Corona-Krise Gerüchte zu Schäden durch Ibuprofen bei Infizierten sind Falschmeldungen

Paris/Hamburg/Wien · Ibuprofen oder doch lieber Paracetamol? Oder gleich Aspirin? Ratschläge und Gerüchte zum Einfluss bestimmter Medikamente auf eine Coronavirus-Infektion sorgen derzeit für Verunsicherung. Viele dieser Meldungen sind falsch.

 Eine Auswahl an Schmerzmitteln (Symbolbild).

Eine Auswahl an Schmerzmitteln (Symbolbild).

Foto: Endermann, Andreas (end)

Bei Whatsapp und in anderen sozialen Medien verbreitet sich aktuell ein Kettenbrief, der von der Einnahme des Schmerzmittels Ibuprofen abrät. Eine Frauenstimme behauptet in einer Sprachnachricht bei Whatsapp beispielsweise, Ärzte der Uniklinik Wien hätten herausgefunden, dass es einen Zusammenhang zwischen dem häufig genutzten Mittel und schweren Krankheitsverläufen gebe. „Diese Meldung ist falsch und entbehrt jeglicher wissenschaftlicher Grundlage“, sagt der Chef des Apothekerverbands Nordrhein, Thomas Preis. Auch die Uniklinik Wien meldete sich per Twitter, dass es sich bei dem Kettenbrief um Fakenews handele.

Preis bat die Bevölkerung: „Vermeiden Sie Weiterverbreitung dieser Nachricht und leiten Sie sie nicht weiter. Apotheker und Ärzte arbeiten zur Zeit schon an der Grenze ihrer Belastbarkeit. Solche Falschmeldungen behindern die Arbeit für diejenigen, die jetzt dringend medizinische und pharmazeutische Hilfe brauchen.“

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Foto: dpa/Arne Dedert

Zuvor hatte sogar der französische Gesundheitsminister Olivier Véran per Kurznachrichtendienst Twitter geschrieben, Entzündungshemmer wie etwa Ibuprofen könnten eine Infektion mit dem Coronavirus verschlimmern. Im Falle von Fieber solle man Paracetamol nehmen, riet Véran. Der nationale Gesundheitsdirektor Jérôme Salomon äußerte sich ähnlich und riet von der Einnahme sogenannter nichtsteroidaler Antirheumatika (NSAR) ab. Zu dieser Wirkstoffgruppe zählen neben Ibuprofen auch Acetylsalicylsäure (ASS; Aspirin) und Diclofenac.

Jonas Schmidt-Chanasit vom Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNITM) kann sich durchaus vorstellen, dass insbesondere ASS, aber auch Ibuprofen, bei der Lungenerkrankung Covid-19 nicht hilfreich sein könnten. „Ibuprofen hemmt die Blutgerinnung, das wäre ein möglicher Hinweis“, erläutert der Virologe. Damit steige das Risiko für innere Blutungen. „Bei Paracetamol ist das nicht der Fall.“

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Foto: Christoph Schroeter

Dennoch sei ein Zusammenhang zwischen der Einnahme von NSAR und schweren Verläufen bei Covid-19 nach seinem Wissen bislang nicht gegeben, betont Schmidt-Chanasit. „Wir wissen wenig über die Pathogenese des Virus Sars-CoV-2. Es gibt dazu bisher keine klinischen Daten.“ In Frankreich ist Ibuprofen seit Jahresbeginn nicht mehr frei in Apotheken verkäuflich.

(felt//anh/dpa)
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