin noch ganz berührt“, sagte Marlies Leimann nach dem Kirchenbesuch. Die Situation sei zwar ganz anders als sonst, aber dennoch sehr schön. So ging es wohl vielen der 30 Gemeindeglieder, die am Donnerstag in die Pauluskirche gekommen waren.

Pfarrer Reimund Lenth ging nicht nur in der Begrüßung, sondern auch in der Predigt auf das unsichtbare Virus ein, das das Leben und das Zusammensein der Menschen derzeit so massiv verändert hat. Ganz ungetrübt war sein Blick auf die Gemeinde aufgrund der Sicht- und Sprechschutzscheibe in Kopfhöhe nicht. Dennoch freute sich der Pfarrer, wieder seiner Hauptaufgabe nachgehen zu können. „Es ist schon ein Gefühl des Glücks, wieder Gottesdienst feiern zu können, wenn auch in veränderter Form“, sagte Lenth.

Das speziell für die Pauluskirche ausgearbeitete Hygiene- und Infektionsschutzkonzept war lang und nahm eine ganze Seite auf dem vierseitigen Liedblatt ein, das am Eingang auslag. 60 Blätter wurden gedruckt, genauso viele, wie Besucher aufgrund der Abstandsregel in die Kirche gelassen werden dürfen. „Das Schlimmste für uns wäre es, jemanden abweisen zu müssen“, sagte Elvira Persian, Vorsitzende des Presbyteriums.

Den ersten Gottesdienst zu Christi Himmelfahrt anstatt an einem Sonntag anzubieten, war eine vorsorgliche Entscheidung. „Es ist ein Vorfühlen, um zu sehen, wie es läuft und das Angebot angenommen wird“, sagte Lenth nach dem Gottesdienst. Viel Zeit und Kraft würden derzeit in Äußerlichkeiten fließen, doch der Aufwand lohne sich. „Es soll keiner das Gefühl haben, die Kirche sei abgetaucht“, betonte der Pfarrer. Die Gemeinde lebe von realen Kontakten, die das Internet nicht bieten könne. „So schön und segensreich das Internet sein kann, es kann die realen Begegnungen der Menschen nicht ersetzen“, unterstrich Lenth. Im Fall einer länger anhaltenden Corona-Krise wird aber bereits über weitere Optionen nachgedacht, wie etwa eine Live-Übertragung der Gottesdienste für Menschen, die nicht zur Kirche kommen können.

Verzichten mussten die Gottesdienstbesucher am Donnerstag auf den Gesang. Zwar waren die Liedtexte abgedruckt, sie dienten jedoch mehr zum Mitlesen, Summen oder Mitklatschen. „In dieser Zeit singen wir nicht mit Herz und Mund, sondern mit der Seele – eine Art Seelengesang“, forderte der Pfarrer die Gemeinde zum stillen Gesang auf.

Die neue Normalität in der Kirche war ungewohnt, hatte aber auch positive Seiten. Jürgen und Bettina Jovy konnten sich durch die ruhigere Atmosphäre noch besser auf die Predigt konzentrieren und über die Worte des Pfarrers nachdenken. „Ich möchte so nicht immer Gottesdienst feiern, aber ich freue mich, dass es möglich ist“, sagte Jürgen Jovy. Für seine Frau war das nonverbale Singen und rhythmische Klatschen zur Orgel- und Klaviermusik von Kantorin Inga Kuhnert „ein schöner neuer Impuls zur Gottesdienstgestaltung“.

Die Gemeinde der Kreuzkirche feierte an Christi Himmelfahrt zum wiederholten Mal in der Außenortschaft Voßhagen. Da die Friedenskapelle derzeit noch gesperrt ist, wurde der Gottesdienst auf das Grundstück der Familie Guski verlegt. „Wir waren so dem Himmel ein Stück näher, und es war ein entspanntes Miteinander“, sagte Pastor Holger Heiden. Etwa 40 Teilnehmer waren mit dem Auto, dem Fahrrad oder zu Fuß gekommen, um den Tag im christlichen Sinn gebührend zu begehen. „Es ist schade, einen kirchlichen Feiertag umwidmen zu lassen aufgrund der Entkirchlichung in der Gesellschaft“, machte Heiden die Bedeutung des Feiertags deutlich.

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