Bilanz Commerzbank gewinnt Kunden dazu

Trotz der deutlichen Zunahme von Online-Banking will man weiterhin auf das Filialnetz setzen.

 Die Commerzbank-Filiale am Ratinger Markt will auch weiterhin für die Kunden da sein.

Die Commerzbank-Filiale am Ratinger Markt will auch weiterhin für die Kunden da sein.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Ratingen Die aktuell anhaltende Coronavirus-Krise veranlasst viele Banken und Kreditinstitute zu schnellen und unbürokratischen Hilfen für Arbeitnehmer sowie Selbstständige und Mittelständler. Unbürokratisches Handeln sei insbesondere jetzt wichtig, meinen auch die Verantwortlichen der Commerzbank Ratingen. „Wir stehen auch in dieser schwierigen Situation fest an der Seite unserer Kunden“, sagt Nicole Niehaus, Marktbereichsleiterin Privat- und Unternehmenskunden in Ratingen. Privatkunden, die etwa von Kurzarbeit betroffen sind, gewährt die Commerzbank bei Ratenkrediten eine dreimonatige Zahlungspause. „Danach verzichtet die Bank auf eine erneute Kreditwürdigkeitsprüfung“, heißt es von der Universalbank mit Hauptsitz in Frankfurt am Main, die in diesem Jahr ihr 150-jähriges Bestehen feiert.

Kleinunternehmer und Mittelständler, die wegen der derzeitigen Krise Liquiditätsengpässe oder Kreditbedarf hätten, würden zu den neu aufgesetzten und ausgeweiteten KfW-Corona-Kreditprogrammen des Bundes umfangreich beraten werden. „Wir werden alles dafür tun, die Anträge von Unternehmen zeitnah zu prüfen und damit ihre Liquiditäts- und Kreditversorgung zu sichern“, erklärt Jens Koschik, Niederlassungsleiter Mitttelstandbank der Commerzbank, die drei Filialen in Ratingen betreibt, wovon die in Lintorf und Hösel wegen des Coronavirus gegenwärtig geschlossen sind.

Das signalisierte Entgegenkommen für ihre Kunden in Krisenzeiten ist aber auch nur möglich, da auch im vergangenen Jahr eine „positive Entwicklung in Ratingen fortgesetzt“ werden konnte. „Insgesamt wurden in der Region netto 602 neue Kunden hinzugewonnen, das sind noch einmal neunzig Prozent mehr als im Vorjahr“, erklärt Niehaus eine Kennzahl aus der kürzlich vorgestellten Bilanz der Commerzbank Ratingen für das zurückliegende Geschäftsjahr. Niehaus sieht das kostenlose Girokonto als einen wesentlichen Grund für den Neukundenzuwachs. Dieses soll auch weiterhin angeboten werden, obwohl selbst Direktbanken, für die das kostenlose Girokonto ein ganz elementarer Bestandteil des Geschäftsmodells ist, von der Kostenlosigkeit wegen der andauernden Nullzinsphase ab kommenden Mai zurückweichen wollen.

Aber nicht nur den immer populärer werdenden Direktbanken macht das seit knapp zehn Jahren andauernde Zinstief zu schaffen. „Bei null Prozent Zinsen und 1,5 Prozent durchschnittlicher Inflation haben auch unsere Kunden auch 2019 wieder einen Teil ihres Vermögens verloren. Seit Ende 2010 liegt dieser Wertverlust pro Bundesbürger insgesamt bei 1.638 Euro – auch in Ratingen“, erklärt Nicole Niehaus. Deshalb rät die Bank zu mittelfristigen und breit gestreuten Geldanlagen und warnt ausdrücklich vor „Panikanlageverkäufen“.

Die Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) betrifft natürlich auch andere Geschäftsbereiche der Commerzbank Ratingen. Wie das Geldinstitut weiter mitteilt, sei der Bereich der Immobilienfinanzierungen stark angewachsen. „Auf der anderen Seite sorgte das Zinstief für einen deutlichen Zuwachs im Kreditgeschäft.“ So seien in der Baufinanzierung im vergangenen Jahr neue Kredite in Höhe von zehn Millionen Euro ausgereicht worden, heißt es von der Commerzbank Ratingen dazu. Das Bestandsvolumen im Baufinanzierungsbereich sei damit um 28,1 Prozent gestiegen.

Zudem habe die Commerzbank im Jahr 2019 auch weitere Firmenkunden im höheren zweistelligen Bereich dazu gewonnen, teilt die Bank mit. Wie viele es genau waren, wird nicht genannt. Zugleich sei das Kreditvolumen für die Finanzierung des Mittelstandes um elf Prozent gewachsen, erklärt der Niederlassungsleiter für die Mittelstandsbank Koschik.

Wie andere Bankhäuser verzeichnet auch die Commerzbank Ratingen eine Zunahme an Online-Banking. Immer mehr Kunden erledigen laut Niehaus ihre Bankgeschäfte per Smartphone. Allein in Ratingen liege der Anteil der Kunden, die aktiv Online-Banking nutzten, inzwischen bei 64 Prozent. „Unser Ziel ist es, dass bis Ende 2023 alle Produkte auch auf dem Smartphone abgeschlossen werden können.“

Angesichts dieser Zunahme im Online-Banking soll das Filialgeschäft aber weiter aufrecht erhalten werden. „Wir haben jeden Monat bundesweit neun Millionen Kundenbesuche in unseren Filialen. Deshalb werden wir auch künftig in unsere Filialen investieren und mit einem der dichtesten Filialnetze in der Fläche präsent sein“, verspricht Nicole Niehaus.

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