„Luftbrücke“ für Touristen Bundesregierung holt aus neun Ländern Deutsche zurück

Berlin · In immer mehr Ländern werden die Flugverbindungen wegen der Corona-Krise gekappt. Nun werden jeden Tag Tausende Deutsche mit Sonderflügen aus den Urlaubsorten abgeholt. Die Aktion dürfte trotzdem noch eine Weile dauern.

 Touristen stehen in Manila am Flughafen.

Touristen stehen in Manila am Flughafen.

Foto: dpa/Alejandro Ernesto

Die Bundesregierung hat ihre Rückholaktion für Deutsche im Ausland auf insgesamt neun Länder ausgeweitet. Aus Ägypten, Marokko, Tunesien, Argentinien, Costa Rica, der Dominikanischen Republik, Peru und den Philippinen werden nun mit den vom Auswärtigen Amt gecharterten Maschinen vor allem Touristen ausgeflogen, die wegen der Corona-Krise festsitzen. Auch aus Aserbaidschan holte ein Flieger etwa 100 Deutsche zurück. Dort ist die Operation nach Angaben des Ministeriums damit aber schon abgeschlossen.

Auch die Reiseveranstalter und die Lufthansa fliegen weiterhin auf eigene Faust jeden Tag mehrere Tausend Urlauber aus. Es ist die größte Rückholaktion in der Geschichte der Bundesrepublik mit insgesamt wahrscheinlich mehr als 100 000 Passagieren. Alleine am Mittwoch waren es 7500.

Zahlreiche Länder haben inzwischen wegen der rasanten Ausbreitung des Coronavirus Grenzen dicht gemacht und Flugverbindungen gekappt. Da Deutschland inzwischen zu den Hauptrisikoländern gehört, sind Bundesbürger besonders stark von den Einschränkungen betroffen. Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) hatte deswegen am Dienstag angekündigt, Deutsche aus den Ländern zurückzuholen, aus denen es keine regulären Flüge mehr gibt. Dafür sollen von Lufthansa, Condor und Tui für 50 Millionen Euro 30 bis 40 Maschinen gechartert werden.

Die Regierungsaktion startete am Mittwoch mit einem Flug von Tunesien nach München mit 148 Passagieren. Bis Donnerstagabend waren insgesamt 14 Flüge aus sechs Ländern geplant: Ägypten, Marokko, Tunesien, Aserbaidschan, Dominikanische Republik und Philippinen. Drei weitere sollen sicher hinzu kommen: Argentinien, Peru und Costa Rica. Je nach Lage wird die Liste in den nächsten Tagen erweitert.

Von der philippinischen Hauptstadt Manila waren am Donnerstag und Freitag zunächst zwei Flüge geplant, auf die am Flughafen viele Deutsche warteten. „Wir wollten ein Jahr um die Welt reisen, aber das geht jetzt nicht mehr“, sagte ein Software-Entwickler aus Berlin der Deutschen Presse-Agentur. Er und sein Begleiter seien nicht in Sorge um ihre Gesundheit, aber müssten jetzt zurück. „Vergangene Nacht haben wir in der Lobby eines Hotels übernachtet, weil sie uns nicht mehr einchecken ließen.“

Auf den Philippinen geht es um mehr als 1000 deutsche Urlauber. Der größte Hotspot liegt aber weiterhin in Nordafrika. „Wir werden übers Wochenende alleine aus Ägypten wahrscheinlich 20 000 Touristen zurückbringen“, sagte Außenminister Maas im ARD-„Morgenmagazin“. Befürchtungen, dass durch die Flüge in größerer Zahl Coronavirus-Fälle nach Deutschland importiert werden könnten, trat der SPD-Politiker entgegen. „Teilweise werden die Leute aus Ländern zurückgebracht, die eine deutlich niedrigere Infektionsrate haben als in Deutschland“, sagte er. „Aber natürlich wird bei den Flügen darauf geachtet, ob es Symptome gibt.“

Die Bundesregierung hat nach Angaben der EU-Kommission auch Brüssel um Hilfe für 13 Rückkehrerflüge aus Ägypten, Marokko, den Philippinen, Tunesien und Argentinien gebeten. Die Kommission stellte mit Blick auf europäische Fernreisende, die wegen der Corona-Krise rasch heimkehren wollen, in Aussicht, einen Teil der Reisekosten zu übernehmen. „Wir sind dazu da, ihnen bei dieser Rückkehr zu helfen“, sagte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in einer Videobotschaft. Man bereite Flüge aus Peru, den Malediven, der Mongolei und vielen afrikanischen Ländern vor.

In Südafrika dauert die Hängepartie der 1240 auf der „AidaMira“ festsitzenden deutschen und österreichischen Passagiere unterdessen an. Trotz der negativen Corona-Testergebnisse von sechs Mitreisenden am Vortag stand eine behördliche Genehmigung für ein Verlassen des Kreuzfahrtschiffes am Donnerstag weiter aus. „Wir brauchen die Genehmigung, unsere Gäste vom Schiff zum Flieger bringen zu dürfen“, teilte Reedereisprecher Hansjörg Kunze der Deutschen Presse-Agentur mit und betonte: „Derzeit verhandeln wir darüber, die Gäste am Samstag durch Aida ausfliegen zu lassen.“ Das Schiff mit seinen 486 Besatzungsmitgliedern liegt seit Montag in Kapstadts Hafen.

(ala/dpa)
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