Seit 2010 fast verdoppelt Arbeitgeber zahlen für kranke Mitarbeiter mehr als 60 Milliarden Euro

Berlin · Die Arbeitgeber in Deutschland wenden nach einer neuen Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft immer höhere Summen für die Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall auf. Die Gründe sind vielfältig.

 Wer als Arbeitnehmer krankgeschrieben wird, erhält bis zu sechs Wochen lang von seinem Arbeitgeber das volle Bruttogehalt weiter. (Symbolfoto).

Wer als Arbeitnehmer krankgeschrieben wird, erhält bis zu sechs Wochen lang von seinem Arbeitgeber das volle Bruttogehalt weiter. (Symbolfoto).

Foto: dpa-tmn/Christin Klose

Zwischen 2010 und 2018 haben sich die Ausgaben der Unternehmen für die Lohnfortzahlung von 37 Milliarden Euro im Jahr auf knapp 62 Milliarden Euro nahezu verdoppelt, heißt es in der noch unveröffentlichten IW-Studie, die unserer Redaktion vorliegt.

Dabei wurden 2018 fast 52 Milliarden Euro an Bruttogehältern und weitere zehn Milliarden Euro an Sozialversicherungsbeiträgen für erkrankte Mitarbeiter gezahlt.

„Nicht nur ein leicht erhöhter Krankenstand, sondern auch die günstige Beschäftigungsentwicklung sowie die jährlichen Lohnsteigerungen treiben die Kosten“, heißt es in der Studie. Fehlt ein Mitarbeiter krankheitsbedingt, zahlt der Arbeitgeber nach den gesetzlichen Regeln das volle Gehalt für bis zu sechs Wochen – erst danach springt die gesetzliche Krankenversicherung ein. Deren Krankengeld beträgt allerdings nur 70 Prozent des regelmäßigen Bruttogehalts. Arbeitgeber zahlen auch während des Mutterschutzes und zwar sechs Wochen vor dem Entbindungstermin und acht Wochen nach der Geburt.

Auch gegenüber dem Vorjahr waren die Ausgaben der Arbeitgeber für erkrankte Mitarbeiter um knapp drei Milliarden Euro gestiegen, so die Studie. Denn 2017 seien erst rund 59 Milliarden Euro für die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall angefallen. Da seit dem 1. Januar 2019 auch der Zusatzbeitrag zur gesetzlichen Krankenversicherung paritätisch finanziert werde, dürfte der Anstieg der Aufwendungen für das Jahr 2019 noch höher ausfallen, schreibt IW-Autor Jochen Pimpertz. Die Aufwendungen stiegen nicht nur wegen höherer Fehlzeiten. „Denn selbst bei konstanter Fehlzeitenquote würden die anhaltend günstige Beschäftigungsentwicklung zusammen mit den jährlichen Gehaltsanpassungen zu stetig steigenden Aufwendungen führen“, schreibt Pimpertz.

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