„Bedrohung der Kirche“ Ex-Papst Benedikt kritisiert die gleichgeschlechtliche Ehe in neuer Biografie

München · Papst Benedikt XVI. äußert sich in einer neuen Biografie kritisch zur gleichgeschlechtlichen Ehe. Im gleichen Zuge widerspricht er auf den mehr als 1000 Seiten den Vorwürfen, sich als „Schattenpapst“ zu sehr in öffentliche Debatten einzumischen.

 Der emeritierte Papst Benedikt XVI im Juni 2018.

Der emeritierte Papst Benedikt XVI im Juni 2018.

Foto: dpa/Daniel Karmann

Der emeritierte Papst Benedikt XVI. distanziert sich in einer neuen Biografie deutlich von Ehen zwischen Homosexuellen. „Vor hundert Jahren hätte es noch jedermann für absurd gehalten, von homosexueller Ehe zu sprechen. Heute ist gesellschaftlich exkommuniziert, wer sich dem entgegenstellt. Ähnliches gilt bei Abtreibung und für die Herstellung von Menschen im Labor“, sagt er in der neuen Biografie „Benedikt XVI.- Ein Leben“, die an diesem Montag auf den Markt kommt, dem Autor Peter Seewald.

„Die moderne Gesellschaft ist dabei, ein antichristliches Credo zu formulieren, dem sich zu widersetzen mit gesellschaftlicher Exkommunikation bestraft wird. Die Furcht vor dieser geistigen Macht des Antichrist ist dann nur allzu natürlich.“ Nach Ansicht des früheren Kardinals Joseph Ratzinger liegt „die eigentliche Bedrohung der Kirche“ in einer „weltweiten Diktatur von scheinbar humanistischen Ideologien“.

Außerdem sieht sich der Ex-Papst in der Biografie als Opfer einer „bösartigen Verzerrung der Wirklichkeit“. „Der Spektakel an Reaktionen, der hernach von der deutschen Theologie kam, ist so töricht und so bösartig, dass man lieber nicht davon spricht. Die eigentlichen Gründe dafür, dass man einfach meine Stimme ausschalten will, möchte ich nicht analysieren“, sagt er in der Biografie mit Blick auf Reaktionen auf seinen Beitrag über das Verhältnis von Christentum und Judentum für die theologische Zeitschrift „Communio“ im Jahr 2018.

Kritiker werfen Benedikt vor, sich wie eine Art „Schattenpapst“ zu verhalten. Besonders laut wurde diese Kritik, als im vergangenen Jahr ein Beitrag von ihm in einem Buch von Kardinal Robert Sarah über den Zölibat erschien.

„Die Behauptung, dass ich mich regelmäßig in öffentliche Debatten einmische, ist eine bösartige Verzerrung der Wirklichkeit“, betont der 93 Jahre alte frühere Kardinal Joseph Ratzinger im Gespräch mit Seewald.

(kron/dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort