Studie der Bundesregierung Leiharbeiter sind häufiger psychisch krank als dauerhaft Festangestellte

Berlin · Leiharbeitnehmer, Teilzeit- und befristet Beschäftigte sind häufiger von psychischen Erkrankungen wie Burn-Out oder Depressionen betroffen als regulär Beschäftigte.

 In der Metall- und Elektroindustrie werden häufig Leiharbeitnehmer eingesetzt.

In der Metall- und Elektroindustrie werden häufig Leiharbeitnehmer eingesetzt.

Foto: dpa/Waltraud Grubitzsch

Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine kleine Anfrage der Linken-Bundestagsfraktion hervor, die unserer Redaktion vorliegt. „Personen in atypischen Beschäftigungsformen weisen einen schlechteren psychischen Gesundheitszustand auf als Normalbeschäftigte“, heißt es in der Antwort des Arbeitsministeriums. „Längsschnittstudien verweisen darauf, dass es sich um kausale Zusammenhänge handeln könnte“, so das Ministerium.

Jeder fünfte Beschäftigte in Deutschland oder fast acht Millionen arbeiten heute in einer so genannten atypischen Beschäftigungsform. Dazu gehören fast eine Million Leiharbeitnehmer, 4,5 Millionen Teilzeitbeschäftigte und rund 2,5 Millionen befristet Beschäftigte. Das Ministerium beruft sich in seiner Antwort auf mehrere wissenschaftliche Studien, denen Langzeitbefragungen des Socio-oekonischen Panels (SOEP) am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) zugrunde liegen. Zu psychischen Belastungen führen demnach vor allem die unsichere Beschäftigungssituation, geringere Löhne und ständig neue Arbeits-Zusammenhänge, denen vor allem Leiharbeitnehmer und befristet Beschäftigte ausgesetzt sind.

Vor allem Leiharbeitnehmer seien „häufiger von Beeinträchtigungen der allgemeinen Gesundheit, von ,Burnout´ sowie Depressionen betroffen als Normalbeschäftigte“, schreibt das Ministerium. Der Antwort zufolge sind vor allem männliche Leiharbeitnehmer deutlich unzufriedener als Normalbeschäftigte. Auch befristet Beschäftigte weisen eine geringere Arbeits- und Lebenszufriedenheit als unbefristet Beschäftigte auf. Teilzeitarbeit habe dagegen einen positiven Effekt auf das Wohlbefinden, so die Antwort. Allerdings litten auch Teilzeitbeschäftigte häufiger als Normalbeschäftigte unter Depressionen. Nicht klar sei aber, ob die höhere Depressionsbetroffenheit der Grund für die Teilzeitarbeit sei oder umgekehrt.

„Unsicherheit, Dumpinglöhne und viel Stress: prekäre Beschäftigung macht krank, vor allem Leiharbeit drückt vielen auf die Seele“, sagte Linken-Politikerin Jutta Krellmann. Die beste Medizin dagegen seien gute Arbeitsbedingungen, Tariflöhne und unbefristete Arbeit für alle.

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