Landschaftspark Duisburg-Nord Tauchen im Gasometer

Alte Flugzeuge, Schiffswracks und sogar Briefkästen erwarten die Anfänger und Profis im größten Indoor Tauchcenter Europas.

 Der Betreiber des Tauch-Gasometers, der Verein Taucher Nordpark, baut die Szenerie regelmäßig um, damit Taucher stets etwas Neues entdecken können.

Der Betreiber des Tauch-Gasometers, der Verein Taucher Nordpark, baut die Szenerie regelmäßig um, damit Taucher stets etwas Neues entdecken können.

Foto: Björn Dorstewitz

Langsam lässt sich ein Taucher in voller Montur von der großen Plattform ins Wasser gleiten. Ein paar Luftblasen steigen zur Oberfläche und schon ist der Profi in den Tiefen des Gasometers verschwunden. Nach wenigen Metern erreicht er das Schiffswrack, taucht durch das Flugzeugwrack einer ATR 42, das noch gar nicht so lange hier am Boden zu liegen scheint. Neugierig schaut er hinein und treibt dann an zwei Autos und einer Cessna vorbei weiter zu einem leuchtend gelben Briefkasten. Nach dem Durchtauchen des künstlichen Riffs und einem Zwischenstopp in der Taucherglocke ist der Luftvorrat beinahe aufgebraucht und der Froschmann muss auftauchen. Zurück an der Oberfläche packt er sein Equipment in den Lastenaufzug und steigt die Treppen des 15 Meter hohen Gasometers im Landschaftspark Duisburg-Nord wieder hinab. Das heutige Tauchabenteuer ist vorbei.

Das TauchRevierGasometer ist das größte Indoor-Tauchtrainingszentrum Europas. Bei einem Durchmesser von 45 Metern und einer Wassertiefe von 13 Metern fasst der Gasometer rund 21 Millionen Liter Wasser und ist sogar als Freiwasser anerkannt. „So können wir fast alle Tauchkurse direkt vor Ort durchführen“, betont Inhaber Christian Patzak. Die Bedingungen sind zu jeder Jahreszeit gut, die Wassertemperaturen schwanken jedoch wie im Freiwasser zwischen sechs Grad im Winter und bis zu 26 Grad im Sommer.

„Bei uns haben die Taucher immer eine gute Sicht, die je nach Jahreszeit und Betrieb bis zu 25 Meter reicht“, zeigt Patzak die Vorteile auf. Und zu sehen gibt es eine ganze Menge. Im Gasometer liegen Schiffs- und Autowracks, zwei Flugzeuge und kleine, sogenannte Giveaways, wie Briefkästen, Straßenschilder oder eine Kunststoff-Kuh. „Ganz neu ist das große Flugzeug – eine ATR 42“, schwärmt Patzak. „Beliebt sind aber auch unsere zwei mit Luft gefüllte Tauchglocken, in denen man sich unter Wasser unterhalten kann.“ Das Szenario wird regelmäßig umgestaltet, sodass auch Wiederkehrer immer etwas Neues entdecken können.

 Im Landschaftspark Nord gibt es für Taucher im Inneren des alten Gasometers Vieles zu erkunden, wie etwa ein altes Schiffswrack.

Im Landschaftspark Nord gibt es für Taucher im Inneren des alten Gasometers Vieles zu erkunden, wie etwa ein altes Schiffswrack.

Foto: Björn Dorstewitz

Die Geschichte begann vor rund 30 Jahren. „In Nordrhein-Westfalen gibt es sehr viele Taucher“, weiß Christian Patzak. „In den zahlreichen Baggerseen sind jedoch immer die gleichen Fische zu sehen und oftmals ist die Sicht sehr schlecht, sodass Tauchgänge in der Region irgendwann langweilig werden.“ Mitte der 1980er Jahre suchte man dann nach einer neuen Tauchmöglichkeit, die leicht zu erreichen war, und kam schließlich auf den Gasometer im Landschaftspark Duisburg-Nord. „Es handelt sich um einen Nass-Gasometer, also befand sich bereits Wasser im Bauwerk zur Isolierung“, blickt Patzak zurück. „Und da wo Wasser drin ist, sollte man doch auch etwas zum Tauchen bauen können.“ Mit viel Arbeit wurde von den Mitgliedern des Vereins „Taucher Nordpark“ der Gasometer zum Tauchbecken umgewandelt und seit 2001 gibt es einen offiziellen Tauchbetrieb für die Öffentlichkeit.

Anfänger unternehmen beim Schnuppertauchen die ersten Versuche unter Wasser. Nach einer theoretischen Einweisung in die Verhaltensregeln geht es mit kompletter Ausrüstung ins frische Nass. Gemeinsam mit einem erfahrenen Instructor erleben Einsteiger die ersten Atemzüge unter Wasser und tauchen bis zu vier Meter tief. Weiter hinab geht es beim Abenteuertauchen, für das man ebenfalls keinen Tauchschein braucht. Mit einem Tauchlehrer unternehmen Einsteiger eine Runde durch den Gasometer zum künstlichen Riff und zu den Wracks und begeben sich auf bis zu zwölf Meter Tiefe. „Bei uns gibt es immer eine 1:1-Betreuung“, betont Christian Patzak. „Sollte der Tauchneuling unsicher sein oder Probleme bekommen, ist so immer jemand zur Stelle.“

Wem der Sport gefällt, der kann im Gasometer den Open Water Diver Tauchschein absolvieren, dazu gibt es eine Vielzahl an Weiterbildungs- und Spezialtauchkursen. Sportler mit Tauchschein können an den Wochenenden zu den Öffnungszeiten durch den Gasometer gleiten, vor Ort kann die Ausrüstung auch ausgeliehen werden. „Wir bilden vom Anfänger bis zum Tauchlehrer alles aus“, erzählt Christian Patzak. „Zudem trainieren bei uns die Feuerwehrtaucher, Polizeitaucher, Berufstaucher und spezielle Einsatzkräfte, um im Ernstfall perfekt vorbereitet zu sein.“

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