Bolsonaro-Sympathisant Ronaldinho Fake-Pass-Skandal wird zur Staatsaffäre zwischen Paraguay und Brasilien

Köln · Wegen der rigorosen Inhaftierung von Brasiliens Ex-Weltfußballer Ronaldinho nach seiner Einreise in Paraguay mit gefälschten Ausweisen haben sich nun gar höchste Regierungskreise beider Länder in den Fall eingemischt.

 Ronaldinho versteckt seine Handschellen unter einem Stoff.

Ronaldinho versteckt seine Handschellen unter einem Stoff.

Foto: AFP/NORBERTO DUARTE

Paraguays Staatspräsident Mario Abdo Benitez forderte am Montag von seinem Innenminister Euclides Acevedo im Gespräch mit dem TV-Sender NPY eine lückenlose Aufklärung "ohne Rücksicht auf Verluste".

Zuvor hatte Brasiliens Justizminister Sergio Moro, der daheim wegen seiner Verurteilung des ehemaligen Staatspräsidenten Luiz Inacio Lula da Silva einen Ruf als Hardliner genießt, sich bei Acevedo höchstpersönlich über den Stand der Ermittlungen telefonisch erkundigt. Ronaldinho ist erklärter Sympathisant von Brasiliens polarisierendem Regierungschef Jair Bolsonaro und zudem offiziell Tourismus-Botschafter für das nationale Fremdenverkehrsamt Embratur.

Ronaldinhos Anwälten gelang es derweil, für Dienstag eine erneute Audienz anzusetzen, um den 39-Jährigen sowie dessen Bruder und engsten Berater Assis aus der kargen Gefängnis-Kaserne der Nationalpolizei zu holen und unter Hausarrest in einer Wohnung in Paraguays Hauptstadt Asuncion zu stellen. "Ein Idol so zu sehen, das schmerzt", gestand selbst Staatschef Benitez.

Der ermittelnde Staatsanwalt Osmar Legal stellte jedoch im Interview mit der Tageszeitung Folha de S.Paulo klar: "Die Verteidigung von Ronaldinho und Roberto (Assis) basiert praktisch nur auf vermeintlichen Prozessfehlern. Die beiden werden aber nicht eher das Land verlassen, bis sie die wahren Informationen über den Zweck der falschen Ausweise vortragen."

Zumal die Anti-Korruptions-Behörde am Montag ein neues pikantes Detail veröffentlichte. Laut des zuständigen Ministers Rene Fernandez wurden im Dezember umgerechnet 12.000 Euro auf den Namen der Brüder auf ein Bankkonto transferiert, das der Abwicklung von Einbürgerungsanträgen dient. Das Geld läge aber immer noch dort.

Ronaldinho und sein Bruder waren am vergangenen Mittwoch mit gefälschten Papieren, die ihnen die paraguayische Staatsbürgerschaft bescheinigten, in Asuncion eingereist. Die Dokumente wurden aber erst Stunden später im Hotel von der Polizei einkassiert. Nach einer ersten Vernehmung am Donnerstag noch auf freiem Fuß gelassen, veranlasste ein Richter am Freitag dann die Verhaftung der beiden.

(eh/sid)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort