Neuer Laborbericht Katzen übertragen das Coronavirus auf andere Katzen

New York · Vollkommen symptomfrei können Katzen Artgenossen mit dem Coronavirus anstecken. Der Übertragungsweg Mensch-Katze-Mensch müsse genauer unter die Lupe genommen werden, fordern Wissenschaftler.

Wissenschaftler haben neue Untersuchungsergebnisse zu Corona-Infektionen unter Katzen veröffentlicht. Symbolbild.

Wissenschaftler haben neue Untersuchungsergebnisse zu Corona-Infektionen unter Katzen veröffentlicht. Symbolbild.

Foto: dpa-tmn/Franziska Gabbert

Kein Niesen, kein Husten: Katzen können das neue Coronavirus einem Laborexperiment zufolge an andere Katzen weitergeben, ohne je Symptome einer Erkrankung zu zeigen. Das fanden Tiermediziner an der University of Wisconsin heraus, deren Arbeit am Mittwoch im „New England Journal of Medicine“ veröffentlicht wurde. Weitere Forschung müsse nun herausfinden, ob das Virus vom Menschen auf Katzen und wieder auf Menschen übertragbar sei.

In Wisconsin nahmen die Forscher das Coronavirus eines menschlichen Patienten und infizierten drei Katzen damit. Jede Katze wurde mit einer weiteren, nicht infizierten untergebracht. Nach fünf Tagen waren alle drei weiteren Katzen ebenfalls infiziert. Das Besondere: Keine der sechs zeigte irgendwelche Symptome. „Es gab kein Niesen, kein Husten, sie hatten keine erhöhte Temperatur oder Gewicht verloren“, sagte Virusexperte Peter Halfmann. „Wenn ein Tierbesitzer sie anguckt, er würde nichts bemerken.“

Halfmann leitete gemeinsam mit Kollegen das Laborexperiment, das durch Mittel des US-Bundes finanziert wurde. Wer sich nun Sorgen mache, solle „Hygiene nach gesundem Menschenverstand“ einhalten, sagte er. Man solle seine Haustiere nicht küssen und Oberflächen sauber halten, um die Möglichkeiten einer Übertragung zu verringern.

Dass Corona vom Menschen auf Katzen und wieder auf Menschen übertragen werden kann, haben Gesundheitsexperten heruntergespielt. Die amerikanische Vereinigung von Veterinärmedizinern teilte mit, nur weil ein Tier vorsätzlich in einem Labor infiziert werden könne, „bedeutet das nicht, dass es sich unter natürlichen Bedingungen einfach mit dem gleichen Virus infiziert“.

Im April waren zwei Hauskatzen in unterschiedlichen Teilen New Yorks positiv auf das neue Coronavirus getestet worden, nachdem sie leichte Symptome einer Atemwegserkrankung gezeigt hatten. Man ging davon aus, dass sie sich bei Menschen zu Hause oder in der Nachbarschaft angesteckt hatten. Auch einige Tiger und Löwen im Zoo in der Bronx wurden positiv getestet, ebenso wie andere Tiere rund um die Welt.

Diese Fälle und das neue Laborexperiment verdeutlichten den Bedarf, „die möglichen Übertragungswege über Mensch-Katze-Mensch anzuerkennen und weiter zu untersuchen“, schreiben die Autoren im „New England Journal of Medicine“. Halfmann, dessen zwei Katzen in seiner Nähe schlafen, schätzte die Gefahr in Tierheimen als größer ein. Dort könne ein infiziertes Tier das Virus auf viele andere übertragen.

Derweil stufte das US-Zentrum für Krankheitskontrolle und -prävention auf Grundlage der wenigen bisher verfügbaren Informationen das Risiko einer Übertragung von Haustieren auf den Menschen als „gering“ ein.

Auch die Vereinigung von Veterinärmedizinern äußerte sich ähnlich. Es gebe keine Hinweise darauf, dass zufällig vom Menschen infizierte Tiere und Haustiere eine Rolle bei der Verbreitung von Covid-19 spielen. Die Übertragung von Mensch zu Mensch treibe die Pandemie voran.

(anst/dpa)
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