Corona-Krise in Jüchen Nikolauskloster nutzt Rücklagen

Jüchen · Die Corona-Krise macht sich bei den Brüdern und Patres wirtschaftlich bemerkbar. Doch das Interesse der Menschen ist ungebrochen. An Palmsonntag war vor der Klosterkirche viel los.

 Am Palmsonntag bildeten sich am Nikolauskloster Schlangen.

Am Palmsonntag bildeten sich am Nikolauskloster Schlangen.

Foto: Gundhild Tillmanns

Eigentlich ist das Nikolauskloster für seine Offenheit bekannt. Die Gästezimmer sind zumeist ausgebucht, das Seminar- und Familienprogramm ebenfalls. Und in der Klosterkirche drängen sich die Gottesdienstbesucher. Doch jetzt ist alles anders im Nikolauskloster: Auch dort diktiert die Corona-Krise das tägliche Leben: „Wir haben alles storniert und geschlossen“, sagt Klosterleiter Pater Andreas Petith. „Wir haben zwar noch ein bisschen Erspartes, aber wenn das noch weitere vier Wochen so geht, dann ist es verbraucht.“

Eine große finanzielle Hilfe aus dem Mutterhaus des Oblatenordens in Hünfeld sei nicht zu erwarten. Im Gegenteil. „In Hünfeld ist die Situation noch viel problematischer, weil dort etwa 50 Mitarbeiter fest beschäftigt sind. Und die wollen wir nicht in Kurzarbeit schicken“, betont der Pater. Im Nikolauskloster seien nur zwei Minijobber fest beschäftigt, alle andere Arbeiten würden durch die vielen Ehrenamtler und die Communität der fünf Brüder und Patres verrichtet.

Der Klosterleiter nutzt jetzt die Zeit, um sich vom Keller bis zum Dachboden im Gebäude umzusehen, aufzuräumen, und dabei sogar „Schätze“ zu finden. Er hat 15 bis 20 uralte, sehr wertvolle theologische Bücher entdeckt, die jetzt in der Klosterbibliothek unter Verschluss gehalten werden. Diese Schriften, die bis ins 15. Jahrhundert zurück datieren, stammen aus der ehemaligen Fachbuchbibliothek des Klosters neben der Kirche. Die wurde aufgegeben, als in den 1980er Jahren Räume für die Unterbringung von Schülern benötigt wurden. Der Großteil der wertvollen Bände befindet sich mittlerweile in Hünfeld. Doch einige Folianten waren so gut in einem Schrankboden im Nikolauskloster aufbewahrt, dass sie dort in Vergessenheit geraten waren.

Auf der anderen Seite erleben die Brüder und Patres im Nikolauskloster, wie sich „die Menschen nach dem Segen und dem Gebet sehnen“, beschreibt Pater Andreas den geordneten Ansturm auf die Klosterkirche, den er täglich miterlebt. So sollen zu Ostern zunächst alle Heiligen Messen intern von der Oblaten-Gemeinschaft gefeiert werden. Nach den Messen wird dann die Klosterkirche für die Allgemeinheit geöffnet. Wie es sich bereits am Palmsonntag bei der Ausgabe der gesegneten Buchsbaumsträußchen bewährt hat, dürfen immer maximal zwei zusammengehörende Menschen in der Kirche beten und eine Osterkerze mitnehmen.

Dabei war der Andrang am Palmsonntag so groß, dass die Besucher auch das Schlangestehen bis zu einer Stunde und mehr nicht scheuten. Mehrfach mussten in der Kirche die Körbe mit erneut gesegneten Buchsbaumzweigen nachgefüllt werden. Und auch die großen Osterkerzen waren schnell ausverkauft. Pünktlich zu den Ostertagen sollen diese laut Pater Andreas allerdings wieder nachgeliefert werden.

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